Wenn Alain Favey zur Jahrespressekonferenz ruft, serviert der oberste Boss der Porsche Holding nicht nur Zahlen en masse. Sondern dann darf man sich auch Äußerungen zur (wirtschafts-)politischen Lage erwarten. So war es auch diesmal, und zwar in Richtung Bundesregierung und Wiener Stadtpolitik.
Doch beginnen wir mit den wichtigsten Kennziffern: Das Volumen im Groß- und Einzelhandel stieg im Vorjahr in den 24 Märkten, in denen das Salzburger Unternehmen vertreten ist, auf rund 615.000 Neuwagen-Auslieferungen, das ist eine Zunahme von knapp 4 Prozent im Vergleich zu 2013. Auf den Großhandel (13 Märkte in Zentral- und Osteuropa sowie Chile und Kolumbien) entfielen rund 274.100 Einheiten (117.400 davon kamen in Österreich bei VW, Audi, Seat, Skoda und Porsche zusammen). Das bedeutete zum Stichtag (16. Dezember) einen Marktanteil von 35,9 Prozent - der exakt gleiche Wert wie ein Jahr zuvor.
592 Händler und 32.400 Mitarbeiter
Wie groß die Porsche Holding mittlerweile geworden ist, zeigt auch ein Blick auf die Händler: Vor allem durch ein verstärktes Engagement in China stieg deren Zahl binnen Jahresfrist von 570 auf 592. Das wirkt sich natürlich auch auf die Mitarbeiter aus: Zu Jahresende waren zwischen China und Chile 32.400 Personen in den Betrieben der Porsche Holding beschäftigt, nach 31.850 Ende 2013.
Kommen wir zurück nach Österreich, also quasi in die Zentrale: An großen Investitionen (insgesamt 53 Millionen Euro) gab es im Vorjahr den Zubau zum "Porschehof"(für die Porsche Informatik), den neuen Standort für die Sportwagenmarke Porsche in der Sterneckstraße (Salzburg) sowie den Beginn der Erweiterung des Teilezentrums in Wals-Siezenheim.
Allzu optimistische Erwartungen hat Favey allerdings nicht, was die nahe Zukunft betrifft. Er schätzt, dass 2015 neuerlich etwa 305.000 Neuwagen in Österreich verkauft werden. Knapp 36 Prozent dürften, wie 2015, über eines der Unternehmen der Porsche Holding fakturiert werden.
"Steueranhebungen wären das falsche Signal"
Dass der Markt im Vorjahr doch niedriger ausgefallen ist, als zu Beginn erwartet, führt Favey unter anderem auf die Änderungen bei der Besteuerung mit 1. März zurück: Durch den um rund 14.000 Einheiten gesunkenen Neuwagen-Verkauf habe der Finanzminister 13 Millionen Euro weniger an NoVA eingenommen; bei der Mehrwertsteuer betrage das Minus sogar 58 Millionen Euro (kalkuliert bei einem Durchschnittspreis von 25.000 Euro pro Neuwagen).
Angesichts dieser negativen Zahlen warnte Favey die Regierung vor neuerlichen Steueranhebungen: "Das wäre ein falsches Signal, von dem wir nur strengstens abraten können." Vielmehr müssten die Politiker in dieser Situation an Anreize denken, um die Wirtschaft zu beleben. Bei der Porsche Holding kann man sich zum Beispiel Incentives zur Förderung von CO2-ärmeren Fahrzeugen (Plug-in-Hybride, Erdgasautos und Elektrofahrzeuge) vorstellen.
Faveyäußerte sich auch zur Wiener Stadtpolitik: Diese scheine das Auto "mit jeder Gewalt aus der Stadt bringen zu wollen". Dabei gebe es durchaus auch andere Lösungen als nur "raus aus der Stadt", allerdings würden die Wiener Stadtpolitiker nicht wirklich Gesprächsbereitschaft zeigen. Daher könne er, Favey, die derzeitige Wiener Verkehrspolitik nicht akzeptieren: "Wir haben Händler und eine Verantwortung, dass sie weiterhin präsent bleiben."
Ab 1. Juli auch Importeur in Bosnien
Doch wie eingangs erwähnt: Für die Porsche Holding ist Österreich zwar Heimmarkt, aber bei Weitem nicht das einzige Land, in dem man vertreten ist. Als nächsten Staat nimmt man am 1. Juli 2015 Bosnien unter die Fittiche - den letzten "weißen Flecken" in dieser Region. Dass es sich ausgezahlt hat, in den zahlreichenLändern Osteuropas auch in den langen Jahren der Krise aktiv zu sein, beweisen die Zahlen von 2014: Bis auf Serbien wuchsen die Verkaufszahlen überall, der Marktanteil der VW-Konzernmarken in diesen Ländern stieg von 15,8 auf 18,3 Prozent.
Die große Ausnahme ist die Ukraine, wo der Gesamtmarkt im Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf 92.000 Einheiten eingebrochen ist: "Wir werden natürlich nicht weggehen, auch wenn wir unsere Strukturen dem Markt anpassen mussten", analysiert Favey. "Denn die Ukraine hat 43,15 Millionen Einwohner, also fünfMal so viele wie Österreich. Doch der Motorisierungsgrad liegt nur bei 198 Fahrzeugen auf 1.000 Einwohner, während es in Österreich 546 sind. Es gibt also viel Potenzial." Besonders schwierig sei die Lage im Gebiet von Donezk und Lugansk, wo es auch Zerstörungen bei den Händlerbetrieben gebe. "Dorthin können wir weder Neuwagen noch Ersatzteile liefern", sagt Favey: "Die Kunden müssen also aus dem Gebiet herausfahren, um sich zu versorgen."
Die kompetente Argumentation
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