A&W: Mit dem schwachen Winter ist die Lack-Branche schlecht in das Jahr gestartet. Konnte der Rückstand aufgeholt werden? Wie sind die Erwartungen für den Winter und damit für das Gesamtjahr?

Steinwender, Glasurit: Insgesamt hatten wir einen stabilen Geschäftsverlauf, was vor allem auf den guten Kundenmix aus freien Werkstätten und OEM Betrieben zurückzuführen ist. Die etwas geringere Auslastung der Betriebe konnte durch Neukunden wettgemacht werden.

Grohmann, R-M: Durch den starken Nutzfahrzeug-Bereich haben wir aber kaum Auswirkungen bemerkt.

Bäurle, Akzo Nobel: Auf das gesamte Jahr betrachtet, konnte der verhältnismäßig schwache Winter nicht vollständig kompensiert werden. Mit prozessbeschleunigenden Innovationen wie dem neuen Sikkens-Klarlack Autoclear 2.0 und einer stetigen Optimierung unserer internen Prozesse konnten wir vielesauffangen -so lagen wir im September auf einem guten Niveau. Erfahrungsgemäß hat aber der Winter am Jahresende keinen großen Einfluss mehr auf die Umsatzwerte des aktuellen Jahres.

Weismann, Cromax: Die Auslastung der Betriebe ist in diesem Jahr nicht wunschgemäß. Begründung dafür sind der nicht vorhanden gewesene Winter, der schlechte Sommer und der ausgebliebene Hagel.

Trotzdem ist das Jahr besser, als dies in den ersten Monaten erwartet wurde. In einer erstaunlich großen Anzahl unserer Kundenbetriebe konnten die Umsätze vom letzten Jahr in etwa gehalten werden. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass viele Betriebe mittlerweile professionelles Marketing betreiben oder sich in Netzwerke wie etwa Five Star zusammenschließen. Durch unsere professionellen Kundenbetriebe und die Gewinnung überdurchschnittlich vieler Neukunden werden wir unser Ziel für heuer annähernd erreichen.

Lanzerstorfer, PPG: Grundsätzlich sind wir mit diesem Jahr zufrieden, da wir mit PPG auch mehrere Standbeine haben und Rückgänge auf Pkw-Seite mit guter Auslastung in Nfz und Industrie kompensieren können. Die Auslastungsprobleme sind regional oft auch sehr unterschiedlich, z. B. hat der Süden Österreichs durch Hagelschäden mehr profitiert als andere Gebiete, das hat uns als PPG wieder geholfen, da wir hier sehr gut aufgestellt sind.

Aber alles in allem sehe ich auch für den Rest des Jahres das Geschäft zumindest stagnierend. Helfen könnte hier nur ein massiver und überraschender Wintereinbruch

Lobert, Lechler: Der europäische Autoreparaturlack-Markt ist allgemein kein Wachstumsmarkt. Bessere Sicherheitsausstattung, Einparkhilfen, schnelle Totalschadenbewertung bei Kleinfahrzeugen, schonendes Beulendrücken usw. drücken die Schadenhäufigkeit. Das ist die aktuelle Situation und wird die zukünftige Entwicklung sein, die zusätzlich durch die jeweilige Konjunktur und das entsprechende Konsumentenverhalten beeinflusst wird.

In den letzten Jahren haben die freien Lackierbetriebe gegenüber den Markenwerkstätten an Bedeutung gewonnen. Worauf führen Sie das zurück und wie sehen Sie die künftige Entwicklung?

Weismann, Cromax: Freie Betriebe investieren mehr in Marketing als früher und deshalb ist der Bekanntheitsgrad der freien Betriebe gestiegen. Dies ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um erfolgreich am umkämpften Markt bestehen zu können.

Lobert, Lechler: Ein Blick auf das steigende Alter des Fahrzeugbestands könnte eine Erklärung bieten. Darüber hinaus arbeiten viele freie Lackierbetriebe für Markenwerkstätten, obwohl die Hersteller nachhaltig versuchen, das margeninteressante Aftermarket-Geschäft in ihre Service-Netze zu holen bzw. den Kunden schon beim Fahrzeugverkauf vertraglich zu binden. Wir rechnen mit erheblich stärker werdenden Schadenssteuerung in den kommenden Jahren.

Lanzerstorfer, PPG: Das ist richtig und für uns natürlich eine positive Entwicklung, da der freie Lackierbetrieb genau die Kundenstruktur und Zielgruppe ist, in der wir uns erfolgreich bewegen. Freie Lackierbetriebe sind flexibler und haben nicht den Kostenrucksack, den ein Autohändler trägt. Auch ist die Konzentration auf das Wesentliche von Vorteil da in freien Betrieben meist effizienter gearbeitet werden kann.

Bäurle, Akzo Nobel: Freie Lackierfachbetriebe sind voll und ganz auf das Lackiergeschäft spezialisiert und dadurch auch entsprechend organisiert. Sie haben eine höhere Reparaturtiefe, das bedeutet, dass sie eher ein Karosserieteil reparieren, als es auszutauschen. Dadurch gewinnen sie den Vorteil,den Kunden noch attraktivere Angebote unterbreiten zu können. Noch nicht ganz abzuschätzen ist die Frage, wie sich die geplanten eCall-Systeme -das integrierte automatische Notrufsystem in den Fahrzeugen -durchsetzen werden und welchen Einfluss sie auf den Markt haben werden.

Steinwender, Glasurit: Das Bild der freien Werkstätten hat sich gewandelt. Freie Betriebe glänzen heute durch Service und Flexibilität und punkten auch mit ihrem Erscheinungsbild. Künftig werden auch weiterhin jene Betriebe Erfolg haben, die sich gut am Markt positionieren und in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter investieren.

Grohmann, R-M: Die freien Werkstätten haben sich den Herausforderungen des Marktes gestellt. Sie achten vermehrt auf einen gesunden Kundenmix und investieren in neue Technologien und Schulungen. Diesen Weg gilt es auch weiter zu verfolgen.

Die Privatkunden schwächeln beim Fahrzeugkauf und auch bei den Reparaturaufträgen, der Firmenkunde bleibt weitgehend stabil.

Wie können Sie die Betriebe hinsichtlich dieser Entwicklung unterstützen?

Steinwender, Glasurit: Durch Maßnahmen, die die Kundenbindung stärken und durch gezielte Marketingaktivitäten kann sich die Werkstatt als attraktiver Servicedienstleister am Markt positionieren. Im Rahmen unseres Kundennetzwerkes ColorMotion bieten wir unter anderem Seminare zu diesen Themen an. Wichtig ist dabei auch das Netzwerken untereinander. Dieses fördern wir gezielt mit unserem ColorMotion-Jahresevent.

Bäurle, Akzo Nobel: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten: Neben der aktiven Kundenakquise müssen auch mehr Leistungen angeboten werden, wie zum Beispiel Smart Repair. Es ist eine clevere Geschäftsidee, die bereits viele Betriebe für sich nutzen, um neue Kunden zu gewinnen, denn das Thema GeldundZeitersparnis ist auch für die Autofahrer immer aktuell. Wir unterstützen unsere Kunden, die sich dazu entschließen, Smart Repair in ihr Portfolio aufzunehmen mit einem Komplettangebot. Hier kommt unsere innovative UV-Technologie zum Einsatz, aber auch Beratungen zum Prozess und zur werblichen Vermarktung dieses Reparaturprozesses.

Lobert, Lechler: Mit den effizienten Lechler-Lackprodukten lassen sich Arbeitszeit und Energiekosten reduzieren, was interessante Angebote für die Kunden ermöglicht. Die Betriebe werden sich außerdem intensiv mit dem Marktsegment Smart Repair für den kleinen Geldbeutel auseinandersetzen müssen, für die Lechler geeignete Produkte anbietet. Ein Blick über den Horizont auf kleinere, mit dem Lechsys-Mischsystem leicht zu lösende Industrielackieraufträge kann bei der Kapazitätsauslastung helfen.

Lanzerstorfer, PPG: Wir arbeiten mit allen wichtigen Leasingunternehmen und Flottenbetreibern zusammen. Als PPG wollen wir aber nicht aktiv in die Schadenssteuerung eingreifen. Das führt zu Ungerechtigkeiten und sollte nicht Aufgabe des Lacklieferanten sein. Was uns eher mehr Sorge bereitet, ist das Mobilitätsverhalten der Fahrzeugbesitzer -hier sehen wir z. B. in Ballungszentren durchaus eine Änderung hin zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Das wird in Folge einen negativen Einfluss auf das Schadensaufkommen haben und natürlich der Trend zu Kleinwagen, wo bereits bei geringem Reparaturbedarf das Fahrzeug als Totalschaden bewertet wird. Alles zusammen entzieht der Reparaturwirtschaft die nötigen Aufträge.

Weismann, Cromax: Mit wirtschaftlichen Produkten können Reparaturen schneller und damit günstiger abgewickelt werden. Wir versuchen bei unseren Produkten stets ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, das die Betriebe dem Endkunden weitergeben können. Denn letztlich ist es auch eine finanzielle Frage, ob sich der Endkunde eine Reparatur leistet oder nicht.

Mit dem Marketingprogramm Five Star unterstützen wir die Betriebe, auch bei Leasing-, Flotten und Versicherungen als bevorzugter Partner Fuß zu fassen.

Grohmann, R-M: Ein guter Kundenmix ist für den Erfolg der Werkstatt sehr wichtig. Wir arbeiten mit internen und externen Beratern aus den Bereichen Marketing und Akquise zusammen. Wir können unsere Kunden so flexibel -durch Seminare oder Vor-Ort-Schulungen -unterstützen.