Schwierige Marktverhältnisse lassen sogar Reifengiganten wie Continental neue Argumentationsgrenzen ausreizen.

Von Continental bei Internet-Auktionen durchgeführte Testkäufe ergaben für Gebrauchtreifen naturgemäß ein schlechtes Ergebnis. Was aus Sicht eines Premiumanbieters durchaus logisch erscheint, sieht jedoch der Verbraucher als Möglichkeit, "preiswert" einen Winterreifen zu erhalten. Beim gefahrenresistenten und in der Regel finanziell klammen Suchenden kommt eine "Schnäppchen-Mentalität" zum Tragen und der Verkäufer hat auch noch ein paar Euro davon. "Auktionen suggerieren häufig eine Sicherheit, die die Produkte de facto nicht halten können", weiß Alexander Bahlmann, Leiter Öffentlichkeitsarbeit Pkw-Reifen, Continental, Division Reifen: "Da kann ein Reifensatz samt Felge um 1 Euro schon ins Auge stechen."

"Preiswertes" Sicherheitsrisiko

Ein Winterreifen sollte ohnehin nichtälter als 4 Jahre sein, dennoch entsprach keiner der online erworbenen gebrauchten Produkte gängigen Mindestanforderungen an die Sicherheit. Die Mischungen waren deutlich ausgehärtet, mechanische Beschädigungen -für einen Laien kaum sichtbar -waren umfangreich. Einzig die Mindestprofiltiefe unddie Kennzeichnung mit M+S entsprachen den gesetzlichen Regelungen. "Die Bremswege auf Schnee wären mit denen von qualitativ schlechten Sommerreifen vergleichbar", warnt Winterreifen-Entwicklungsleiter Dr. Holger Lange eindringlich vor unvorsichtigen Käufen gebrauchter Winterreifen im Internet.

Im Interesse der Verkehrssicherheit ist ein gebrauchter Reifen im Internet der falsche Verkaufskanal. Das Problem dabei ist, dass der Verbraucher mit "Schnäppchen-Mentalität" auf diesem Beschaffungsweg in der Regel keine Fachwerkstatt frequentiert.

So liegt es an der Aufklärung -vorrangig Sache von Industrie, Handel und Gewerbe -eindringlich die lauernden Nachteile einer solchen Kaufabsicht klarzustellen. Jedenfalls kann sich keiner darauf verlassen, dass es sich bei einem scheinbar in noch so gutem Zustand befindlichen gebrauchten Winterreifen auch noch um ein sicheres Produkt handelt.

Vorher Reifen(fach)handel kontaktieren

Gebrauchte Reifen sollen allenfalls vor dem Kauf von Reifenfachleuten geprüft werden, die auch die richtige auf das zugelassene Fahrzeug passende Reifen-/Felgenkombination checken können und das Reifenalter -maximal drei Jahre alt, deutlich über 4 mm Profiltiefe -feststellen können.

Summa summarum sollten Gebrauchtreifen nicht sorglos gekauft werden, denn die meist unsichtbaren Mängel können einen Käufer unter Umständen teuer zu stehen kommen -übrigens auch den Fachbetrieb, der sorglos eine Unbedenklichkeitserklärung erteilt. Der Reifenfachhandel kann das in seiner Verbandsarbeit (VRÖ) in der Öffentlichkeit argumentieren. Steht der potenzielle Käufer einmal auf demHof, lässt sich eine Neukaufalternative leichter offerieren. (LUS)