Nicht nur in Europa, auch in China sollen staatliche Förderungen das
Geschäft mit Elektrofahrzeugen ankurbeln. Die Regierung in Peking
strebt vor allem nach mehr Unabhängigkeit von Erdölimporten. Anspruch
und Wirklichkeit klaffen jedoch noch weit auseinander.
Insgesamt 6.853 "New Energy Vehicles" wurden im 1. Quartal 2014 in
China verkauft, darunter 4.095 rein elektrische Fahrzeuge und 2.758
Plug-in-Hybride. Gemessen an der Größe des Gesamtmarkts und den
vollmundigen politischen Ankündigungen war dies eine wahrhaft
bescheidene Zahl. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit zeigt
sich auch daran, dass die Führung bis Ende 2015 das Ziel von 500.000
zugelassenen Elektro-und Hybridautos ausgegeben hat. Laut Statistikder chinesischen Autoherstellervereinigung wurden seit 2011 aber erst
ca. 25.000 Elektroautos verkauft, davon die Mehrheit an
Flottenbetreiber und staatliche Institutionen.
Keine Statussymbole
Schuld ist das klassische Henne-Ei-Problem, das sich in China noch
verschärft als "Sichuan Chicken" präsentiert: Erst einmal sind
E-Tankstellenflächen in Mega-Citys wie Chongqing, Shanghai oder
Peking sehr teuer und bringen keine Rendite. Freie Flächen können
lukrativer vermietet werden bzw. sind durch Immobilienprojekte besser
nutzbar. Folglich ist mangels E-Tankstelle in der Nachbarschaft und
kaum öffentlichen Parkplätzen auf der Straße -man parkt das Fahrzeug
nur innerhalb der Wohnanlage -das Aufladen "über Nacht" oft gar nicht
machbar. Über all dem steht noch, dass chinesische Elektroautos nicht
als luxuriös und sexy gelten: Sie bringen keinen Statusfür den
Besitzer. Ein Blick nach Shanghai veranschaulicht die aktuelle
Situation. Dort hatte der Stromnetzbetreiber Ende 2013 erste 10 (!)
öffentliche Ladestellen installiert, allesamt auf dem Expo-Gelände
mit einer Fläche von 5 Quadratkilometern. Insgesamt sollen 50 weitere
E-Tankstellen in diesem Stadtteil installiert werden -und das bei
einer 25 Millionen Einwohner zählenden Stadt, die mit einer Fläche
von 6.500 Quadratkilometern halb so groß ist wie Oberösterreich.
Während man in der "Auto-Stadt" Anting bei Shanghai eine große
Tesla-Schnellladestation nicht unweit einer neuen BMW-i3-Station
findet, ist das Angebot in den anderen Wohnbezirken bescheiden.
Einige der großen Shoppingcenter bieten zwar in der Parkgarage 2 bis
3 Ladeplätze an, öffentliche Elektrotankstellen sind aber so gut wie
nicht vorhanden.
Über 50 Prozent Rabatt
Angesichts dessenüberrascht es nicht, dass 2013 in Shanghai
lediglich 270 (!) Elektroautos verkauft wurden, davon 121 an
Privatpersonen -und das trotz üppigster finanzieller Förderung der
lokalen Stadtregierung: Wer sich von der Mobilität der Zukunft zum
Kauf elektrisieren lässt, dem winken satte 50 Prozent Rabatt auf den
Listenpreis plus einer Gratis-Nummerntafel (deren regulärer Preis lag
Ende 2013 bei umgerechnet 11.000 Euro) sowie Gratisstrom für 2 Jahre.
Um die Rabattsituation im Alltag zu erheben, machte abc Shanghai -
seit 10 Jahren der führende österreichische Partner für
Fahrzeugimporteure, Zulieferer, Teilehändler und Aftermarket im
"Reich der Mitte"-mittels zwei Beratungsgesprächen die Probe aufs
Exempel. Tatsächlich kostet der hochgerüstete und vollwertige
Elektroflitzer Roewe E50 einem Endkunden in Shanghai statt 340.000
Renminbi (41.300 Euro) nur 18.170 Euro. Wer überdies in der Jiadinger
Autocity wohnt, bekommt sogar Strom im Wert von 1.800 Euro dazu
geliefert.
Aber dennoch - bisher sieht es in China eher nach Kurzschluss als
nach elektrisierenden Geschäften aus.