Auf den Ausstellungsflächen in Moskau waren neue Modelle zu sehen, die für die Zukunft des russischen Marktes von großer Bedeutung sind. Dieser dürfte trotz des aktuellen Absatzrückgangs bald zum größten Automarkt Europas aufsteigen. Vor allem die Renault-Nissan-AvtoVAZ-Allianz, der größte Spieler mit insgesamtvier Autowerken, sorgte für massives Interesse der Besucher.

Lada-Hersteller AvtoVAZ, an dem Renault und Nissan seit Juni mehrheitlich beteiligt sind, präsentierte mit dem Konzept des Lada Vesta das erste komplett neue Modell auf eigener Plattform seit mehreren Jahren. Der Produktionsanlauf ist für September 2015 vorgesehen. 2016 soll dann der Lada XRAY, ein auf der Technik des Dacia Sandero basierender Crossover, folgen. Aus dem Allianz-Stall kamen auch weitere Neuheiten: Vom Billigauto Datsun mi-DO, das vom Lada Kalina abgeleitet wurde, über den neuen Sandero, der in Russland Renault heißt, bis zum Stufenheckmodell Nissan Sentra.

Attraktiv war auch der Chevrolet Niva Next Generation Concept, der einen Vorgeschmack auf die zweite Generation des kompakten SUV-Modells bietet. Der neue Chevrolet Niva wird ab 2016 beim Joint Venture GM-AvtoVAZ entstehen.

Autos aus China werden immer wichtiger

Obwohl der Marktanteil chinesischer Marken aktuell nur bei 3,3 Prozent liegt, zeigen die Chinesen großes Interesse an Russland. Das passt zur Linie der russischen Führung, die politisch sowie wirtschaftlich immer stärker Richtung China schielt. Auf dem Moskauer Salon waren elf chinesische Marken zu bewundern. Great Wall hat dort seine zweite Marke Haval erstmals außerhalb Chinas präsentiert.

Am Vorabend des Salons feierte Great Wall die Grundsteinlegung für eine Autofabrik nahe der Stadt Tula. Geplant ist die jährliche Produktion von 150.000 Autos der Marke Haval. Zwar werden bereits seit mehreren Jahren chinesische Autos von russischen Firmen montiert, doch mit Great Wall errichtet erstmals eine chinesische Firma mit einer direkten Investition ein Autowerk in Russland.

Schwierige Lage

Der aktuelle Wirtschaftskrieg zwischen dem Westen und Russland sowie Drohungen mit möglichen Einschränkungen der Autoimporte machen das Leben der Branche nicht einfach. Diplomatisch agieren muss vor allem Bo Andersson, President und CEO von AvtoVAZ, an dessen Firma neben Renault und Nissan auch das Staatsunternehmen Rostech beteiligt ist. So hat Andersson in Moskau den Renntourenwagen Lada Vesta WTCC, der 2015 an der auch in Österreich ausgetragenen Rennserie WTCC teilnehmen soll, enthüllt. Hauptsponsor des Teams ist die Ölfirma Rosneft, gegen die wenige Tage danach Sanktionen erlassen wurden.

In den ersten acht Monaten ist der Markt für Pkws und leichte Nutzfahrzeuge in Russland um 12,1 Prozent auf knapp 1,6 Millionen Einheiten zurückgegangen. Im August gab es einen Einbruch um fast 26 Prozent. Schuld daran ist nicht nur die Ukraine-Krise, denn die Abkühlung der Wirtschaftslage hat bereits 2013 begonnen. Einige Hersteller reduzieren die Produktion deutlich. "Wir glauben an das langfristige Potenzial Russlands, aber Volumen und Preise sind momentan unter starkem Druck und der Rubel verliert weiter an Wert", sagt Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der für alle GM-Aktivitäten in Russland zuständig ist.

Lokale Fertigung

Wegen des schwachen Rubels nimmt die Bedeutung der Lokalisierung der Teilefertigung in Russland zu. Auf diesem Gebiet ist die Renault-Nissan-Allianz besonders gut aufgestellt. Weitere Konsequenz: Erst im September hat Opel ihre Einkaufs- und Logistikchefin Susanna Weber mit der Führung des gesamten Russland-Geschäfts betraut.