Mit der Entwicklung alternativer Antriebe könnte auch der Service-und
Ölwechsel-Bedarf sinken. Bei manchen Lösungen bleibt für die
Werkstätte allerdings alles beim Alten.
Die Sorge ist durchaus begründet: Wird das Elektroauto nach und nach
Realität, wird auch der ertragreiche Ölwechsel Geschichte. Geht es
nach der Politik, kann es damit gar nicht schnell genug gehen. Aber
auch bei der realistischen und zunehmend an Bedeutung gewinnenden
Hybrid-Technologie wird durch kleinere Motoren das Ölvolumen deutlich
zurückgehen. Doch nicht alle Zukunftsszenarien verzichten auf den
Verbrennungsmotor, manche sehen darin sogar die Zukunft.
Synthetische Kraftstoffe beim Motorensymposium
Beim 35. Wiener Motorensymposium (siehe auch Bericht Seite 46 im
Hauptheft) sorgte eine Vortragsreihe für Aufmerksamkeit. Unter der
Sektion "Kraftstoffe" erklärten ein Chemie-Professor und ein
erfolgreicher Unternehmer aus dem Bereich Abgasnachbehandlung ein
mögliches Zukunftsszenario. Prof. Dr. Robert Schlögl,
Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (CEC), und
Dipl.-Ing. Wolfgang Maus, Gründer von Emitec, sprachen über
Designerkraftstoffe und OME (Oxymethylenether).
Energie in Treibstoff umwandeln
Kurz zusammengefasst steckt dahinter folgende Idee: Im Zuge der von
der EU angestrebten Energiewende wird es -zumindest zu bestimmten
Tageszeiten -zu viel Strom aus Wind, Sonne und Wasser geben.
Teilweise ist das heute bereits der Fall. Statt diese Energie in
Strom umzuwandeln, könnten damit synthetische Kraftstoffe erzeugt
werden. OME, einer dieser Designerkraftstoffe, ist ein
hochqualitativer Dieselersatz. Damit könnte langfristig fossiler
Kraftstoff gänzlich und CO 2-neutral ersetzt werden. OME wird aus CO
2 (als Abfall von großen Industrieanlagen in großen Mengen vorhanden)
und H2O hergestellt, allerdings über den energieintensiven Umweg des
Wasserstoffes, dessen Abspaltung von H 2 O noch nicht preisgünstig
realisiert werden konnte. Durch den aktuellen Kraftwerkmix sind
Elektroautos bekanntlich weit von CO 2-Neutralität und
Schadstofffreiheit entfernt, mitalternativer Energie (Strom, Wasser,
Wind) kann maximal CO 2-Neutralität erreicht werden. Bei der
Verwendung von Fahrzeugen mit OME könnte sogar Sub-Zero-Emission
erreicht werden, also eine negative Emissionsbilanz. Speziell in
Ballungszentren würde die vom Auto angesaugte Luft den Auspuff
aufgrund der aufwändigen Abgasnachbehandlung sauberer wieder
verlassen.
Nutzung bestehender Infrastruktur
Der größte Vorteil wäre allerdings die Umsetzbarkeit in der
bestehenden Infrastruktur. Als Dieselersatz könnte OME dem fossilen
Treibstoff sofort beigemengt werden und über das bestehende
Tankstellennetz in aktuellen Fahrzeugen verwendet werden. Eine
beispielsweise 20-prozentige Beimengung würde sofort eine wesentlich
höhere CO 2-Einsparung bringen als die langsame Umsetzung der
Elektromobilität, zumal es über den gesamten, bestehenden Fuhrpark
auf unseren Straßen wirksam wäre.
Problem Wasserstoff-Abspaltung
Einige Hürden müssten noch genommen werden. Die Abspaltung des
Wasserstoffs von Wasser ist noch teuer und energieintensiv. Kritiker
meinen, man sollte den gewonnenen Wasserstoff gleich direkt als
Treibstoff verwenden, da bei jeder Umwandlung Energie verbraucht
wird. Die Produktion in der notwendigen Mengeist momentan ebenso
wenig realistisch wie der Preis im Vergleich zum Dieselkraftstoff.
In jedem Fall würden OME-betriebene Fahrzeuge weiterhin Motoröl
benötigen. Der Ertragsbringer der Werkstätte wäre wieder einmal
gerettet. (GEW)