Mit persönlichem Einsatz und Rücksicht auf die Händler will Arnaud de
Kertanguy die Position von Renault ausbauen.
Läuft etwas falsch bei Renault? Ende Mai stand ein Minus von 14
Prozent in der Pkw-Neuzulassungsstatistik. Bei leichten
Nutzfahrzeugen konnte man die Marktanteile zwar ausbauen, der
generelle Marktrückgang führte aber dennoch zu einem Rückgang in
absoluten Zahlen.
"Die Sektkorken knallen zu lassen, ist derzeit sicher nicht
angebracht", sagt Händlersprecher Max Sonnleitner. Von einer Krise
will der größte Renault-Partner des Landes aber keineswegs sprechen.
Im Gegenteil: Kaum eine andere Marke gehe mit so viel Rückenwind in
das zweite Halbjahr.
Kampf um Kontingente
Ganzähnlich lautet die Einschätzung von Importeurschef de Kertanguy.
Mitte 2007 übernahm der davor in Russland tätige Franzose die
Verantwortung für Österreich, im folgenden Jahr wurden bereits
deutliche Zuwächse erreicht. Heuer will de Kertanguy diesen Kurs
fortsetzen: Einschließlich der Transporter soll der Marktanteil von
6,8 auf 7,3 bis 7,4 Prozent steigen. Dass es bislang gar nicht danach
aussah, ist für de Kertanguy schnell erklärt: "Das Problem liegt
darin, dass wir kämpfen müssen, um Autos zu bekommen." Vor allem
Twingo, Clio und der Dacia Sandero seien in den vergangenen Monaten
nur schwer lieferbar gewesen.
Produktionskürzungen auf der einen und die deutsche Abwrackprämie auf
der anderen Seite forderten ihren Tribut. Auch hierzulande
profitierte Renault beinahe doppelt so stark von der Ökoprämie, als
es die eigentlichen Marktanteile vermuten lassen. Die Zeiten
mangelnder Lieferfähigkeit sollen jedoch schon bald vorbei sein: "Ich
habe mich dafür eingesetzt, dass wir Sonderkontingente erhalten",
erzählt de Kertanguy. Vor allem beim Clio war der eloquente Diplomat
erfolgreich. "Die Lieferzeiten beginnen sich bereits merklich zu
verbessern", bestätigt der Kärntner Renault-Partner Hubert
Aichlseder.
Kein Druck auf die Händler
Dass der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten anhält, soll der
erfolgreich gestartete Grand Scénic ebenso garantieren wie die immer
populärer werdende Marke Dacia. "Da machen wir ungefähr 500 Autos pro
Monat", sagt de Kertanguy. "Vor zwei, drei Jahren haben wir noch rund
600 Fahrzeuge pro Jahr verkauft. Jetzt könnten wir, volle
Lieferfähigkeit vorausgesetzt, leicht mehr als 5.000 machen."
Zwar sind die Spannen bei Dacia vergleichsweise niedrig, doch die
Händler profitieren von hoher Schauraumfrequenz und steigender
Werkstattauslastung. "Außerdem sind die Standards sehr verträglich
und es gibt keinen Stückzahl- oder Lagerdruck", meint Sonnleitner.
Auch bei Renault minimiert de Kertanguy ganz bewusst den Druck auf
die Vertriebspartner: "Wenn ein Händler zu viele Autos finanzieren
muss, wenn er zu viele Leasingautos zurücknehmen muss, kann das ganz
schnell in eine Katastrophe münden. Das wollen wir unbedingt
vermeiden."
Positive Ertragsentwicklung
Diese Rücksichtnahme wird im Netz einhellig gelobt. Laut den Daten
des Importeurs schlägt sie sich auch in der Ertragslage nieder: 2008
seien die Händler mit einer Durchschnittsrendite von gut 0,5 Prozent
zumindest über dem Branchenmittel gelegen, heuer erwarte man eine
Verbesserung auf 0,7 bis 0,8 Prozent.
Angesichts des schwierigen Marktumfelds wäre das eine beachtliche
Leistung. Mindestens ebenso erwähnenswert ist, dass das gesamte
Markennetz auf stabilen Beinen steht. Trotz der Wirtschaftskrise,
versichert de Kertanguy, sei keiner der 27 Haupthändler in
irgendeiner Weise finanziell bedroht: "Wir haben die Situation
wirklich unter Kontrolle." Das ist mehr, als so manche andere Marke
behaupten kann.