Wenn emissions-und geräuschlose Elektrofahrzeuge wieder die Lust am
Auto wecken, will Denzel ganz vorn mit dabei sein.
Alfred Stadler macht sich daran, seine lang gehegten Pläne für den
Vertrieb chinesischer Fahrzeuge in die Tat umzusetzen. Einen fixen
Importvertrag hat der Vorstandssprecher von Denzel schon in der
Tasche: 2011 will die Marke BYD in Österreich starten -und zwar mit
einem Sortiment, das ausschließlich Hybridmodelle und Elektroautos
umfassen wird.
Profis für Batterien
"Diesbezüglich ist BYD ein echter Spezialist", unterstreicht Stadler.
Auch wenn hierzulande kaum jemand die Marke kennt, sind Stadler und
sein für den Aufbau neuer Geschäftsfelder zuständiger Manager Michael
Röck mit ihrer hohen Meinung in guter Gesellschaft: US-Milliardär
Warren Buffet investierte imvergangenen Herbst 163 Millionen Euro,
um 10 Prozent der Firmenanteile zu erwerben. Das erste Auto hat BYD
zwar erst 2003 produziert, doch im ersten Quartal dieses Jahres hatte
man mit dem F3 schon das meistverkaufte Stufenheckmodell Chinas im
Angebot. 2008 konnte BYD mit Autos gut 920 Millionen Euro Umsatz
erwirtschaften. Über 1,2 Milliarden kamen aus der Handyproduktion,
640 Millionen aus dem historischen Kerngeschäft mit Batterien. Nach
eigenen Angaben werden rund 65 Prozent aller weltweit verwendeten
Nickel-Cadmiumbatterien und knapp ein Drittel aller
Lithium-Ionen-Akkus produziert. Dieses Knowhow soll der
Elektroautofertigung zugute kommen.
Viel versprechende Modelle
Erster Vorstoß in Sachen elektrischer Antriebe ist der Plug-in-Hybrid
F3DM, bei dem im Gegensatz zu anderen Hybridautos
Lithium-Eisenphosphat-Batterien verwendet werden. Ende 2008 begann
der Verkauf an Behörden und Großkunden, binnen vier Monaten wurden
aber nur 80 Fahrzeuge abgesetzt. BYD reagiert mit der Senkung des
chinesischen Einstiegspreises von knapp 16.000 auf 11.500 Euro. Mit
dem F6DM wurde im vergangenen Jahr ein zweiter, größerer Hybrid
angekündigt. Das derzeit ehrgeizigste Projekt ist aber der e6: Das
reine Elektroauto soll es auf 160 km/h Höchstgeschwindigkeit und 400
Kilometer Reichweite bringen. In lediglich zehn Minuten, verspricht
der Hersteller, lassen sich die Eisenphosphatbatterien zur Hälfte
aufladen. Was das Absatzpotenzial dieser Fahrzeuge angeht, ist
Stadler außerordentlich optimistisch: "Wir wollen mit BYD im ersten
Volljahr 1 Prozent Marktanteil zustande bringen undim vierten oder
fünften Jahr 3 Prozent erreichen. Das ist sicher nicht unrealistisch,
wenn man bedenkt, dass wir zu den Vorreitern bei Elektroautos gehören
werden."
Innovation zum Angreifen
Die Produktion des BYD e6 soll noch heuer anlaufen. Dann wird sich
zeigen, ob die Leistungsangaben in der Realität gehalten werden
können. Ein anderes Elektroauto konnten potenzielle Großabnehmer
dagegen schon Probe fahren: Der Mitsubishi i-MiEV wird Ende 2010 auf
den österreichischen Markt kommen, erste Auslieferungen an
Privatkunden sind für Mitte 2011 geplant. Der 67 PS starke Kleinwagen
mit Lithium-Ionen-Akku bringt es auf -beweisbare- 130 km/h
Höchstgeschwindigkeit und 144 Kilometer Reichweite. Das Laden mit
Normalstrom dauert allerdings sieben Stunden, mit Starkstrom immer
noch 30 Minuten. "Ad hoc", meint man bei Denzel, könnten gut 500
Stück des i-MiEV abgesetzt werden. Welche Stückzahlen tatsächlich
realisiert werden, wird auch von der Förderlaune der öffentlichen
Hand abhängen. Ein Vorbild wäre Japan: Dort reduziert sich der
Einstiegspreis durch staatliche Förderungen in Höhe von 6.000 bis
7.000 Euro auf rund 21.000 Euro.
Auf die Zukunft vorbereitet
Geschäftsbereichsleiter Gregor Strassl versichert, dass der i-MiEV
über das bestehende Mitsubishi-Netz vertrieben und gewartet werden
soll. Für BYD sind die Vermarktungsstrukturen noch nicht so klar:
"Wir haben mehrere Konzepte in der Schublade, wobei eines von uns
bevorzugt wird", sagt Stadler. Feststeht, dass Denzel alle
Anstrengungen unternimmt, um von den Marktveränderungen der kommenden
Jahre zu profitieren. Dabei kommt dem Konzern zugute, dass er als
einziger verbliebener Privatimporteur mehrere Marken selbstständig
nach zukunftsträchtigen Geschäften suchen kann. Doch bevor das
zuletzt 30.000 Autos verkaufende Unternehmen die Früchte seiner
Pionierarbeit ernten kann, gilt es, schwierige Jahre zu meistern.
"Vor allem im Einzelhandel werden wir angesichts der Marktentwicklung
einige Prozent abgeben müssen", erwartet Stadler. Die
Ergebnisentwicklung soll das aber nicht beeinträchtigen: "Wir werden
nicht mit Gewalt Stückzahlen machen. Es geht darum, Denzel positiv
durch die Krise zu führen."