Just den 1. April wählte sich unsere liebliche Verkehrsministerin, um
die Öffentlichkeit zu informieren, wie denn der technische
Fortschritt in der sogenannten Telematik zu Sicherheit und
Verkehrsfluss beitragen könnte.
Sie tat dies im Beisein der Vertreter
von ÖBB, ASFINAG und Siemens. Bis Ende 2009 soll ein Konzept über den
Einsatz dieser elektronischen Verkehrssteuerungsmöglichkeiten
ausgearbeitet werden. Offensichtlich handelt es sich bei diesen
Erklärungsversuchen um eine Flucht nach vorn: Was jahrelang
verschlafen wurde, wird jetzt auf die große Glocke gehängt. So, als
ob es das Neueste vom Neuenwäre.
2003 hatte man bereits den ATTC (Austrian Traffic Telematics Cluster)
mit Beteiligung 24 heimischer Unternehmen gegründet. Gehört hat man
noch nicht viel davon. Ähnlich wird wahrscheinlich auch der
Wirkungsgrad jener 7 Millionen Euro zu beurteilen sein, die man in
die Forschung zu diesem Thema weiter hineinbuttern will. Wenn es nach
den Vorstellungen der Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer geht,
brauchen wir in 20 Jahren keine Ampeln mehr. Die Kommunikation könne
von Auto zu Auto stattfinden. Was wir von den Prognosen jener Dame
halten können, wissen wir seit unserem Eintritt in die EU.
Wahrscheinlich beabsichtigt die Dame auch Fußgänger, Rad-und
Mopedfahrer mit Chips zu versehen, um sie entsprechend steuern zu
können. Auch die ÖBB würde ihre Steuerungsaufgaben mit modernster
Elektronik erfüllen. Wer gelegentlich die Bahn benutzt, merkt leider
nur, wie sich das Leistungsangebot kontinuierlich verschlechtert. Von
den Verletzten und Toten, die auf unzureichend gesicherten
Eisenbahnkreuzungen zu Schaden kommen ganz abgesehen.
In Hinblick auf den Einsatz moderner Technik schneidet die ASFINAG
noch am besten ab. Immerhin schreitet der Ausbau der
Verkehrsbeeinflussungsanlagen zügig voran. Tirol war der Beginn, dann
kamen S 1 und Linz und jetzt folgen einige Bereiche im Wiener Raum,
vor allem die A 2 Südautobahn ab Baden. Die Anlagen können zwar keine
Wunder wirken, aber wenigstens vor den häufigsten Risiken warnen und
den Verkehrsfluss dem jeweiligen Verkehrsaufkommenanpassen. Auch die
Software wurde verfeinert, unsinnige und nicht plausible
Geschwindigkeitsbeschränkungen sollten nicht mehr vorkommen.
Die Grundidee der Verkehrsbeeinflussung liegt darin Verkehrsmengen,
Art des Verkehrs sowie Geschwindigkeiten zu erfassen und aufeinander
abzustimmen. Bei hohem Verkehrsaufkommen müssen die Geschwindigkeiten
reduziert werden, um die Leistungsfähigkeit der Straße zu erhöhen,
indem Fahrzeuge näher aneinanderrücken können. Größere Lkw-Anteile
wirken ebenfalls leistungsvermindernd. Dazu kommen dann noch
Witterungseinflüsse, insbesondere die Wasserfilmdicke auf der
Fahrbahn geht in die Steuerung ein. Darüber hinaus werden auch die
Sichtweiten bei Nebel erfasst.
Leider glauben einige Kfz-Lenker, Röntgenaugen zu haben und nehmen
die signalisierten Beschränkungen nicht ernst. Die neuen Anlagen
haben aber den Vorteil, das Fahrerverhalten erfassen zu können, um es
zu analysieren und hinterher Verbesserungen vorzunehmen.
Wünschenswert wäre eine Weiterentwicklung der Anlagen in Richtung
einer Kommunikationsmöglichkeit der Steuerungslogik mit den einzelnen
Fahrzeugen. So wären unmittelbare Gefahren wie Geisterfahrer oder
Staus auch an Stellen übermittelbar, wo keine Anzeigequerschnitte mit
Verkehrszeichen stehen.Die Vorgangsweise müsste aber auch die Rechte
des einzelnen Individuums wahren, denn nur allzu leicht wären
Eingriffe in die Privatsphäre möglich.
InÜberschätzung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten sind
Politiker oft der Meinung, nur ein Knöpfchen drücken zu müssen und
die Lösung ist gefunden. Verkehrssysteme sind etwas, was nicht
unbedingt organisch gewachsen ist. Viele Nebeneinflüsse sind zu
berücksichtigen. Die Probleme liegen in der praktischen Realität: Wer
an eine verkehrsträgerübergreifende telematische Steuerung denkt,
sollte sich nur einmal die völlig unterschiedlichen
Unternehmensstrukturen von ASFINAG und ÖBB verdeutlichen.