Kaum eine Branche ist so kapitalintensiv wie das Kfz-Gewerbe. Das
kann verhängnisvolle Folgen haben.
Die gesamte Wirtschaft leidet unter der Bankenkrise, die den Zugang
zu Fremdkapital massiv erschwert. Doch in der Autobranche sind die
Auswirkungen besonders schmerzhaft: Ohne geborgtes Geld kommt hier
keinerüber die Runden. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt lag
die Eigenkapitalquote zuletzt bei 22,8 Prozent, als Mindestwert
nennen Betriebswirtschaftler 20 Prozent. Mit 15,1 Prozent sind die
heimischen Werkstätten weit davon entfernt, der Autohandel liegt gar
nur bei 11,9 Prozent. Vier von zehn Werkstätten und 36 Prozent der
Einzelhändler sind laut den Daten der KMU Forschung überschuldet.
Was heißt das in der Praxis? Georg Beder, als ehemaliger Vertriebs-
und Marketingdirektor von Castrol ein Branchenkenner mit
jahrzehntelanger Erfahrung, informiert gemeinsam mit Rupert
Skotschnigg, Landesinnungsmeister der steirischen Kfz-Techniker, über
Folgen und Auswege. Drei Seminare haben die beidenExperten bereits
abgehalten, weitere sind geplant.
Mehr Schulden, mehr Auslastung
"500.000 Euro Kredit bedeuten bei 15 Jahren Laufzeit und 7 Prozent
Zinsen eine Gesamtbelastung von 820.796 Euro", rechnet Beder vor. Pro
Jahr sind 54.720 Euro an Rückzahlungen fällig. Hinzu kommen 50.000
Euro an Betriebskosten und Investitionen. Geht man von einem
Musterbetrieb mit vier Kfz-Technikern, drei Lehrlingen, zwei
Bürokräften, einer Reinigungskraft und dem Inhaber selbst aus, fallen
außerdem Lohnkosten von 307.000 Euro an. Die Folge: Um über die
Runden zu kommen, müssen jährlich aus dem Kundendienstgeschäft
740.000 Euro Umsatz, darunter gut 400.000 Euro aus dem Teileverkauf,
erwirtschaftet werden.
"Sicher ist das nicht ganz leicht, aber es ist auch keine
Glücksache", sagt Beder. Sein Rezept: Die Auslastung muss stimmen.
Nimmt man 100.000 Euro als Rohertrag aus dem Teileverkauf an, ist bei
einer Auslastung von 65 Prozent ein Stundensatz von 58,94 Euro nötig,
um die anfallenden Kosten zu decken. Bei 80 Prozent Auslastung würden
schon 47,89 Euro ausreichen. Der Differenzbetrag kann, je nach
Firmenstrategie und Wettbewerb, als Ertrag abgeschöpft oder für
aggressivere Preise herangezogen werden.
Potenziale ausschöpfen
Die entsprechende Auslastung zu erreichen, ist keineswegs unmöglich.
"Ich kenne viele Betriebe, die mit 90 oder fast 100 Prozent
arbeiten", meint Beder. Entscheidend sei einerseits gezieltes
Marketing. Skotschnigg unterstützt diesbezüglich seine
Mitgliedsbetriebe mit einer umfassenden Werbekampagne, die ab März
auf die Leistungen der steirischen Werkstätten aufmerksam machen
wird. Individuell kann jede Werkstätte mit einfachen Mitteln wie
einem beklebten Service-Ersatzfahrzeug Akzente setzen.
Andererseits propagiert Beder die Bedeutung ertragreicher
Zusatzgeschäfte, die weit über den mittlerweile bekannten
"Nachfüllliter" beim Motoröl hinausreichen. "Zwei Millionen Autos mit
Klimaanlage bedeuten beispielsweise ein Umsatzvolumen von 65
Millionen Euro, das nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden." Nach
wie vor zu selten angeboten werde die saisonaleEinlagerung von
Kundenreifen: "In der Stadt ist das ein hervorragendes
Kundenbindungsmittel."
Teamwork als Erfolgsfaktor
Die besten Ideen für Zusatzgeschäfte und Ertragsoptimierung sind
jedoch nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden. Dazu sind engagierte
Mitarbeiter nötig. "Effektive Vorgaben und Zielvereinbarungen sind
unumgänglich", betont Beder. Was nach unnötiger Bürokratie klingt,
führt selbst in Kleinbetrieben dazu, dassMitarbeiter über ihre
eigenen Leistungen Bescheid wissen. Vielleicht wird dadurch der
Ehrgeiz angestachelt, auf jeden Fall sind Minderleistungen für den
Vorgesetzten sofort erkennbar.
Eine ebenso fordernde wie fördernde Mitarbeiterführung, ist Beder
überzeugt, trage entscheidend zum Firmenerfolg bei. Die Zeit der
Einzelkämpfer sei jedenfalls vorbei: "Auch die begabteste
Unternehmerpersönlichkeit kann eine Firma nicht mehr allein
dirigieren. Erfolg hat immer nur das Team."