Obwohl es seit jeher eine gesetzliche Pflicht zur Analyse der Mängel
im Fahrzeugbestand gab, dauerte es mehr als zehn Jahre, bis die
statistische Auswertung der §-57a-Prüfungen möglich wurde. Erste
Ergebnisse des Jahres 2007 liegen vor.
Vermutungen von Fachleuten
wurden bestätigt, insbesondere die 3-2-1-Regelung bei Pkws erweist
sich als bedenklich.
Rund 3.500 Kfz-Betriebe waren an derÜbermittlung der Daten, die
künftig auf den Homepages der Statistik Austria und der Bundesinnung
der Kfz-Techniker abrufbar sind, beteiligt. 2007 wurde nur etwa zur
Hälfte erfasst, da die bindende Verpflichtung zur Datenübermittlung
erst seit Juli 2007 besteht. Auf die hoffentlich vollständigenZahlen
des Jahres 2008 darf man gespannt sein. Wegen des Datenschutzes sind
die Daten frei von personenbezogenen und individuell zuordenbaren
Inhalten. Immerhin wurde die Datenauswertung seitens der Statistik
Austria aber so organisiert, dass auf Marken bezogene Auswertungen
für die jeweiligen Hersteller im Sinne einer Qualitätskontrolle
ermöglicht werden.
Bei insgesamt 2,8 Mio.überprüften Fahrzeugen ergaben sich 8,7 Mio.
Mängel, davon 2,5 Mio. schwere Mängel. Bei Zugmaschinen fällt -nicht
verwunderlich -ein hoher Anteil an nicht überprüften Fahrzeugen auf,
was auch auf die gesetzliche Ausnahme für Traktoren unter 25 km/h
zurückzuführen ist. Musterschüler in Sachen Mängel sind einspurige
Kfz, diese hatten auf die Zahl der überprüften Fahrzeuge bezogen
nicht einmal ein Drittel an Mängeln. Interessanterweise liegen auch
historische Kfz relativ nur bei der Hälfte der durchschnittlichen
Mängel. Bei 1 Prozent der Fahrzeuge besteht Gefahr im Verzug. Schonnach den ersten 3 Jahren wurden bei Pkws trotz nicht vollständiger
Erfassung 66.000 schwere Mängel registriert, nach 5 Jahren bereits
über 100.000. Ab einem Alter von 10 Jahren gibt es mehr schwere
Mängel als Fahrzeuge. Pkws über 20 Jahren weisen dann wieder deutlich
weniger Mängel auf. Aufgrund der höheren Fahrleistung haben Lkws
relativiert etwa 75 Prozent mehr schwere Mängel als der Durchschnitt.
Es lassen sich bei Zusammenfassung der Prüfpositionen 3 etwa gleich
große Gruppen identifizieren. Nr. 1 sind die Bremsen, dann kommen
Lenkung, Achsen und Fahrgestelle und der Rest besteht aus Licht,
Sicht, Umwelt und Ausstattung. Erschreckend ist, dass bei einem
Drittel der schweren Mängel Bremsen als Ursache angegeben sind. In
absoluten Zahlen und für alle überprüften Fahrzeuge bedeutet dies
830.000 schwere Mängel an Bremsen! Dazu gesellen sich noch 1,4 Mio.
leichte Mängel. Nicht auszudenken: Bei annähernd drei Viertel der
Fahrzeuge bestehen irgendwelche Bremsenmängel! Eine direkte
Vernetzung der Prüfergebnisse besteht nicht. Mit Mängeln behaftete
Fahrzeuge können so lange vorgeführt werden, bis sie dann irgendwo
durchkommen.
Ein wunder Punkt sind die behördlichen Straßenkontrollen. Seitens der
Politik stets groß angekündigt, tut sich in diesem Bereich so gut wie
gar nichts. Die Wahrscheinlichkeit, mit einem Pkw kontrolliert zu
werden, ist nahezu null. Die Exekutive trägt das ihre dazu bei,
nämlich gar nichts. So kommt es, dass einem schon beieiner kürzeren
Fahrt in der Dunkelheit mindestens 3 Fahrzeuge mit gravierenden
Beleuchtungsmängeln entgegenkommen -von den Fahrzeugen mit defekten
Bremsen, die nun hieb-und stichfest analysiert wurden, ganz
abgesehen. Auch bei der Erhebung von Verkehrsunfällen wird viel zu
wenig auf den technischen Mangel geachtet. Bei schweren
Verkehrsunfällen bestünde die gesetzliche Pflicht, gravierende
Fahrzeugbeschädigungen zu melden, darüber hinaus müsste die
Unfallkausalität von technischen Mängeln entsprechende Beachtung
finden.
Die bisher veröffentlichen Auswertungen stellen einen Anfang dar.
Detaillierte Analysen sind nötig. Jede einzelne Mängelgruppe ist
darzustellen, Alter und Fahrleistung sind zu berücksichtigen.
Systemlücken, die durch mangelhafte Erfassung einzelner
Prüforganisationen entstehen, müssen geschlossen werden. Auf jeden
Fall sollte das BMVIT auf die gravierenden Sicherheitsmängel bei Pkws
und Zugmaschinen aufmerksam gemacht und gesetzliche Lösungen
eingemahnt werden. Landesregierungen und das Bundesamt für Verkehr
sollen endlich aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen und kriminell
defekte Fahrzeuge ausdem Verkehr ziehen.