Hagen setzt mit dieser Orientierung eine Strategie seines Vorgängers Dr. Günter Geyer fort, den er im Gespräch wiederholt als leuchtendes Vorbild darstellt. Das betrifft auch die konservative Veranlagungspolitik der Vienna Insurance Group (VIG), die ihr in den Krisenjahren gröbere Abschreibungen erspart hat. Trotz des weiterhin volatilen Umfelds rechnet Hagen mit einer brauchbaren Ertragssteigerung seines Hauses.

Veränderte Mobilität A&W interessierte Hagens Meinung zur Veränderung der Mobilität und allfälliger Auswirkungen auf die Versicherungen. Als Chef eines Unternehmens, das das Gros seiner Kunden in den CEE-Staaten (Central and Estern Europe) rekrutiert, betonte er, dass vorläufig noch ein großer Unterschied in der Motorisierung zwischen Österreich und denOststaaten bestehe. Der Trend zur Mobilität werde anhalten; speziell in den CEE-Staaten sei der Nachholbedarf groß und Mobilität synonym mit Freiheit.

Eine veränderte Nutzung des Automobils werde es in den Metropolen Westeuropas geben. Stichworte: Carsharing oder Bildung von Fahrgemeinschaften. Die Anonymisierung durch die Gemeinschaftsnutzung von Fahrzeugen werde neue Versicherungskonzepte erfordern. Im eigenen "Herrschaftsbereich" rechnet Hagen jedochnicht mit raschen Veränderungen des Versicherungsmodells im Kfz-Bereich.

Er geht davon aus, dass sich zwar die Kfz-Technik nicht, aber das Verhalten der Menschen raschändern wird. Im CEE-Bereich sei noch gewaltiges Wachstumspotenzial vorhanden. Bei allen Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit müsse der soziale Faktor berücksichtigt werden. Hagen wörtlich: "Mobilität darf zu keinem Privileg der Reichen werden!" Der Versicherung komme dabei eine entscheidende Rolle zu, weil ihr Wesen der Opfer-und Unfallschutz ist, für den einfache Bürger allein nicht haften könnten.

Rosige Aussichten

Was die Position der VIG betrifft, sieht Hagen das Unternehmen als Marktführer in Österreich und im CEE-Bereich hervorragend aufgestellt. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Gewinn verzwanzigfacht werden. Die Zahl der potenziellen Kunden stieg von 8 Millionen vor dem Eintritt in die Ostmärkte auf heute 180 Millionen Menschen. In dieser Bevölkerung sieht Hagen auch einen Talente-Pool, den die VIG nützen müsse, um als Marktführer weiter wachsen zu können. In dem Kontext gelte es, die Strategie von Geyer weiter auszubauen, talentierte Managerinnen zu fördern. Beispielsweise an die Spitze von VIG-Töchtern im Baltikum und Kroatien, in Rumänien und Österreich.

Die Turbulenzen am Finanzmarkt betrachtet Hagen für sein Haus nicht als Bedrohung, aber auch nicht als Unterstützung. Weniger riskante Anlagen werden weiterhin der Luxus sein, den die VIG sich leisten möchte, um die angepeilten Ergebnisse (weiteres Wachstum von Umsatz und Ertrag) abzusichern.

Hagen meint, dass die Automobilindustrie den gesellschaftspolitischen Auftrag habe, die individuelle Mobilität sozial, ökologisch und ökonomisch verträglich sicherzustellen -vor allem auch, um den damit verbunden Freiheitsgedanken zu gewährleisten. Daran sind auch die Versicherungen interessiert. (LHO)