Im Rahmen der aktuellen Befragung zu Konflikten im Straßenverkehr hat die Präventionsinstitution KFV zudem herausgefunden, was die Menschen im Verkehrsgeschehen am meisten in Rage bringt. Die noch viel wichtigere Frage lautete aber: Mit welchen Maßnahmen lassen sich die Konflikte beseitigen?

Mehr als zwei Drittel (70%) der 2.260 befragten Personen seien der Meinung, dass die Spannungen im Straßenverkehr in den letzten fünf Jahren zugenommen hätten. Gründe dafür seien beispielsweise mehr Stress sowie Unaufmerksamkeit und Ablenkung. Am häufigsten würden Konflikte zwischen Auto- und Radfahrenden (68%), Auto- und Autofahrenden (55%) sowie Auto- und E-Scooter-Fahrenden (44%) wahrgenommen.

In der Wahrnehmung der Befragten sei die größte Veränderung der letzten fünf Jahre auf Österreichs Straßen folgende: „Es seien immer mehr unterschiedliche Fahrrad-Arten unterwegs“. Insgesamt 92 Prozent der 2.260 Befragten seien der Meinung, dass dies entweder „voll und ganz“ (52%) oder „eher zutrifft“ (40%). Was es mit den „unterschiedlichen Fahrrad-Arten“ auf sich habe, erklärt Dipl.-Ing. Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit in der Präventionsinstitution KFV: „Für E-Scooter, E-Bikes, Lastenfahrräder und ähnliche Vehikel gelten laut StVO die gleichen Verhaltensvorschriften wie für herkömmliche Fahrräder, sofern sie eine bestimmte Leistung und Bauartgeschwindigkeit nicht überschreiten. Wenn man bedenkt, dass sich heute all diese teils recht unterschiedlichen Fahrzeuge zeitgleich auf denselben Strecken bewegen, kann man diese Wahrnehmung nicht von der Hand weisen. Leider kommt es dabei auch immer wieder zu Konflikten“, so der Experte.


Tatsächlich sei das Unfallvermeidungspotenzial bei Fahrrädern, E-Bikes und E-Scootern besonders hoch, da die Anzahl der Verletzten bei diesen ungeschützten Verkehrsteilnehmenden rapide steige. Allein im Jahr 2024 seien mit diesen 3 einspurigen Fahrzeugen insgesamt rund 45.000 Menschen verletzt (laut KFV-IDB-Austria) und 39 Personen getötet worden. 2025 dürfte die Anzahl der Getöteten aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs neuerlich deutlich übertroffen werden. Aber auch bei der Gesamtzahl der Getöteten im Straßenverkehr dürfte das Ziel der österreichischen Verkehrssicherheitsstrategie von maximal 310 Getöteten bis Jahresende klar verfehlt werden. Vielmehr lägen die Prognosen aufgrund des bisherigen Verlaufs derzeit bei 369 Getöteten. Überhitzte Gemüter aufgrund von Konflikten im Straßenverkehr können die Situation weiter verschärfen. Cool bleiben zahle sich also aus.

Doch welches ärgerliche Verhalten beobachten die Befragten eigentlich am häufigsten (Mehrfachnennungen waren möglich)? Unabhängig davon, ob sich dieses noch im rechtlichen Rahmen bewegt. Bei den Autofahrenden fällt demnach am häufigsten negativ auf, dass sie schneller fahren als erlaubt (66%), gefolgt von „nicht blinken“ (62%) oder dass sie bei gelb noch in eine Kreuzung einfahren (59%). Bei Radfahrenden wird am häufigsten beobachtet, dass sie auf dem Gehsteig fahren (52%), sich bei Autos durchschlängeln (52%) – was übrigens das einzige erlaubte Ärgernis darstellt – oder beim Abbiegen kein Handzeichen geben (51%).

Manche Menschen schluckten bei Konflikten im Straßenverkehr ihren Groll nicht einfach hinunter, sondern machten ihrem Ärger auch lautstark Luft. Dabei fielen manchmal sehr harte Worte. Das häufigste Schimpfwort sei „Trottel“ bzw. „Volltrottel“ (19%), wie die KFV-Befragung zeige. Auf den Plätzen folgen die Schimpfworte „Arsch/Arschloch/Arschgesicht“ (17%) , Idiot/Vollidiot (12%) und Depp/Deppada (12%).

Beim Verwenden jeglicher „Kraftausdrücke“ ist allerdings höchste Vorsicht angebracht, warnt Dipl.-Ing. Robatsch: „Wer eine Person in der Öffentlichkeit vor mehreren, also vor mindestens drei Leuten, beleidigt, kann sich dadurch strafbar machen. Oder die Beschimpften kränken bzw. ärgern sich derart stark darüber, dass es zu einer Erhöhung der Unfallgefahr kommt. Manchmal wird auch aus einer verbalen Gewalt eine physische. Daher ist es wichtig, mit einer besonnenen Reaktion dazu beizutragen, eine Konfliktsituation zu entspannen, statt diese weiter anzuheizen.“