Spätestens seit der mächtige Kfz-Marktführer Porsche Austria eine Klage aufgrund offensichtlich falsch interpretierter Emissionsdaten zurückgezogen hat, hinterfragen immer mehr Branchenkenner Rolle, Besetzung und vor allem Finanzierung des medial omnipräsenten Clubs. Wir versuchen, Antworten zu geben.

Finanzierung auf drei Säulen

Nachgefragt beim Verein mit Sitz in Mödling, Büro in Wien und dem Geschäftsführer Dr. Willi Nowak, gibt es folgende Auskunft: "Die Finanzierung fußt auf drei Säulen: 50 Prozent kommen aus Spenden und Unterstützungsbeiträgen von Privaten, 25 Prozent von Unternehmen in Form von Sponsoring und Inseraten und 25 Prozent aus öffentlichen Förderungen für die fachlich-wissenschaftliche Tätigkeit." 410.000 Euro sollen 2010 an Spendengeldern geflossen sein. Mit 254.405 Euro werden die Förderungen beziffert, 82.390 Euro stammen aus öffentlichen Aufträgen. Pikantes Detail: Es wird kolportiert, dass ein Teil der öffentlichen Mittel aus den Gebühren für Wunschkennzeichen kommt.

Von den Mitgliedsbeiträgen allein könnte der VCÖ kaum überleben, denn es gibt nicht mehr als 15.000 Mitglieder. Trotz dieser im Vergleich zu ÖAMTC und ARBÖ verschwindend geringen Zahl werden die Aussagen des VCÖ, der dem motorisierten Individualverkehr ablehnend gegenübersteht, oft und unkritisch in den Medien zitiert.

Mediales Naheverhältnis

Im Gegensatz zur Kritik am Privatauto wird Lobbying für öffentliche Verkehrsmittel wie Postbus, ÖBB und Wiener Linien vom VCÖ stark betrieben. Nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" findet man in der Mitgliederzeitung jeweils ein ganzseitiges Inserat der ÖBB oder der Wiener Linien. Der Erlös daraus betrug im Vorjahr 91.150 Euro, davon kamen an die 30.000 Euro von der ÖBB und 18.000 Euro von den Wiener Linien.

Zivildiener für "Sicherheit im Straßenverkehr"

Personell besteht die Vereinsführung neben dem seit 23 Jahren amtierenden Geschäftsführer Nowak (die Geschäftsführung ist auf fünf Jahre befristet, es gibt aber keine Begrenzung hinsichtlich der Wiederwahl) aus drei Personen: Monika Mörth, zuständig für die Kommunikation im Umweltbundesamt, welches zu 100 Prozent der Republik gehört und vom Lebensministerium vertreten wird. Als weitere Vorstände fungieren Dipl.-Ing. Franz Walder ein Wiener Unternehmensberater, und die als Coach tätige Dr. Ira Mollay.

Insgesamt besteht das Team aus elf Mitarbeitern. Ihnen als Verstärkung zur Seite gestellt sind Praktikanten und Zivildiener. Zivildiener beim Verkehrsclub - mit welcher Berechtigung? Hier bezieht man sich auf die Tatsache, dass Zivildiener auch dort eingesetzt werden können, wo es um die Vorsorge für die öffentliche Sicherheit und Sicherheit im Straßenverkehr geht.

Unter falscher Flagge

Gegen all das ist sachlich nichts einzuwenden. Wünschenswert wäre es aber, wenn sich der VCÖ aus eigenen Stücken zu seinen Abhängigkeiten bekennt, wie sich ja auch die Autofahrerklubs klar deklarieren. Den unkritischen Medien sei ins Stammbuch geschrieben, Zahlen - egal aus welcher Richtung sie kommen mögen - nicht eins zu eins zu übernehmen.