Die Autobranche ist stetig im Wandel und entwickelt immer neue Farbtöne. Wie werden diese Farbvarianten erfasst?

Rolf Glinka-Walter: Um die Dimension der Farbtonauswahl zu begreifen, sollte man wissen, dass die Automobilhersteller pro Jahr rund 1.200 neue Farbtöne und 1.250 Varianten auf den Markt bringen. Bei jeder Neuentwicklung wird die Lackindustrie informiert und gleichzeitig werden alle Komponenten zur Herstellung der Rezeptur geliefert. Hier beginnt aber erst die Arbeit, denn je nach Produktionsort der Hersteller können gleiche Farbtöne sich umNuancen unterscheiden. Deshalb setzen wir weltweit 35 Mitarbeiter ein, die Abweichungen überwachen und dokumentieren. Dafür nehmen sie jährlich etwa 10.000 Farbmessungen vor. Unsere Datenbank besteht aktuell aus rund 250.000 Farbtönen und Variationen. Wir treffen eine Vorauswahl der beliebtesten, trendigsten und häufigsten Farbtöne. Aber auch die anderen Varianten werden von uns festgehalten und können als Servicerezeptur bei uns angefragt werden.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte und Schwierigkeiten im Reparaturprozess?

Glinka-Walter: Die Schwerpunkte sind die Farbtonbestimmung, das Ausmischen der Farbe und das Auftragen und Lackieren. Hier gibt es eine Vielzahl von Faktoren und Fehlerquellen, die das Ergebnis einer Reparatur beeinflussen können. Bei der Suche nach der richtigen Rezeptur stehen dem Lackierer mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: Dazu gehören die Bestimmung über lackierte Farbkarten, die Nutzung einer modernen Farbtonsoftware oder der immer beliebtere Farbmesskopf. Besonders effektiv ist eine Kombination aus Farbmesskopf und Farbtonsoftware. Bei unserem Farbmesskopf Automatchic 3 gewährt die Verbindung mit der Software Mixit Pro den Zugriff auf unsere gesamte Datenbank. Zudem lernt der Farbmesskopf mit Mixit Pro "denken": Bei einer zweiten Korrekturmessung stellt er sich auf die "individuelle Handschrift" des Lackierers ein und gleicht den Farbton, wenn nötig, dem Originalton an.

Die nächste Herausforderung ist das Ausmischen der Farbe. Denn das Risiko von Überdosierung ist beim Mischen von Gramm-Mengen entsprechend hoch. Sind Software und Waage gekoppelt, können solche Fehler durch eine Neuberechnung des Mischungsverhältnisses schnell korrigiert werden. Durch Mehraufwand undhöheren Produktverbrauch entstehen Kosten. Um das Risiko von Fehlausmischungen im Vorfeld zu verringern, haben wir die neuen Easy-Dose Mischfarben entwickelt. Sie erleichtern dem Lackierer die Ausmischung bei minimalen Gramm-Angaben, weil sie einen größeren Anteil an der Gesamtmenge der Rezeptureinnehmen. Zudem erreicht der Lackierer ein noch brillanteres Ergebnis.

Beim Auftragen des Lacks ergeben sich ebenfalls viele Fehlerquellen. Dazu gehören zum Beispiel die Bestimmung von Schichtstärken, Luftdruck oder die Wahl der richtigen Pistolengröße und vieles mehr. Dabei unterstützen wir die Kunden mit technischen Merkblättern zu den einzelnen Produkten, die auf unserer Internetseite www.sikkenscr.de) frei zugänglich sind.

Sie sind vor Kurzem mit Ihrer neuen Homepage online gegangen. Was bietet die neue Internetseite?

Glinka-Walter: Unser Ziel ist es, Kunden mit unseren Produkten und Serviceleistungen während des gesamten Arbeitsprozesses zu begleiten und sie in den Bereichen Präzision, Effektivität und Rentabilität zu unterstützen. Dazu gehören auch eine Vielzahl von kostenlosen Maßnahmen und Informationen, die wir auf unserer neuen Homepage zur Verfügung stellen. Hier finden sich neben ausführlichen Produktbeschreibungen viele hilfreiche Informationen für den Verarbeiter: von der Suche nach dem richtigen Farbcode mithilfe von Bild-Dokumentationen über einen freien Zugang zur Online-Farbtonsuche bis hin zu technischen Datenblättern, die per Mausklick heruntergeladen werden können. Zudem finden die Kunden die schon genannten "Servicerezepturen", die sie in ihre Software integrieren können.