In den vergangenen Jahren ist das Einlagern von Reifen während der
Saison eine wichtige Serviceleistung der Autohäuser geworden. Wie
sieht es mit den Kapazitäten bei den Händlern aus? Wer muss noch ein
"Reifenhotel" bauen? Oder ist der Boom schon vorbei? Die Antworten
lesen Sie in dieser Umfrage.
"Fast jeder Neuwagenkunde lässt die Reifen schon hier"
"Wir werden bald an unsere Grenzen stoßen und müssen uns überlegen,
wie wir weiter vorgehen", erzählt Herbert Neuhauser, Geschäftsführer
eines Opelund Suzuki-Autohauses in Grödig bei Salzburg. Derzeit habe
man 150 Garnituren eingelagert, sagt Neuhauser. "In den vergangenen
fünf bis sechs Jahren hat dieses Thema enorm zugenommen.Fast alle
Kunden, die einen Neuwagen kaufen, lassen ihre Reifen gleich da",
meint er. Für Fremdkunden sei kein Platz mehr übrig.
"1.000 Garnituren eingelagert"
"Wir forcieren das Thema Reifeneinlagerung sehr und es wird in
Zukunft immer wichtiger werden", sagt Christian Lietz, der in den
Mazda-Hyundai-Autohäusern der Firma Lietz in Ober-und
Niederösterreich für den Kundendienst verantwortlich ist. "Wenn wir
die Reifen einlagern dürfen, haben wir die Kunden zwei Mal jährlich
im Haus und können die Zeit auch für einen Smalltalk nutzen", so
Lietz. Momentan habe man an den Standorten rund 1.000 Garnituren von
Kunden eingelagert, vor allem in Städten sei dies wichtig: "Bei neuen
Autohäusern ist der Platz dafür schon eingeplant."
"Ein Drittel der Kunden ist dabei"
Bereits vor fünf Jahren habe er in seinem Betrieb einen
"Reifenkeller" gebaut, sagt Ing. Gottfried Koch, Geschäftsführer des
gleichnamigen Autohauses (VW, Audi, Skoda) in Feldkirch. Dort könne
man rund 1.000 Garnituren lagern : "Wir haben noch eine Zeitlang
Platz." Koch sagt, dass etwa ein Drittel seiner Kunden die Reifen im
Autohaus lagere: "Die Reifen werden ja immer größer." Einen
Unterschied zwischen Firmenund Privatkunden gebe es bei diesem Thema
allerdings nicht.
"Noch geht es sich aus"
"Einige unserer Betriebe platzen bereits aus allen Nähten", sagt
Eduard Anderwald, der für die fünf Standorte in Kärnten zuständige
Geschäftsführer von Porsche Inter Auto in Klagenfurt. Derzeit habe
man 2.000 bis 3.000 Garnituren Reifen auf Lager. "Schön langsam wird
es ein Problem, damit umzugehen. Noch geht es sich aus, aber wir
müssen aneinigen Standorten sicher was verändern. Wir müssen uns
rüsten, um alle Reifen unterzubringen." Das Reifengeschäft habe sich
in den vergangenen Jahren massiv verändert, konstatiert Anderwald:
"Fast niemand trägt mehr die Reifen nach Hause."
"Kunden schauen neue Autos an"
In den vergangenen Jahren sei auch in Tirol generell ein Trend zur
Reifeneinlagerung in Autohäusern festzustellen, sagt Benedikt
Margreiter vom Retterwerk, das zur Pappas Gruppe gehört und in Tirol
vier Mercedes-Standorte führt: "Da wir eine Premiummarke führen, ist
es bei uns sicher noch stärker als bei anderen Unternehmen." Man
könne die Zeit des Umsteckens auch für Kundengespräche über neue
Reifen und Felgen nutzen, meint Margreiter. Nebeneffekt: "Oft schauen
sich die Kunden auch schon die neuesten Fahrzeuge an."
"Plus 15 Prozent in jeder Wintersaison"
EinenÜberblick, wie es bei der Reifeneinlagerung in den 13
Kundencentern der Wolfgang Denzel Auto AG aussieht, können wir aus
Platzgründen nicht liefern; daher beschränken wir uns auf
Wien-Erdberg, den größten Standort. "Es hat in der vergangenen
Wintersaison bei der Reifeneinlagerung ein Plus von15 Prozent
gegeben", sagt Sprecher Michael Röck: "Eine ähnliche Steigerung
erwarten wir uns auch heuer." Unterbringen könne man die 3.100
Garnituren in Erdberg schon lange nicht mehr. "Wir müssen uns der
Hilfe von Logistikern bedienen und auslagern, sonst würden wir es
nicht schaffen."
"Wir bauen die Kapazitäten für die Kundenräder laufend aus"
Einige tausend Kunden hätten das Angebot des Einlagerns von Rädern
bereits angenommen, sagt Ing. Harald Heiß, Geschäftsführer des
Autohauses Senker (VW, Audi, Seat, Skoda) mit fünf Niederlassungen im
westlichen Niederösterreich. "Wir forcieren dieses Thema bereits seit
einigen Jahren sehr stark." Natürlich sei dasEinlagern von Reifen
eher ein großstädtisches Thema, doch die Nachfrage sei in Haag mit
5.000 Einwohnern ähnlich wie im sechs Mal größeren Amstetten. "Wir
bauen unsere Kapazitäten laufend aus, um neue Kundenräder einlagern
zu können."
"Instrument zur Kundenbindung"
Das Reifengeschäft habe sich in den vergangenen Jahren zu einer der
stärksten Umsatzgruppen entwickelt, sagt Mag. Philipp Gady vom
gleichnamigen Familienunternehmen mit neun Autohäusern (BMW, Mini,
Toyota) in der Steiermark und in Kärnten. Ebenso wichtig seien
"Reifenhotels" geworden: "Wir lagern aber nicht zentral ein, sondern
an jedem Standort extra", sagt Gady. "Manchmal stoßen wir schon an
unsere Grenzen und denken über eine punktuelle Erweiterung nach."
"Unser Vorteil gegenüber dem Reifenhandel im Internet"
"Wir haben genügend Platz zum Einlagern von Reifen", sagt Gerhard
Skrbetz vom Eisenstädter Autohaus Koinegg. Etwa 400 Reifensätze seien
in Eisenstadt und in der Filiale in Weiden eingelagert: "Und es wird
immer mehr. Die Serviceleistungen, also das Auto winterfit zu machen,
die Reifen zu wechseln und anschließend einzulagern, sind ja der
größte Vorteil der Autohäuser im Vergleich zu den Reifenhändlern im
Internet." Seit vier Jahren gebe es im Oktober auch einen
"Räderwechselsamstag", der bei den Kunden sehr gut ankomme.