Bei einer Tagung in St. Pölten wollte das Gremium der Teilehändler
die Kfz-Werkstätten über ihre neuen Freiheiten aufklären. Gekommen
sind vor allem Funktionäre und die Teilehändler selbst.
Das ist umso bedauerlicher, als Vortragende wie Fachjurist Mag.
Karl-Heinz Wegrath oder ZDK-Experte Dipl.-Ing. Neofitos Arathymos den
Betrieben einiges zu sagen hatten. Doch noch sind der Verband der
freien Kfz-Teilefachhändler (VFT) und mit ihm die im Wiener
Landesgremium des Fahrzeughandels angesiedelte Kammervertretung der
Teilehändler zu sehr in internen Angelegenheiten gefangen, um die
gewünschte Breitenwirkung entfalten zu können. Das wollen die Macher
einer nur mehr zweimonatlich erscheinenden Branchenillustrierten
nützen, um sich im Gegenzug zu halbseidenen Zusagen durch eine
prozentuelle Beteiligung an den von den VFT-Mitgliedern geschalteten
Inseraten zu sanieren.
Die meisten Teilehändler wollen sowohl ihre Werbegelder als auch ihre
Mitgliedsbeiträge anders angelegt sehen. Verständlich, meinen wir:
Das soll uns aber nicht davon abhalten, über die Inhalte der St.
Pöltener Tagung zu berichten.
"Klarer Widerspruch zur GVO"
Nach wie vor geben sich manche Autohersteller alle Mühe, die
Bestimmungen der Service-GVO zu umgehen, berichtete Wegrath aus der
Praxis: Aussagen, wonach Servicearbeiten in Vertragsbetrieben
durchgeführt werden müssten oder ausschließlich Ersatzteile des
Fahrzeugherstellers verwendet werden dürften, seien ebenso an der
Tagesordnung wie die Weigerung, freien Werkstätten Zugang zu
elektronischen Serviceaufzeichnungen zu gewähren. Damit nicht genug:
Mancherorts werde sogar versucht, die Verwendung einer bestimmten
Schmierstoffmarke vorzuschreiben. "Das ist ein ganz klarer
Widerspruch zu den Bestimmungen der GVO", stellte Wegrath fest.
Reparaturdaten aus dem Internet
Arathymos hob die Bedeutung der Abgasnorm Euro 5 hervor: Diese
schreibt nicht nur Emissionsgrenzen fest, sondern verschafft den
freien Werkstätten auch Rechte, die mindestens ebenso praxisrelevant
sind wie die Aussagen der Service-GVO. Dazu zählen allgemein
zugängliche und einheitlich aufgebaute Homepages, auf denen gegen
angemessene Kosten alle Reparaturinformationen abgerufen werden
können. Bloß würden diese Angebote noch kaum inAnspruch genommen,
bedauerte Arathymos: "Im Moment haben sich bei BMW europaweit 400
Werkstätten registriert, bei Daimler sind es sogar nur 175."
Objektivität statt Vereinnahmung
Guter Wille, doch bislang kaum Resonanz in der
Branchenöffentlichkeit: Das lässt sich auf die Aktivitäten der
Teilehandelsvertreter umlegen. Dabei zeigt Kammerfunktionär Komm.-Rat
Ing. Wolfgang Dytrich durchaus Eifer, wenn er beispielsweise eine
Richtigstellung seitens des Vereins für Konsumenteninformation
einfordert: Der hatte seinen Mitgliederneingeredet, dass es bei
Fahrzeuggarantien sehr wohl einen Zwang zum Aufsuchen von
Vertragswerkstätten gebe.
Wir informieren die Werkstätten gerne über derartige lobenswerte
Vorstöße. Nötigenfalls werden wir aber auch wie schon in früheren
Jahren unstatthafte Naheverhältnisse von Interessenvertretungen und
Verlagen aufdecken. Es reicht schließlich, wenn Ministerien und
Tageszeitungen mit "Inseratenaffären" Schlagzeilen machen.