So selbstbewusst wie die Messe gaben sich in den vergangenen Jahren auch die Hersteller. Doch das Wachstum verlangsamt sich. Gewohnt dramatisch ist es nur mehr bei SUVs: 2011 wurden 1,6 Millionen derartige Autos in China verkauft, ein Wachstum von mehr als 20 Prozent. Im ersten Quartal 2012 gab es immerhin noch ein Plus von 5 Prozent. An dieses Segment klammert sich die erfolgsverwöhnte Autobranche in China, denn der Durchschnitts-Chinese steigt beim Autokauf schon kräftig auf die Bremse. Während der Markt 2009 ein Rekordwachstum von 46 Prozent hingelegt hat und 2010 noch um 32 Prozent gestiegen ist, hat 2011 der Absatz in allen Pkw-Segmenten nur mehr um magere 2,5 Prozentwachsen können.

Alarmzeichen bei kleinen Autos

Selbst CAAM, die Vereinigung der Autobauer in China, ist sich nicht mehr sicher, ob die Glückszahl "8 %Wachstum" auf 13,1 Millionen Pkws heuer noch erzielt werden kann. Das Geschäft im ersten Quartal, das den Händlern einen Einbruch von 1,3 Prozent bescherte, war für chinesische Verhältnisse geradezu miserabel. Insbesondere der Einsteigermarkt (A und B1-Segment) leidet massiv an Käuferschwund. Hier ein Quartalsminus von 29 Prozent und minus 10 Prozent in der Kompaktklasse - ein Alarmzeichen vor allem für chinesische Autobauer. Unter den meistverkauften Autos teilen sich die ersten acht Plätze GM und VW, gefolgt von Hyundai und Nissan. Erst auf Platz 15 findet man die erstechinesische Limousine Voleex C30, gefertigt von Great Wall Motors. Chery Automobile liegt mit dem QQ auf Platz 25 weit abgeschlagen, nur der Export nach Südamerika und in den mittleren und nahen Osten beschert Chery Rang 6 im OEM-Gesamtumsatz mit 57.000 Pkws. Verlierer des ersten Quartals waren neben den Chinesen (Roewe minus 6 Prozent, FAW minus 37 Prozent, JAC minus 35 Prozent, Brilliance minus 3 Prozent, Haima minus 16 Prozent) aber auch die Japaner (Suzuki minus 20 Prozent, Mazda minus 27 Prozent).

SUV-Segment boomt ungebrochen

Die Wirtschaftselite sitzt dagegen selbstbewusst am Steuer eines Luxusautos -vielleicht sogar von der Marke Lamborghini, die in Peking das SUV-Konzept Urus gezeigt hat. Mit dem Kubang brachte auch Maserati ein SUV zur Messe. Letzterer Hersteller hat voriges Jahr 800 Supersportler in China verkauft und damit Deutschland als den größten Markt abgelöst, während Lamborghini 340 Fahrzeuge nach China verschiffen konnte (plus 66 Prozent gegenüber 2010). Ende 2012 werden 20 Händler im ganzen Land die Gallardo-Serie an Mann und Frau bringen.

Auch andere europäische Marken setzten auf SUVs. Der kompakte Mercedes GLK wird ab sofort als "Grand Edition" in Peking produziert. Wenn das nicht reicht, hilft nur mehr der Import der neuen 2013-Luxus-SUV-Modelle AMG G63 und G65.

Teure Neuheiten

Freilich geht es auch etwas dezenter, wie das als CLA in Serie gehende "Concept Style Coupe" von Mercedes beweist. Auf der Elektrofront stellte Arno Roehringer, COO von BYD Daimler New Technology, das Denza Concept Car vor -ein waschechtes Elektroauto für die ökologisch bewusste Mittelklasse, das ab nächstem Jahr vom Band laufen soll.

FAW-VW und Audi luden zur Weltpremiere der Studie Audi A6L e-tron, des Audi Q3 Jinlong Yufeng und des Audi RS Q3 ein. Der A6L als Plugin-Hybrid schafft immerhin 80 Kilometer im rein elektrischen Antrieb. Insgesamt stellte Audi 22 Modelle in Beijing aus, darunter auch den RS5, S8 und S7 Sportback. Mit seinem Partner FAW kann Audi in Changchun (Nordchina) bis zu 300.000 Pkws jährlich produzieren. 2011 hat der deutsche Autobauer 310.000 Fahrzeug in China verkauft.

Autowerke für einen Euro

Doch es geht auch andersrum: Bittsteller aus Europa hofieren chinesische Autobauer und bieten europäische Standorte zum Schnäppchentarif an. Der neue OEM Quoros (ein Joint Venture der Israel Cooperation mit Chery) hat für einen Euro im Jahr 2011 das alte Fiat-Werk in Termini Imerese in Sizilien übernommen.

Great Wall Motor (GWM) wird noch ein besserer Standort angeboten: Ende 2012 wird in Born (Holland) die NedCar Fabrik von Mitsubishi geschlossen, wo noch bis Jahresende der Colt und der Outlander von 1.500 Arbeitern produziert werden. Nicht nur Mitsubishi-Chef Osamu Masuko sucht derzeit Nachnutzer, sondern auch Henny Jacobs, Director für Investitionsprogramme im holländischem Wirtschaftsministerium, der am GWM-Messestand beim Europa-Exportchef vorstellig wurde.