1.125 ausgestellte Pkws auf ins-gesamt 230.000 m 2: Die 11. Peking
Autoshow, das diesjährige Mekka der asiatischen Autobranche, war
schon größer als die 64. IAA in Frankfurt. Mit mehr als 120
Weltpremieren, darunter 74 Konzeptfahrzeugen und 88 "New Energy
Vehicles" aus 14 Ländern, hat sich die Show eine internationale
Poleposition erkämpft.
So selbstbewusst wie die Messe gaben sich in den vergangenen Jahren
auch die Hersteller. Doch das Wachstum verlangsamt sich. Gewohnt
dramatisch ist es nur mehr bei SUVs: 2011 wurden 1,6 Millionen
derartige Autos in China verkauft, ein Wachstum von mehr als 20
Prozent. Im ersten Quartal 2012 gab es immerhin noch ein Plus von 5
Prozent. An dieses Segment klammert sich die erfolgsverwöhnte
Autobranche in China, denn der Durchschnitts-Chinese steigt beim
Autokauf schon kräftig auf die Bremse. Während der Markt 2009 ein
Rekordwachstum von 46 Prozent hingelegt hat und 2010 noch um 32
Prozent gestiegen ist, hat 2011 der Absatz in allen Pkw-Segmenten nur
mehr um magere 2,5 Prozentwachsen können.
Alarmzeichen bei kleinen Autos
Selbst CAAM, die Vereinigung der Autobauer in China, ist sich nicht
mehr sicher, ob die Glückszahl "8 %Wachstum" auf 13,1 Millionen Pkws
heuer noch erzielt werden kann. Das Geschäft im ersten Quartal, das
den Händlern einen Einbruch von 1,3 Prozent bescherte, war für
chinesische Verhältnisse geradezu miserabel. Insbesondere der
Einsteigermarkt (A und B1-Segment) leidet massiv an Käuferschwund.
Hier ein Quartalsminus von 29 Prozent und minus 10 Prozent in der
Kompaktklasse - ein Alarmzeichen vor allem für chinesische Autobauer.
Unter den meistverkauften Autos teilen sich die ersten acht Plätze GM
und VW, gefolgt von Hyundai und Nissan. Erst auf Platz 15 findet man
die erstechinesische Limousine Voleex C30, gefertigt von Great Wall
Motors. Chery Automobile liegt mit dem QQ auf Platz 25 weit
abgeschlagen, nur der Export nach Südamerika und in den mittleren und
nahen Osten beschert Chery Rang 6 im OEM-Gesamtumsatz mit 57.000
Pkws. Verlierer des ersten Quartals waren neben den Chinesen (Roewe
minus 6 Prozent, FAW minus 37 Prozent, JAC minus 35 Prozent,
Brilliance minus 3 Prozent, Haima minus 16 Prozent) aber auch die
Japaner (Suzuki minus 20 Prozent, Mazda minus 27 Prozent).
SUV-Segment boomt ungebrochen
Die Wirtschaftselite sitzt dagegen selbstbewusst am Steuer eines
Luxusautos -vielleicht sogar von der Marke Lamborghini, die in Peking
das SUV-Konzept Urus gezeigt hat. Mit dem Kubang brachte auch
Maserati ein SUV zur Messe. Letzterer Hersteller hat voriges Jahr 800
Supersportler in China verkauft und damit Deutschland als den größten
Markt abgelöst, während Lamborghini 340 Fahrzeuge nach China
verschiffen konnte (plus 66 Prozent gegenüber 2010). Ende 2012 werden
20 Händler im ganzen Land die Gallardo-Serie an Mann und Frau
bringen.
Auch andere europäische Marken setzten auf SUVs. Der kompakte
Mercedes GLK wird ab sofort als "Grand Edition" in Peking produziert.
Wenn das nicht reicht, hilft nur mehr der Import der neuen
2013-Luxus-SUV-Modelle AMG G63 und G65.
Teure Neuheiten
Freilich geht es auch etwas dezenter, wie das als CLA in Serie
gehende "Concept Style Coupe" von Mercedes beweist. Auf der
Elektrofront stellte Arno Roehringer, COO von BYD Daimler New
Technology, das Denza Concept Car vor -ein waschechtes Elektroauto
für die ökologisch bewusste Mittelklasse, das ab nächstem Jahr vom
Band laufen soll.
FAW-VW und Audi luden zur Weltpremiere der Studie Audi A6L e-tron,
des Audi Q3 Jinlong Yufeng und des Audi RS Q3 ein. Der A6L als
Plugin-Hybrid schafft immerhin 80 Kilometer im rein elektrischen
Antrieb. Insgesamt stellte Audi 22 Modelle in Beijing aus, darunter
auch den RS5, S8 und S7 Sportback. Mit seinem Partner FAW kann Audi
in Changchun (Nordchina) bis zu 300.000 Pkws jährlich produzieren.
2011 hat der deutsche Autobauer 310.000 Fahrzeug in China verkauft.
Autowerke für einen Euro
Doch es geht auch andersrum: Bittsteller aus Europa hofieren
chinesische Autobauer und bieten europäische Standorte zum
Schnäppchentarif an. Der neue OEM Quoros (ein Joint Venture der
Israel Cooperation mit Chery) hat für einen Euro im Jahr 2011 das
alte Fiat-Werk in Termini Imerese in Sizilien übernommen.
Great Wall Motor (GWM) wird noch ein besserer Standort angeboten:
Ende 2012 wird in Born (Holland) die NedCar Fabrik von Mitsubishi
geschlossen, wo noch bis Jahresende der Colt und der Outlander von
1.500 Arbeitern produziert werden. Nicht nur Mitsubishi-Chef Osamu
Masuko sucht derzeit Nachnutzer, sondern auch Henny Jacobs, Director
für Investitionsprogramme im holländischem Wirtschaftsministerium,
der am GWM-Messestand beim Europa-Exportchef vorstellig wurde.