Das Frühjahrsgeschäft der heimischen Autobranche wird weder in Wien
noch in Genf eröffnet: Der Startschuss fällt beim Linzer
Autofrühling.
Was in einer eilig ausgeräumten Halle der Linzer Verkehrsbetriebe
begann, ist längst nicht mehr aus dem Branchenkalender wegzudenken.
Auch beim 42. Autofrühling, der vom 16. bis 18. März stattfand,
folgten zahlreiche Importeursmanager der Einladung ins Designcenter.
Die Dichte an Entscheidungsträgern schien beim diesjährigen
Eröffnungsempfang sogar noch größer zu sein als in den vergangenen
Jahren: ein Beweis für den ungebrochenen Erfolg des
Veranstaltungskonzepts, vielleicht aber auch ein Indiz für die um
sich greifende Unsicherheit am Automarkt, die einen Meinungsaustausch
mit Kollegen umso angebrachter erscheinen lässt.
Qualität vor Quantität
Eines steht nämlich fest: Vom außerordentlich großen Kundeninteresse
der vergangenen beiden Jahre kann heuer nicht mehr die Rede sein.
Viele Käufer haben ihre Investition bereits getätigt, die Firmen
haben die Fuhrparks erneuert. Erdgasund vor allem Elektroautos, wie
sie auch in Linz präsentiert wurden, wecken zwar großes Interesse,
werden aufgrund der Mehrkosten aber nur in sehr geringen Stückzahlen
angeschafft.
Dementsprechend ging die Besucherzahl des diesjährigen Autofrühlings
auf knapp 30.000 Personen zurück. Dazu habe aber auch die Konkurrenz
des ersten milden Frühjahrswetters beigetragen, meint
Ausstellerpräsident Paul Zeilinger: "Zumindest mit der Qualität der
Besucher waren die Aussteller sehr zufrieden."
Nach dem Rekordjahr
Für die Linzer Händler wäre ein moderater Marktrückgang jedenfalls
verkraftbar. Schließlich war 2011 für viele eines der erfolgreichsten
Jahre überhaupt: Christoph Günther, Geschäftsführer des gleichnamigen
Mehrmarkenhändlers mit starkem Opel-Fokus, konnte beispielsweise den
Umsatz von 57auf rund 66 Millionen Euro steigern. "Heuer wollen wir
möglichst nahe an das Vorjahr herankommen. Ganz wird sich das aber
nicht ausgehen", sagt der Sohn des Opel-Händlersprechers, der bis zum
Jahresende auch den Neubau des Welser Standortes abschließen will.
Auf die Rekordzahl von knapp 1.000 Neuwagen, etwa 100 neuen
Motorrädern und 960 Gebrauchten blickt Michael Schmied,
Geschäftsführer von BMW Höglinger Denzel, zurück: "Heuer wären wir
durchaus zufrieden, wenn wir dieses Ergebnis halten könnten."
Gegen den Strom
Salinger, Geschäftsführer von Pappas Linz, sieht aufgrund neuer
Modelle und der Konzentration de Gebrauchtwagengeschäfts am
Firmensitz durchaus noch Steigerungspotenzial. Peugeot Linz
profitiert davon, dass das Netz auf mittlerweile 32 Subhändler
angewachsen ist, und beim Premium-Spezialisten Seipl sorgt der Range
Rover Evoque für regen Zuspruch. Auch Sascha Untermair, neuer
Geschäftsführer des Car Center Linz (Hyundai, Mitsubishi, Volvo,
Suzuki), will sich vom sinkenden Markt nicht bremsen lassen. Im
Vorjahr hat sein Unternehmen insgesamt 600 Fahrzeuge verkauft, heuer
habe man sich "den Tausender fest vorgenommen."
Linzer Erfolgsgeheimnis
Allem Konkurrenzkampf zum Trotz: Die Stimmung unter den Linzer
Autohändlern ist so familiär wie eh und je. Das macht den
Autofrühling ebenso einzigartig wie seine Rolle als bundesweites
Branchenthermometer. Die imaginäre Quecksilbersäule zeigt heuer zwar
nach unten, von einem dramatischen Einbruch kann aber nicht die Rede
sein. Autohändler können nach wie vorgute Geschäfte machen -vor
allem dann, wenn sie so engagiert und bodenständig agieren wie die 21
Aussteller aus Linz.