Seit August 2011 hat das seit 30 Jahren bestehende Motoren- und Getriebewerk von General Motors in Wien-Aspern einen neuen Leiter: Auch wenn Michael Lewald (46) um 14 Jahre jünger ist als sein Vorgänger Rudolf Hamp, kennt er die GM-Welt schon sehr gut. Denn der gelernte Maschinenbauingenieur begann schon 1979 bei Opel in Bochum und kam via Rüsselsheim, Zürich (GM Europe), Warren (US-Bundesstaat Michigan) und Eisenach (Werksleiter) nach Wien.

Wenige Monate nach seinem Dienstbeginn in Aspern darf sich Lewaldüber rd. 1,55 Millionen produzierte Einheiten freuen. Das ist zwar etwas weniger als im bisherigen Rekordjahr 2007, doch dafür war 2011 die Zahl der produzierten Motoren höher, was dem Unternehmen mehr Umsatz brachte. Ob dies 2012 so weitergehen wird, ist momentan noch nicht ganz klar. Denn Analysten rechnen, dass sich die Zahl der verkauften Neuwagen heuer in Europa verringern wird - was wohl auch Opel und damit natürlich das Werk in Wien-Aspern treffen würde. "Auch wenn wir 2012 vielleicht weniger in Europa absetzen, wird der Verkauf in Länder außerhalb Europas - vor allem nach Asien- immer wichtiger werden", sagt Lewald.

Stammmannschaft und Leiharbeiter

Mit rund 2.000 Mitarbeitern ist das Wiener Werk derzeit gut aufgestellt. Man werde auch weiterhin die Stammmannschaft mit temporären Arbeitern "auffüttern", sagt Lewald. Dieses Konzept habe sich schon während der Wirtschaftskrise 2008/09 bewährt: "Wir haben keine wirklichen Einschnitte machen müssen."

Wichtigstes Ziel von Lewald ist es, auch in Zukunft die ausgezeichnete Wettbewerbsfähigkeit des Wiener Werkes zu erhalten. "Es ist quasi in den Herzen der Mannschaft verankert, dass sie schauen, wie sie Prozesse verbessern können - und es gibt dafür auch Anreize. Das liefert jährlich mehr Effektivitätssteigerung, als eine Kollektivvertragserhöhung an zusätzlichen Kosten benötigt", meint der Werksleiter. Doch man müsse stets schauen, wo in der GM-Familie neue Produkte eingebaut werden. "Aspern muss bei Entscheidungen über Investitionen und Produkte immer am Tisch sein. Ein großes Potenzial für unsere Motoren und Getriebe sehe ich noch im asiatischen Raum, vor allem in China."

Lieferung in die ganze Welt

Derzeit werden 70 Prozent der in Wien produzierten Motoren und Getriebe in europäischen Werken verbaut; außerhalb Europas sind Brasilien und Südkorea die wichtigsten Abnehmerländer. Geliefert wird auch nach Australien, ab 2012 sogar nach Indien und Südafrika. Aber auch die USA erhalten Motoren aus Wien, die als Generatoren im Chevrolet Volt und Opel Ampera eingesetzt werden.

Lewald macht sich daher keine großen Sorgen um den Fortbestand des Werkes - auch nicht in der Zukunft, wenn Elektroautos stärker werden sollten. Bis dahin werde es wohl noch einige Jahrzehnte lang dauern, meint er.

Nicht zuletzt investiert General Motors in Wien 120 Millionen Euro in neue Maschinen und in die Einrichtung, um die Schaltbarkeit der Getriebe weiter zu verbessern.