Dass es bei den meisten Schulungen "schade um Zeit und Geld" sei, wird dagegen nur von einem Fünftel der Befragten unterschrieben.

Zum Glück steht der Branche ein vielfältiges Fortbildungsangebot zur Verfügung: Neben den Veranstaltungen der Fahrzeugimporteure, an denen 2011 so gut wie jeder Markenbetrieb teilgenommen hat, stoßen Schulungen von Teilehändlern und Werkstattausrüstern wie auch von den Kfz-Interessenvertretungen aufreges Interesse.

Wissensdefizite beim E-Antrieb

Einen gewissen Anteil an "Unverbesserlichen" scheint es dennoch zu geben: 11 Prozent der 100 markengebundenen und 50 freien Betriebe, die in unserem Auftrag befragt wurden, haben 2011 keinerlei Schulungen besucht. "Das ist in mehrfacher Hinsicht gefährlich", warnt Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker: Einerseits drohe diese Minderheit den Anschluss an gesetzliche und technische Neuerungen zu verlieren, von der §-57a-Überprüfung bis zum E-Antrieb.

Stichwort Elektromotor:Über diesen fühlen sich bislang erst die Hälfte der Markenbetriebe und 19 Prozent der freien Unternehmen "perfekt" oder "ausreichend" informiert. Doch der technologische Wandel kommt unweigerlich - auch, wenn bislang 77 Prozent der Befragten im Betriebsalltag keinerlei Berührung mit Hybridtechnik und 82 Prozent keine Erfahrungen mit Elektroautos hatten.

Abhängig oder selbstständig?

Andererseits macht mangelndes Fachwissen abhängig, zum Beispiel von den Expertisen, die "Schadensbegutachter" nach Unfällen im Auftrag der geschädigten Versicherungen erstellen. Lediglich 23 Prozent der von uns befragten Betriebsinhaber kalkulieren die Reparaturkosten immer selbst, ein weiteres Fünftel prüft die Angaben zumindest in Ausnahmefällen - und das, obwohl sich 94 Prozent der Entscheidungsträger über Schadenskalkulation und Versicherungsabwicklung "perfekt" oder "ausreichend" informiert fühlen.

"Um die unternehmerische Selbstständigkeit zu wahren und auch im Kundeninteresse nachvollziehbare Angaben zu machen, ist mehr Willen zur Eigenkalkulation unerlässlich", mahnt Nagl: ein Aspekt, den er bei den Schulungsangeboten der Kfz-Innung künftig noch stärker berücksichtigen will.

Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker

Auch wenn der Werkstattalltag oft wenig Zeit lässt: Dass nur 4 Prozent der Kfz-Unternehmer im Schadensfall den angegebenen Wiederbeschaffungswert selbst überprüfen, ist ebenso alarmierend wie die Tatsache, dass sich 39 Prozent ausschließlich auf die Kalkulation des von der Versicherung bestellten Sachverständigen verlassen. Das bedeutet einen Kompetenzverlust im absoluten Kerngeschäft!

"Selbst ist der Kfz-Profi", lautet unsere Antwort. Wir können den Betrieben nur raten, eigenständig zu kalkulieren! Mit unserem umfassenden Schulungsangebot werden meine Innungskollegen und ich dazu beitragen, den Betrieben das entsprechende Rüstzeug zu vermitteln und sie auch auf weitere Finessen der Versicherungkooperation (Stichwort "Wrackbörse")zu sensibilisieren. Gleichzeitig bleiben wir in anderen Bereichen - seien es Hochvolttechnik, § 57a oder Garantie und Gewährleistung - am Ball: Schließlich sind wir heute und morgen "der" Dienstleister für die österreichischen Kfz-Betriebe.

Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung

Es scheint eine Binsenweisheit: Die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hängt entscheidend von der Motivation und der Qualifikation der eigenen Mitarbeiter ab. In vielen Fällen bedingt das eine das andere. Dies gilt insbesondere in einem stagnierenden Marktumfeld, wie es die hiesige Automobilbranche nun einmal ist. Gerade hier macht der gut qualifizierte Mitarbeiter und Unternehmer den Unterschied für den Kunden aus.

Leider neigen manche Chefs dazu, die Notwendigkeit kontinuierlicher Fortbildungsmaßnahmen eben gerade nicht als Differenzierungsmerkmal und Teil der eigenen Strategie zu verstehen. Unter dem Deckmantel aktuell zu starker Auslastung, hoher Kosten, mangelnder zeitlicher Verfügbarkeit oder aber auch des schlechten Angebotes wird das Thema dann gerne einmal auf die lange Bank geschoben. Dabei lohnt sich das Thema auch im Hinblick auf die Zufriedenstellung talentierter und zielstrebiger Mitarbeiter. Ein Grund mehr, sich intensiv der Aus-und Weiterbildung im eigenen Haus zu widmen!