So eindeutig war noch kaum ein Resultat: "Wer sich nicht fortbildet,
wird die Herausforderungen der Zukunft nicht bewältigen können",
meinen 93 Prozent der Kfz-Betriebe.
Dass es bei den meisten
Schulungen "schade um Zeit und Geld" sei, wird dagegen nur von einem
Fünftel der Befragten unterschrieben.
Zum Glück steht der Branche ein vielfältiges Fortbildungsangebot zur
Verfügung: Neben den Veranstaltungen der Fahrzeugimporteure, an denen
2011 so gut wie jeder Markenbetrieb teilgenommen hat, stoßen
Schulungen von Teilehändlern und Werkstattausrüstern wie auch von den
Kfz-Interessenvertretungen aufreges Interesse.
Wissensdefizite beim E-Antrieb
Einen gewissen Anteil an "Unverbesserlichen" scheint es dennoch zu
geben: 11 Prozent der 100 markengebundenen und 50 freien Betriebe,
die in unserem Auftrag befragt wurden, haben 2011 keinerlei
Schulungen besucht. "Das ist in mehrfacher Hinsicht gefährlich",
warnt Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker:
Einerseits drohe diese Minderheit den Anschluss an gesetzliche und
technische Neuerungen zu verlieren, von der §-57a-Überprüfung bis zum
E-Antrieb.
Stichwort Elektromotor:Über diesen fühlen sich bislang erst die
Hälfte der Markenbetriebe und 19 Prozent der freien Unternehmen
"perfekt" oder "ausreichend" informiert. Doch der technologische
Wandel kommt unweigerlich - auch, wenn bislang 77 Prozent der
Befragten im Betriebsalltag keinerlei Berührung mit Hybridtechnik und
82 Prozent keine Erfahrungen mit Elektroautos hatten.
Abhängig oder selbstständig?
Andererseits macht mangelndes Fachwissen abhängig, zum Beispiel von
den Expertisen, die "Schadensbegutachter" nach Unfällen im Auftrag
der geschädigten Versicherungen erstellen. Lediglich 23 Prozent der
von uns befragten Betriebsinhaber kalkulieren die Reparaturkosten
immer selbst, ein weiteres Fünftel prüft die Angaben zumindest in
Ausnahmefällen - und das, obwohl sich 94 Prozent der
Entscheidungsträger über Schadenskalkulation und
Versicherungsabwicklung "perfekt" oder "ausreichend" informiert
fühlen.
"Um die unternehmerische Selbstständigkeit zu wahren und auch im
Kundeninteresse nachvollziehbare Angaben zu machen, ist mehr Willen
zur Eigenkalkulation unerlässlich", mahnt Nagl: ein Aspekt, den er
bei den Schulungsangeboten der Kfz-Innung künftig noch stärker
berücksichtigen will.
Komm.-Rat Friedrich Nagl, Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker
Auch wenn der Werkstattalltag oft wenig Zeit lässt: Dass nur 4
Prozent der Kfz-Unternehmer im Schadensfall den angegebenen
Wiederbeschaffungswert selbst überprüfen, ist ebenso alarmierend wie
die Tatsache, dass sich 39 Prozent ausschließlich auf die Kalkulation
des von der Versicherung bestellten Sachverständigen verlassen. Das
bedeutet einen Kompetenzverlust im absoluten Kerngeschäft!
"Selbst ist der Kfz-Profi", lautet unsere Antwort. Wir können den
Betrieben nur raten, eigenständig zu kalkulieren! Mit unserem
umfassenden Schulungsangebot werden meine Innungskollegen und ich
dazu beitragen, den Betrieben das entsprechende Rüstzeug zu
vermitteln und sie auch auf weitere Finessen der
Versicherungkooperation (Stichwort "Wrackbörse")zu sensibilisieren.
Gleichzeitig bleiben wir in anderen Bereichen - seien es
Hochvolttechnik, § 57a oder Garantie und Gewährleistung - am Ball:
Schließlich sind wir heute und morgen "der" Dienstleister für die
österreichischen Kfz-Betriebe.
Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung
Es scheint eine Binsenweisheit: Die Wettbewerbsfähigkeit eines
Unternehmens hängt entscheidend von der Motivation und der
Qualifikation der eigenen Mitarbeiter ab. In vielen Fällen bedingt
das eine das andere. Dies gilt insbesondere in einem stagnierenden
Marktumfeld, wie es die hiesige Automobilbranche nun einmal ist.
Gerade hier macht der gut qualifizierte Mitarbeiter und Unternehmer
den Unterschied für den Kunden aus.
Leider neigen manche Chefs dazu, die Notwendigkeit kontinuierlicher
Fortbildungsmaßnahmen eben gerade nicht als Differenzierungsmerkmal
und Teil der eigenen Strategie zu verstehen. Unter dem Deckmantel
aktuell zu starker Auslastung, hoher Kosten, mangelnder zeitlicher
Verfügbarkeit oder aber auch des schlechten Angebotes wird das Thema
dann gerne einmal auf die lange Bank geschoben. Dabei lohnt sich das
Thema auch im Hinblick auf die Zufriedenstellung talentierter und
zielstrebiger Mitarbeiter. Ein Grund mehr, sich intensiv der Aus-und
Weiterbildung im eigenen Haus zu widmen!