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Markantes Datum

Mittlerweile zeigt sich, was hinter der Diplomatie steckt: Zum Jahreswechsel wird die Porsche Holding den Import der Marke VW in Kolumbienübernehmen. Für die Salzburger ist dies das erste außereuropäische Engagement im unmittelbaren Konzernauftrag (in China ist man Einzelhändler für Porsche-Sportwagen und BMW). Gleichzeitig wird eine der letzten Lücken in Zentraleuropa geschlossen, wenn Porsche ebenfalls per 1. Jänner zum Importeur von VW, Audi und Seat in Tschechien avanciert.

In noch einer Hinsicht ist der Jahreswechsel markant: Ab diesem Datum wird Alain Favey, zuletzt europäischer Vertriebschef für die Marke VW, an der Spitze der Porsche Holding stehen. Der achtundsechzigjährige Wolf-Dieter Hellmaier, seit 1971 im Unternehmen tätig und unter anderem für das erfolgreiche Engagement in Osteuropa verantwortlich, tritt in den Ruhestand. Favey mag zwar mit einer Österreicherin verheiratet sein, doch der langjährige Citroën-Konzernmanager ist als erster Chef der Porsche Holding kein "Eigengewächs".

Neue Märkte, neue Gefahren

InÖsterreich fragt sich daher so mancher Beobachter, ob der Marktführer seine bisherige Politik beibehalten werde: Diese zeichnete sich durch Konstanz und Umsicht aus, bei Kurzzulassungen und Rabattschlachten hielt sich die Porsche in der Regel zurück. Wie passt das zum unmittelbar stückzahlgetriebenen Denken eines Herstellers? International stehen die Zeichen auf weiterer Expansion. Kolumbien dürfte nicht der letzte Importmarkt in Südamerika gewesen sein, in Osteuropa könnten die aktuellen Veränderungen in Polen auf ein Porsche-Engagement hinaus laufen. Das westliche Kontinentaleuropa wird schon beinahe vollständig im Einzelhandel bearbeitet -allerdings zum Großteil von der "PGA" genannten Division für konzernfremde Marken. Wie lange werden diese Hersteller ihren schärfsten Wettbewerber als Vertragshändler tolerieren?

Selbstständigkeit wahren

Bislang hatte Klingler mit seinen lobenden Worten für die Porsche Holding zweifellos Recht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war die einzigartige Integration aller automotiven Geschäftsprozesse, ein zweiter eine gewisse Unabhängigkeit von Konzernentscheidungen. Wolfsburg wäre gut beraten, Salzburg eine Selbstständigkeit zu belassen, die über dasbranchenübliche Maß hinausreicht: So gut wie alle anderen Hersteller schreiben mit ihren Einzelhandelstöchtern nämlich nur Verluste.