Im Kfz-Versicherungsgeschäft gibt es Zyklen wie in der
Landwirtschaft. Wie der Schweineberg die Preise in den Keller treibt,
so lassen sich Versicherungen von schwarzen Zahlen immer wieder zu
Aktionen hinreißen, die zu einem Prämienverfall der ganzen Branche
beitragen.
Wenn in einem Markt geschleudert wird, kann kein Beteiligter sich dem
dadurch gestifteten Preisdruck entziehen. Das trifft derzeit auf den
Bereich der Kfz-Versicherungen (Haftpflicht und Kasko) zu, wo
einzelne Marktteilnehmer den Prämienwettbewerb angeheizt haben.
Betroffen davon ist auch die Wiener Städtische, die sich, wie
Vorstandsdirektor Erich Leiß betont, jedoch aus dem Spiel
herauszuhalten trachtet. Beweis dafür ist ein leichtes Prämienminus
im ersten Halbjahr, das darauf zurückzuführen ist, "dass die Wiener
Städtische nicht jede unwirtschaftliche Aktion mitmacht".
Anzeichen dafür, dass der Markt sich zu drehen beginnt, seien
gegenwärtig noch nicht zu erkennen. Vielmehr sprechen derzeit mehrere
Faktoren gegen Prämienerhöhungen, obwohl ein Plus bis zu 10 Prozent
wirtschaftlich mehr als gerechtfertigt wäre. Leiß nennt die Trends zu
Kleinwagen, kürzeren Kasko-Laufzeiten und stärkerer Sensibilität der
Endkunden im Schadensfall.
Gleichzeitig weist er auf die Problematik hin, die entsteht, wenn die
Prämien stagnieren und die Reparaturkosten steigen. Früher oder
später dreht das Ergebnis der Institute ins Minus. Selbst
Versicherungen, die das Prämienniveau halten, sind aufgrund dieser
Entwicklung mit sinkenden Durchschnittsprämien und höheren
Schadenskosten konfrontiert.
Service im Mittelpunkt
Die Wiener Städtische -als Nummer 1 in der heimischen
Versicherungsbranche -versteht sich nicht als Billiganbieter.
Vielmehr sollen Kunden weiter durch exzellentes Service sowie beste
Schadensabwicklung und Betreuung gehalten und gewonnen werden. Als
Zuckerl wird ein 10prozentiger Umweltbonus geboten, der im Wiener
Ringturm bereits für rund die Hälfte aller Neuzulassungen fällig
wird.
Da höhere Prämien im Moment nicht durchsetzbar erscheinen, hat die
Wiener Städtische zuletzt die Besichtigung von Kfz-Schäden durch
Sachverständige forciert. Als Schwalbe, die allerdings noch keinen
Sommer macht, betrachtet Leiß die Tatsache , dass in Deutschland ein
Trend zu steigenden Prämien erkennbar ist. Auf eine Beruhigung des
Markts hofft der Kfz-Vorstand der Wiener Städtischen, die unter dem
Dach der Vienna Insurance Group Holding als operative Tochter im
österreichischen Markt im Mittelpunkt steht, um mittelfristig bei
Haftpflicht und Kasko marktanteilsmäßig aufholen zu können.
Prämien mit Augenmaß
Um dieses Ziel zu erreichen, reicht die schon jetzt vorhandene Stärke
im Stammvertrieb nicht aus. Vielmehr sollen dafür alle infrage
kommenden Kanäle genützt werden. Neben der Kooperation mit Maklern
und der Kfz-Branche setzt Leiß vor allem auf die Kooperation seines
Hauses mit der Ersten Bank sowie EBV-Leasing, die als Back-Office von
Wiener Städtische- und Donau-Leasing fungiert.
Fragt man Leiß nach einer Botschaft an den Markt, nennt er erneut die
Preispolitik. Er wünscht sich, dass in den Bereich so rasch wie
möglich Vernunft einkehrt.