Ob gemeinsame Werbung, technische Unterstützung oder beste Konditionen für Teile und Werkstattausrüstung: Die Vorteile, die sich aus der Mitgliedschaft bei einem Werkstattsystem ergeben, haben sich mittlerweile herumgesprochen. Dennoch gibt es in Österreich nach wie vor Nachholbedarf: Während Branchenkenner davon ausgehen, dass sich in Deutschland bereits jeder zweite freie Betrieb an einem Konzept beteiligt, ist es hierzulande erst ein Fünftel.

"Absolut konkurrenzfähige Betriebe"

"Der Markt ist offen für weitere Werkstattsysteme", sagt Andreas Baudermann, für die österreichischen Aktivitäten verantwortlicher Prokurist von Trost Autoservice Technik. Der Branchenkenner hat die eine oder andere Idee im Hinterkopf, konzentriert sich bis auf Weiteres aber auf seine gut 250 Trost-Partner sowie das75 Mitglieder umfassende Vollkonzept 1a Autoservice. "Heuer werden wohl noch 5 bis 10 Betriebe hinzukommen", meint Baudermann, der mittelfristig mit bis zu 110 Standorten das Land abdecken will.

"Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass freie Werkstätten gegenüber Markenbetrieben absolut konkurrenzfähig sind", betont Baudermann. Dass Trost als europaweit größter Teilehändler gilt, sei dabei zweifellos von Vorteil, in der Praxis aber nur die halbe Miete: "Das Geschäft wird immer vor Ort gemacht. Dort mussman glänzen."

Bekannte Marke

Als traditionsreichstes, beinahe ein Jahrhundert zurückreichendes Konzept gilt Bosch Car Service. Derzeit gibt es in Österreich 94 Partnerbetriebe, am Jahresende rechnet Konzeptbetreuer Andreas Stangl mit 95 bis 100 Mitgliedern: "Wir sind das einzige Werkstattkonzept, bei dem eine Produktmarke im Logo steht, die jeder Kunde kennt und schätzt." Vorallem für das Fahrzeugsegment von vier bis acht Jahren, das mit mehr als 1,4 Millionen Zulassungen rund ein Drittel des heimischen Pkw-Bestands ausmache, könne man attraktive Angebote schnüren.

Neben Bosch Car Service zählt neuerdings Autocrew zum Programm von Bosch. Das ehemals von ZF Trading betriebene Konzept wurde in den vergangenen Monaten neu ausgerichtet. Derzeit gibt es neun Mitglieder, bis zum Jahreswechsel sind 10 bis 15 Standorte geplant. Mit den Bosch-Modulen bietet der Zulieferkonzern unterdessen bewährte, auf technische Schwerpunkte zugeschnittene Kooperationsmodelle an. 159 österreichische Betrieben haben bisher aus den Bereichen Elektrik und Elektronik, Dieselund Benzineinspritzung sowie Bremsentechnik zumindest ein Modul ausgewählt.

Unklare Aussichten

Nicht nur bei Autocrew, auch bei Automeister gab es vor einiger Zeit eigentümerseitige Veränderungen. Die deutsche point-S-Gruppe scheint jedoch noch nicht so recht zu wissen, wie es mit dem Konzept weitergehen sollen. Konkrete Auskünfte zum österreichischen Markt waren trotz mehrmaliger Versuche nicht zu erhalten. Die Rede ist aber von einer neuen Lösung für die Betreuung der fünf verbliebenen Partnerwerkstätten.

Den Markt angepasst

"Wenn ein Betrieb in geeigneter Lage unsere Unterstützung wünscht, stehen wir immer gerne zur Verfügung", sagt Peter Hiden. Er ist bei Stahlgruber für das 1999 gestartete, mittlerweile 126 Mitglieder umfassende Konzept Meisterhaft verantwortlich. Besonders wichtig ist Hiden die faire Zusammenarbeit mit den Werkstätten: So gebe es weder einen starren Umsatzzwang noch allzu strenge CI-Vorschriften, sondern über ein Dutzend individuell wählbarer und somit an die regionalen Marktbedürfnisse angepasster Module.

"Mechaniker sind oft exzellente Techniker, aber nicht immer gute Verkäufer", weiß Andreas Schopf, Betreuer des von ATP organisierten Systems ProfiService. Daher biete man den 46 Mitgliedern in Zukunft vermehrt Verkaufs- und Kommunikationsschulungen an, forciere aber weiterhin auch Vertriebsaktionen und die technische Unterstützung. Ende September ist die zweite Jahrestagung des jungen Netzwerks geplant.

Qualität als Alleinstellungsmerkmal

Knapp 40 Betriebe beteiligen sich mittlerweile an dem von Derendinger organisierten System PlusService. Bis zum Jahreswechsel soll es 50 bis 60, mittelfristig bis zu 150 Partner geben. "Unsere Mitglieder heben sich durch Qualität vom Mitbewerb ab", betont Geschäftsführer Jean-Pierre Studer.

Sind freie Werkstätten ohne Systemmitgliedschaft auf längere Sicht zum Scheitern verurteilt? So drastisch würde es Studer nicht formulieren: "Schlussendlich muss jede Werkstätte selbst feststellen, was ein Konzept für sie bringt." Eine faire Aussage, der sich wohl jeder Beobachter anschließen kann.

Einstieg zum Aufstieg

Harte Arbeit ist für Murat Yoldas selbstverständlich. Gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Ibrahim Dursun hat er 2007 die Maroltingergarage im 16. Wiener Gemeindebezirk übernommen. Anfangs wurden 6 Mitarbeiter beschäftigt, mittlerweile sind es schon 15. Einschließlich der am Betriebsgelände vorhandenen freien Tankstelle wird ein Jahresumsatz von gut drei Millionen Euro erwirtschaftet- Tendenz stark steigend.

"Dank unser Mitgliedschaft bei Plus-Service können wir unseren Kunden Mobilitätsgarantien und Reparaturfinanzierungen anbieten", betont Yoldas, der als einer der ersten Partner bei dem Derendinger-Konzept eingestiegen ist. Die gemeinsamen Werbemaßnahmen setzt die Maroltingergarage besonders engagiert um, darüber hinaus flimmern sogar eigene Kinospots über die Wiener Leinwände.

Starker Auftritt

Bis zum Jahr 1970 reicht die gemeinsame Geschichte von Bosch und dem Wiener Traditionsunternehmen Ginner zurück. Der neue Betrieb, der kürzlich in Wien-Liesing eröffnet wurde, setzt der Zusammenarbeit die Krone auf: Rund 1,2 Millionen Euro und ein halbes Jahr harte Arbeit hat das Familienunternehmen in den 3.000 Quadratmeter großen, 19 Mitarbeiter beschäftigenden Standort investiert. "Der Name Ginnerist bei den Kunden bestens bekannt", unterstreicht Firmenchefin Claudia Ginner einen ihrer Wettbewerbsvorteile. Die Mitgliedschaft bei Bosch Car Service verhilft dem Unternehmen zu neuesten technischen Informationen, Qualitätsteilen, Schulungen und technischer Unterstützung sowie zu einem bundesweiten Netzwerk, das auch immer mehr Firmenkunden zu schätzen wissen.