Ob innerhalb oder außerhalb der Wirtschaftskammer: Um als
Gremialobmann erfolgreich zu sein, muss Burkhard W. Ernst auch die
Skeptiker überzeugen.
Wer sich kein Blatt vor den Mund nimmt und noch dazu aus Wien kommt,
dem fliegen nichtüberall die Sympathien entgegen. Zumal dann, wenn
er so tief greifende Reformen plant wie der neue Bundesgremialobmann:
Ernst will die zuletzt viel gescholtene Interessenvertretung
dynamischer, schneller und so unbürokratisch wie möglich ausrichten.
"Warum Sitzungen abhalten, wenn auch ein Umlaufbeschluss möglich
ist?", fragt der Vollblutunternehmer, der sich zur "drastischen
Verjüngung" seiner Fachgruppe bekennt: "Junge Funktionäre wie
Wolfgang Schirak, Klaus Edelsbrunner oder Markus Kaufmann stehen
aktiv im Berufsleben."
Gleichzeitig kann Ernst auf das Wohlwollen von Kammerdoyen Josef
Schirak vertrauen. Bis zuletzt stellvertretender Obmann der Sparte
Handel in der Wirtschaftskammer gibt der Niederösterreicher dem
Nachfolger seines Nachfolgers einen eindeutigen Rat: "Wir müssen uns
an den Bedürfnissen unserer Mitglieder orientieren."
Ökoprämie statt Fahrverbot
Derzeit bedeutet dies vor allem verbissenen Widerstand gegen die
sektoralen Fahrverbote, die durch die jüngste Novelle des
Immissionsschutzgesetzes-Luft ermöglicht werden. Ernst fordert
stattdessen eine neue Verschrottungsprämie: "Die Lösung kann nur
lauten, die 800.000 alten Stinker von den Straßen zu bekommen."
Demnächst will er, unterstützt vom Arbeitskreis der
Automobilimporteure, erste Gespräche mit der Politik führen.
Gemeinsam mit den Importeuren
Auch bei der "Mittelstandsinitiative" setzt Ernst auf die
Zusammenarbeit mit Importeurssprecher Ingo Natmessnig. Das noch von
Vorgänger Dr. Gustav Oberwallner, nunmehr "Außenminister" des
Gremiums, angestoßene Projekt sei keineswegs vom Tisch. "Diese Dinge
werden wir in den nächsten Wochen der Kammerspitze vortragen, sodass
sie möglichst rasch in die Rahmenbedingungen einfließen und für alle
Autohändler in diesem LandGültigkeit erlangen", sagt Ernst.
Lediglich in Sachen Garantie-und Gewährleistungsvergütung müsse man
sich wohl auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" beschränken.
Ehrliches Bemühen
Scheitern die Versuche, Schutzbestimmungen aus der auslaufenden
Kfz-GVO in das nationale Recht zuübertragen, prophezeit Ernst dem
Autohandel eine schwierige Zukunft. Schon heuer sei mit einem Anstieg
von 175 auf zumindest 200 Pleitefälle zu rechnen. Diese
Strukturbereinigung werde, verschleiert von den
"Scheinselbstständigen", fortschreiten: "Der Trend zu größeren Ketten
macht vor Österreich nicht halt."
Persönlich muss dem zweitgrößten Mazda-Händler des Landes vor dieser
Entwicklung nicht bange sein. Daher wird vor allem in der eigenen
Markenorganisation misstrauisch beobachtet, ob Ernst den Spagat zum
Einsatz für kleine und schwache Betriebe glaubhaft bewältigt. Seine
klaren Worte und der Willezu internen Reformen zeigen jedenfalls,
dass er sein neues Amt ernst nimmt: Das sollten auch die Skeptiker zu
schätzen wissen.