Ab 1. Juli 2012 gilt für Reifen ein eigenes Pickerl. Da es bis dato
keinen Reifen gibt, der Treibstoffersparnis und Bremsweg mit Bestnote
"A" ausweisen kann, werden sich Reifenhersteller und Vertrieb
Verbrauchern dazu mit neuer Werbestrategie äußern.
Die ab November 2012 einheitliche Kennzeichnungspflicht für
Kraftfahrzeugreifen ist den meisten Autofahrern bislang unbekannt.
Beim EU-Reifenlabel besteht akuter Aufklärungsbedarf, den die
Reifenwirtschaft nutzen will, um in wirtschaftlich herausfordernden
Zeiten das wieder rückläufige Räderersatzgeschäft zu stimulieren.
Zuvor werden anfangs Juni 2012 in Essen bei der globalen Reifenschau
mit Leidenschaft die Argumentationshilfen zu Nassgrip, Rollwiderstand
und Geräuschemission unters Fachvolk gebracht. Produktqualität und
Preisausgewogenheit bleiben die Auswahlkriterien beim Kauf von neuen
Reifen. Im Zuge dessen wird Premium eine Neuschreibung erfahren. Das
Feld attraktiver Anbieter aus nah und fern erweitert sich ständig,
Billig(st)anbieter verschärfen den Preiswettbewerb. Sie finden ihren
Nährboden im ausgeprägten Sparwillen der Konsumenten. Die Läger des
Handels sind voll von nicht verkaufter Ware aus der letzten Saison,
weilman gedacht hat, der Boom der letzten zwei Jahre setzt sich
heuer fort.
Onlineanbieter drücken Preise
Neben dem Reifenlabel, der fachgerechten Montage von Breitreifen und
den Reifendruck-Kontrollsystemen kommt dem Erlebnis Reifenmesse
diesmal besondere Bedeutung zu. Onlineanbieter verschärfen weiter den
Preiswettbewerb, sind sich Industrie und Handel sicher. Es geht
vorrangig um zukunftsweisende Vermarktungsmodelle und nur die
cleversten Reifen-und Räderanbieter werden sich den verringernden
Marktkuchen erfolgreich teilen können.
Zur künftigen Gestaltung ihrer Reifengeschäfte richten viele
Marktteilnehmer ihre Entscheidungen also auch nach den Erkenntnissen
in der Ruhrstadt Essen aus.
Verhaltene Aussichten
Während die offiziellen Prognosen 2012 immer noch von einem leicht
steigenden Ersatzbedarfsgeschäft geprägt sind, machen Meldungen über
Kurzarbeit die Runde, um Produktionskapazitäten den neuen
Marktverhältnissen anzupassen.
Die Reifenverbände reden in wieder einsetzenden
Käufermarktverhältnissen von Bestandsaufbau in allen Segmenten, die
mühsam errungene Preisstabilität gerät unter Druck, weil Lieferanten
ihre Abnehmer inzwischen mit Valutierungen bis in den Herbst sowie
Gutschriften helfen müssen, fehlende Liquidität zu kompensieren.
Die Industrie bringt wieder eine Vielzahl neuer Sommer-und
Winterreifen auf den Markt. Kein Segment und keine Dimension kommen
zu kurz und alle Reifen, lautet das Versprechen, werden mit dem Label
geliefert. Aufkleber samt (elektronischer) Begleitinformation machen
die Einführung zu einem logistischen Kraftakt für alle Beteiligten in
Industrie, Groß-und Einzelhandel.