Die in Graz geplante "Umweltzone" alarmiert nicht nur den Autohandel:
Gleich drei Unterschriftenaktionen sollen die Fahrverbote verbinden.
Kürzlich ist die schwarzgrüne Koalition in der Grazer Stadtregierung
geplatzt, im Jänner 2013 stehen ohnehin Gemeinderatswahlen vor der
Tür: zwei Ereignisse, die darauf hoffen lassen, dass der Bevölkerung
und den Wirtschaftstreibenden in der steirischen Landeshauptstadt das
Schlimmste erspart bleibt. Im April hatte Bürgermeister Siegfried
Nagel mit seinem Plan, per 1. Dezember eine "Umweltzone" in Kraft zu
setzen, nämlich einen Sturm der Empörung ausgelöst.
"Todesstoß" für Autohändler
Laut den ursprünglichen Plänen hätten ab Dezember Fahrverbote für
Dieselfahrzeuge der Abgasklassen Euro 1 und Euro 2 gegolten, im Jahr
2014 hätten diese auf die Euro-3-Norm ausgeweitet werden sollen. In
Summe wären davon rund 50.000 Grazer Pkws sowie weitere 30.000 Autos
von Pendlern betroffen gewesen. Dendadurch entstehenden Wertverlust
beziffert eine Studie der TU Graz mit mindestens 250 Euro pro
Fahrzeug.
Diese Entwertung würde nicht zuletzt den Fahrzeughandel massiv
betreffen. "Eine Zone wäre für viele sicher der Todesstoß", meint
Landesgremialobmann Klaus Edelsbrunner, der auf die ohnehin
angespannte Ertragssituation der Branche verweist; "Die Situation ist
jetzt schon geschäftsschädigend, weil die Kunden abwarten."
Breiter Unmut
Damit die Diskussion um die (umwelttechnisch wirkungslose, dafür aber
bis zu 1.500 Arbeitsplätze gefährdende) Umweltzone ein für alle Mal
beendet wird, ruft die Wirtschaftskammer zu einer
Unterschriftenaktion auf. Unterstützt wird diese beispielsweise auch
vom bekannten Autohändler Heinz P. Robinson, für den die Fahrverbote
"unsozial, arbeitsplatzvernichtend und wirtschaftsfeindlich" sind: Er
hat vor seinem Betrieb ein übergroßes Transparent angebracht.
Die Unterschriftenaktion der Kammer wurde in den ersten beiden Wochenüber 2.000 Mal im Internet und 4.000 Mal in Druckform unterzeichnet.
Unabhängig davon sammeln der ARBÖ und die FPÖ seit Längerem
Unterschriften: Sie melden bisher über 20.000 bzw. 13.000
Unterstützer Zweifellos wäre es sinnvoller, wenn alle Kritiker an
einem Strang ziehen würden. Aber davoneinmal abgesehen: Der breite
Unmut zeigt, dass die Stadtpolitiker gut beraten wären, nicht nur
unmittelbar vor dem Wahltag von derartigen populistischen
Unsinnigkeiten Abstand zu nehmen.