Die Semperit GmbHübersiedelt von Traiskirchen nach Wiener Neudorf
und lässt damit Teile der Vergangenheit hinter sich. Geschäftsführer
Roland Welzbacher verwies im Gespräch mit AUTO&Wirtschaft auf einen
Mietvertrag mit zehnjähriger Laufzeit, um die Langfristigkeit der
Vertriebsorganisation in Österreich zu unterstreichen.
Welzbacher sagte, dass die Stilllegung des Standorts Traiskirchen
nach dem Auslaufen der Vormaterialproduktion Ende 2009 erforderlich
und die Absiedlung daher eine wirtschaftliche Notwendigkeit gewesen
sei.Über die Nutzung des Firmengeländes und seine Entwicklung werde
mit einer Reihe von Interessenten verhandelt.
Blick nach vorn
Von derÜbersiedlung an die Triester Straße erwartet sich der
Semperit-Geschäftsführer für die gesamte Vertriebsorganisation
zusätzlichen Schwung. Der neue Standort vereinigt die bisher
verstreut agierenden Protagonisten auf eine Ebene mit kurzen Wegen.
Ins selbe Gebäude wird überdies die konzerneigene Handelsorganisation
Profi-Reifen mit räumlich getrennter Infrastruktur einziehen.
Verbunden mit dem Schritt nach Wiener Neudorf sind ferner eine
Vereinfachung von Verwaltungsabläufen und eine Reduktion von
Grundkosten.
Aus Gesprächen mit Kunden aus dem Reifenhandel weiß Welzbacher, dass
die Branche die organisatorisch starke Vertriebspräsenz von Conti in
Österreich schätzt. Der Bekanntheitsgrad der Marke ist
außerordentlich hoch, was die Akzeptanz der Produkte beim
Endverbraucher erleichtert.
Angesichts zunehmender Planungsschwierigkeiten seien Stabilität und
Verlässlichkeit das Um und Auf im Reifenhandel. Diese Begriffe, die
im aktuellen Umfeld besonders ins Gewicht fallen, werden der
Heimmarke nahezu automatisch zugeordnet.
Der Heimvorteil für Semperit werde nicht nur gehalten, sondern soll
besonders bei einem schwierigen Umfeld noch verstärkt werden.
Marktanteile gewonnen
Was die Markenstrategie seines Hauses angeht, operiert Welzbacher im
Premiumsegment mit Continental (als Nummer 1 in der Erstausrüstung in
Europa), im Quality-Segment mit Semperit und Uniroyal (seit heuer
nicht mehr exklusiv bei Profi-Reifen, sondern dem gesamten Handel
zugänglich) und im Budget-Segment mit Barum. Dazu kommen Regional-und
Spezialprodukte, die einzelnen Partnern eine Alleinstellung
garantieren sollen.
Über die aktuelle Situation ist bei einem Plus im Sommergeschäft von
10 Prozent nicht zu klagen. Welzbacher freut sich über
Marktanteilsgewinne und deutlich zweistellige Steigerungen bei
Continental und Semperit. Ertragsseitig macht der Branche weiterhin
der Nutzfahrzeugbereich Probleme.
Als eine Herausforderung an die ganze Branche sieht Welzbacher die
Notwendigkeit, im Wintergeschäft die gestiegenen Rohstoffkosten
gemeinsam im Markt durchzusetzen.
Die insgesamt positive Beurteilung desösterreichischen Reifenmarktes
begründet Welzbacher augenzwinkernd damit, dass angesagte
Katastrophen meist nicht stattfinden und die stabile Situation in
Österreich der Beweis dafür ist. Dennoch sei Veränderungsbereitschaft
angesagt, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Bezüglich zukünftiger Vertriebspolitik gibt sich Welzbacher als
Pragmatiker: Mit den Erfolgreichen gemeinsam wachsen, aber fair zu
allen Marktteilnehmern. Entscheidend ist der jeweilige Beitrag zur
Wertschöpfungskette.