Exzellenter Jahresstart, guter Verlauf in der Sommerreifeneinlagerung und eine Winterreifensaison, die im Alpenraum alle Erwartungenübertroffen hat. Vor dieser Kulisse lässt sich viel Positives resümieren und optimistisch ins weitere Jahr 2011 blicken.

Dabei selektiert die Premiumindustrie ihre Vertriebspartner nach Leistungsfähigkeit und Bonität. Einigen "Prominenten" schmeckt das gar nicht.

In den Prognosen bleiben die befragten Lieferanten also eher konservativ und rechnen -siehe die unberechenbare Nordafrikakrise -mit der einen oder anderen Eintrübung in der Geschäftserwartung.

Tendenziell längere Nutzungsdauer der Reifen durch sich weiter verringernde Jahreskilometerleistungen, wozu der immer noch nicht fitte Flotten-und Leasingkundenbereich beiträgt. Ein Trend geht auch hin zum "Ganzjahreseinsatz" des Winterreifens, weil Endverbraucher teuerungsbedingt mehr sparen. Dem steht bedingt durch die ständige Produktentwicklung auch eine längere Laufleistung entgegen.

Bei einigen Lieferanten hängt das "Ausverkauft"-Taferl raus und eine gewisse Arroganz, so der Vorwurf aus Teilen des Reifenhandels, stört das Absatzstreben. Inzwischen platzieren die meisten Industrievertreter ihre Preiserhöhungen im Markt und bevorzugen jene, die dem Lieferanten rechtzeitig die Ware einlagern und bezahlen können.

Nicht so begünstigte Fachhändler müssen um ihr Überleben anderswo kämpfen, was wiederum die Chancen kleinerer Reifenanbieter erleichtert, Marktanteile zu gewinnen. Den solcherart gepeinigten Reifenhändlern bleibt, so sie es überlebt haben, der Trost, in Zeiten des Mengendrucks Revanche zu üben.

"Gefühlte" Knappheit

Insgesamt dürfte die "gefühlte" Warenknappheit um einiges größer sein als die tatsächliche. Die Branche ist gefordert, aus dem Erlebnis Winterreifen-Verfügbarkeitsproblem die richtigen Lehren zu ziehen, denn die Rohstoffverteuerung lässt manchen Industrierepräsentanten im Reifenfachhandel bereits die Vororder für die Winterreifensaison 2011/12 einmahnen. Übermut tut selten gut, ist man geneigt, darauf zu sagen.

Jedenfalls wollen die etablierten Markenanbieter darauf achten, nicht zu viel Terrain an Kleinanbieter zu verlieren. Sagen sie! Vermutlich werden erst beim Nachkauf, da oder dort und nach Marken unterschiedlich, Verfügbarkeitsprobleme auftauchen.

Österreichs Reifenspezialisten bereitet die in letzter Zeit sichtbare Ausdünnung unter den Topmanagern der Reifenindustrie zunehmend Sorgen, was für sie Gespräche über mittel-und langfristige Kooperationen zwischen Reifenindustrie und Fachhandel nicht gerade vereinfacht. Sie reklamieren auch für die Zukunft kompetente Ansprechpartner, die den regionalen Markt im Blickwinkel haben und nicht eine Mehrländerstrategie. Das Druckmittel "Lieferengpass" trübt da oder dort das an und für sich in jeder Hinsicht erfolgreiche Reifengeschäft 2010.

Unter dem Gesichtspunkt der Lieferfähigkeit bei Ersteinlagerung und Nachbestellung werten die meisten Reifenfachhändler ihr Klima zur Lieferantenseite. Nicht verwunderlich, dass Vredestein dafür ausgezeichnet wurde und die Markenvertreter von Dunlop und Bridgestone. Continental, Michelin, Pirelli dürften mit dem einen oder anderen Kunden zu viel experimentiert haben, schließen Beobachter daraus.

Jedenfalls signalisiert, so James Tennant, Obmann des Verband der ReifenspezialistenÖsterreichs (VRÖ), der etablierte Reifenabnehmerkreis seine Beschaffungskanäle unter dem Aspekt der Lieferbereitschaft -nicht -Fähigkeit -überdenken zu wollen.

Beziehung und Können der halbe Erfolg

Keine Branchenpersönlichkeit kann Licht ins Dunkel der von der Industrie heraufbeschworenen Warenknappheit bringen.

Die Industrie will schon Jahre voraus ihre Sommer-und Winterware abgewickelt wissen und lässt zu zwei Drittel (ein Drittel vermarktet sie über ihre eigenen Vertriebskanäle) den Reifenhandel ungewiss in der Wirtschaftsbetrachtung.

Also wollen wir im kleinenÖsterreich darauf hoffen, dass die Weltwirtschaft auch die Nordafrikakrise und andere Unwägbarkeiten gut übersteht und die Premiumanbieter mit ihren Abnehmern sich über einen längeren Zeitraum hinaus verbindlich verständigen können. Helfen kann dabei ein jahrelang gepflegtes Beziehungsmanagement und vor allem die Kunst, beim Endverbraucher das Produkt Reifen professionell zu vermarkten.

Empfehlungen sind weiter nicht angebracht. Die Reifenszene kann aber die Preise bestimmen -zumindest wieder einige Zeit. Dieser Umstand sollteüber vorhandene und künstliche Warenverfügbarkeitsprobleme hinweghelfen. Und: Es bleibt ja noch die eine oder andere Onlinevermarktung, um an Ware zu kommen. Details darüber lesen Sie im Blattinneren dieses Reifen-Specials.