Trotz der positiven Entwicklung 2010 und industrieseitig
prolongierter Verfügbarkeitsprobleme bei Sommerreifen hat das
Reifenersatzgeschäft im privaten wie gewerblichen Bereich 2011 noch
einige Hürden zum Erfolg zu nehmen.
Exzellenter Jahresstart, guter Verlauf in der Sommerreifeneinlagerung
und eine Winterreifensaison, die im Alpenraum alle Erwartungenübertroffen hat. Vor dieser Kulisse lässt sich viel Positives
resümieren und optimistisch ins weitere Jahr 2011 blicken.
Dabei selektiert die Premiumindustrie ihre Vertriebspartner nach
Leistungsfähigkeit und Bonität. Einigen "Prominenten" schmeckt das
gar nicht.
In den Prognosen bleiben die befragten Lieferanten also eher
konservativ und rechnen -siehe die unberechenbare Nordafrikakrise
-mit der einen oder anderen Eintrübung in der Geschäftserwartung.
Tendenziell längere Nutzungsdauer der Reifen durch sich weiter
verringernde Jahreskilometerleistungen, wozu der immer noch nicht
fitte Flotten-und Leasingkundenbereich beiträgt. Ein Trend geht auch
hin zum "Ganzjahreseinsatz" des Winterreifens, weil Endverbraucher
teuerungsbedingt mehr sparen. Dem steht bedingt durch die ständige
Produktentwicklung auch eine längere Laufleistung entgegen.
Bei einigen Lieferanten hängt das "Ausverkauft"-Taferl raus und eine
gewisse Arroganz, so der Vorwurf aus Teilen des Reifenhandels, stört
das Absatzstreben. Inzwischen platzieren die meisten
Industrievertreter ihre Preiserhöhungen im Markt und bevorzugen jene,
die dem Lieferanten rechtzeitig die Ware einlagern und bezahlen
können.
Nicht so begünstigte Fachhändler müssen um ihr Überleben anderswo
kämpfen, was wiederum die Chancen kleinerer Reifenanbieter
erleichtert, Marktanteile zu gewinnen. Den solcherart gepeinigten
Reifenhändlern bleibt, so sie es überlebt haben, der Trost, in Zeiten
des Mengendrucks Revanche zu üben.
"Gefühlte" Knappheit
Insgesamt dürfte die "gefühlte" Warenknappheit um einiges größer sein
als die tatsächliche. Die Branche ist gefordert, aus dem Erlebnis
Winterreifen-Verfügbarkeitsproblem die richtigen Lehren zu ziehen,
denn die Rohstoffverteuerung lässt manchen Industrierepräsentanten im
Reifenfachhandel bereits die Vororder für die Winterreifensaison
2011/12 einmahnen. Übermut tut selten gut, ist man geneigt, darauf zu
sagen.
Jedenfalls wollen die etablierten Markenanbieter darauf achten, nicht
zu viel Terrain an Kleinanbieter zu verlieren. Sagen sie! Vermutlich
werden erst beim Nachkauf, da oder dort und nach Marken
unterschiedlich, Verfügbarkeitsprobleme auftauchen.
Österreichs Reifenspezialisten bereitet die in letzter Zeit sichtbare
Ausdünnung unter den Topmanagern der Reifenindustrie zunehmend
Sorgen, was für sie Gespräche über mittel-und langfristige
Kooperationen zwischen Reifenindustrie und Fachhandel nicht gerade
vereinfacht. Sie reklamieren auch für die Zukunft kompetente
Ansprechpartner, die den regionalen Markt im Blickwinkel haben und
nicht eine Mehrländerstrategie. Das Druckmittel "Lieferengpass" trübt
da oder dort das an und für sich in jeder Hinsicht erfolgreiche
Reifengeschäft 2010.
Unter dem Gesichtspunkt der Lieferfähigkeit bei Ersteinlagerung und
Nachbestellung werten die meisten Reifenfachhändler ihr Klima zur
Lieferantenseite. Nicht verwunderlich, dass Vredestein dafür
ausgezeichnet wurde und die Markenvertreter von Dunlop und
Bridgestone. Continental, Michelin, Pirelli dürften mit dem einen
oder anderen Kunden zu viel experimentiert haben, schließen
Beobachter daraus.
Jedenfalls signalisiert, so James Tennant, Obmann des Verband der
ReifenspezialistenÖsterreichs (VRÖ), der etablierte
Reifenabnehmerkreis seine Beschaffungskanäle unter dem Aspekt der
Lieferbereitschaft -nicht -Fähigkeit -überdenken zu wollen.
Beziehung und Können der halbe Erfolg
Keine Branchenpersönlichkeit kann Licht ins Dunkel der von der
Industrie heraufbeschworenen Warenknappheit bringen.
Die Industrie will schon Jahre voraus ihre Sommer-und Winterware
abgewickelt wissen und lässt zu zwei Drittel (ein Drittel vermarktet
sie über ihre eigenen Vertriebskanäle) den Reifenhandel ungewiss in
der Wirtschaftsbetrachtung.
Also wollen wir im kleinenÖsterreich darauf hoffen, dass die
Weltwirtschaft auch die Nordafrikakrise und andere Unwägbarkeiten gut
übersteht und die Premiumanbieter mit ihren Abnehmern sich über einen
längeren Zeitraum hinaus verbindlich verständigen können. Helfen kann
dabei ein jahrelang gepflegtes Beziehungsmanagement und vor allem die
Kunst, beim Endverbraucher das Produkt Reifen professionell zu
vermarkten.
Empfehlungen sind weiter nicht angebracht. Die Reifenszene kann aber
die Preise bestimmen -zumindest wieder einige Zeit. Dieser Umstand
sollteüber vorhandene und künstliche Warenverfügbarkeitsprobleme
hinweghelfen. Und: Es bleibt ja noch die eine oder andere
Onlinevermarktung, um an Ware zu kommen. Details darüber lesen Sie im
Blattinneren dieses Reifen-Specials.