Immer mehr Kunden nutzen das Internet für konkrete Anfragen. Der
Autohandel ist im Netz jedoch nur unterdurchschnittlich vertreten, um
soziale Netzwerke macht er überhaupt einen großen Bogen. Wird ein
lohnender Markt vernachlässigt?
Ein eigener Channel auf Youtube, eine Homepage und eine Fansite auf
Facebook: Hinter diesen Anglizismen verbirgt sich die dieser Tage
startende Onlineoffensive der Pappas-Gruppe. Mit seinen Bemühungen
steht der Mercedes-Händler jedoch recht allein da: Wie unsere jüngste
Umfrage zeigt, verfügt ein Zehntel der freien Betriebe und immerhin 2
von 100 Markenfirmen noch nicht einmal über eine eigene Homepage. Bei
freien Händlern sind Baukastenlösungen der diversen
Gebrauchtwagenbörsen (47 Prozent) beliebter als selbstgestaltete
Internetseiten (40 Prozent), immerhin 22 Prozent der Markenhändler
vertrauen auf vorgefertigte Homepages ihres Importeurs. Wie steht es
da um die so oft propagierte Individualität der "Marke Autohaus"?
Reges Interesse
In einem sind sich die meisten Befragten einig: Das Internet ist
mittlerweile ein relevanter Vermarktungskanal geworden. Im
Neuwagenbereich erhält beinahe jeder zweite Händler regelmäßig oder
häufig Anfragen aus dem Netz, bei Gebrauchtwagen sind es gar zwei
Drittel. Dabei halten sich allgemeine Informationsansuchen und
konkrete Kaufanfragen beinahe die Waage. Exakt 89 Prozent der
Betriebe nutzen Gebrauchtwagenbörsen, um ihre Fahrzeuge einer
breiteren Zielgruppe zu präsentieren. Dabei verlässt sich nur ein
Fünftel der Händler auf eine einzige Plattform: 21 Prozent nützen
zwei, rund 18 Prozent drei und 28 Prozent noch mehr verschiedene
Plattformen.
Nachzügler im sozialen Netz
Soziale Netzwerke, also interaktive Plattformen mit direkter
Nutzereinbindung, prägen immer stärker das Internet. Dennoch sieht
nur einer von hundert Autohändlern darin einen sehr großen Nutzen für
sein Unternehmen. Für 21 Prozent sind die Vorteile gering, für
weitere 20 Prozent nicht vorhanden. Auffällig: Exakt ein Drittel der
Befragten ist noch unentschlossen, wie es die neuen Netzwerke
einordnen soll. Kein Wunder, dass erst 13 Prozent der Kfz-Betriebe
bei Facebook und Co vertreten sind. Weitere 21 Prozent haben das vor,
sechs von zehn Firmen lehnen es dagegen komplett ab. Diese Haltung
erscheint jedoch wenig zukunftsweisend: Immerhin bringt es allein
Facebook mittlerweile auf knapp 2,5 Millionen österreichische Nutzer
und auch ein Fünftel der Autohändler ist bereits beruflich oder
privat im "Web 2.0" zuhause.
Auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen informieren sich mittlerweile
so gut wie alle Käufer im Internet. Wer als Händler nicht auf diesen
Zug aufspringt, läuft Gefahr, seine Fahrzeuge schlechter zu verkaufen
-oder gar nicht. Die wachsende Relevanz des mobilen Internets haben
wir sehr früh erkannt. Wir bieten unseren Händler-und Endkunden
anwenderfreundliche Lösungen an, die wirkontinuierlich
weiterentwickeln. Neu ist beispielsweise eine kostenlose Facebook-App
für Händler. Zudem haben wir als erste Onlineautobörse mit der
Applikation "AutoScout24 to go" ein spezielles Service für
Smartphone-Nutzer geschaffen, um die Suche nach dem passenden Auto
auch von unterwegs sobequem wie möglich zu gestalten. Diese
Anwendung wird sehr gut angenommen: Über 500.000-mal wurde sie
bereits heruntergeladen.
Michael Freund,Österreich-Manager von AutoScout24
Nicht nur unsere Umfrage zur Internetnutzung bietet interessante
Einblicke, auch die regelmäßige Erhebung der Branchenkonjunktur auf
der folgenden Seite überrascht: Die Rabatte steigen deutlich an.
Sicher ist das auch auf das heranziehende Frühjahr zurückzuführen und
im Vergleich zu Deutschland ist das Rabattniveau, insbesondere im
Neuwagenbereich, noch recht niedrig. Dennoch ist esfür die Händler
wichtig, daran zu arbeiten, sich langfristig nicht über den Preis zu
differenzieren. Stattdessen sollten sinnvolle Zusatzleistungen für
zufriedene, treue Kunden im Autohaus sorgen. Nur der professionelle
Aufbau einer eigenen "Hausmarke" ermöglicht es dem Handel, der
Rabattspirale langfristig erfolgreich zu begegnen. Wenn Produkte und
Leistungen austauschbar sind, sodass der Preis zum einzigen
Differenzierungsmerkmal wird, werden Unternehmen jedenfalls nicht
langfristig am Markt bestehen können.
Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung
Achtung Ertragsfalle!
Gremialurgestein Komm.-Rat Josef Schirak wird nicht müde, vor
"basarähnlichen Sitten" am Automarkt zu warnen. Tatsächlich muss man
über die Verkaufstaktiken mancher Betriebe den Kopf schütteln: Sind
Kampfpreise in Zeiten der Rekordzulassungen tatsächlich nötig? Unsere
aktuelle Umfrage ergibt jedenfalls ein paradoxes Bild: Einerseits
waren die Neuwagenhändler mit dem Geschäftsverlauf im Februar
zufriedener als im Jänner, andererseits ist der durchschnittliche
Rabatt von 8,7 auf 9 Prozent gestiegen, was den höchsten Wert seit
Beginn unserer monatlichen Erhebungen bedeutet. Noch dramatischer ist
die Entwicklung bei den Gebrauchten: Hiersind die Rabatte auf 6,5
Prozent hochgeschnellt, um 1,3 Prozentpunkte mehr als im Jänner und
um fast 2 Prozentpunkte mehr als im bisher rabattschwächsten Monat.
Gleichzeitig ist die für die Rentabilität eines Kfz-Betriebs so
wichtige Werkstattauslastung auf den Tiefststand von 74 Prozent
gesunken: So mancher Betrieb sollte rasch umdenken, um nicht trotz
guter Verkaufszahlen in die Ertragsfalle zu tappen. (HAY)