Die Zukunft des Kfz-Gewerbes war Thema eines viel beachteten
Fachkongresses, den die Wirtschaftskammer Mitte Jänner in Wien
abhielt.
Schade, wenn wir das versäumt hätten", war die einhellige Meinung der
rund 300 Personen, die zum "Österreichischen Tag der Kfz-Wirtschaft"
gekommen waren. Das von Komm.-Rat Friedrich Nagl,
Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker, anspruchsvoll organisierte
Programm hätte sich aber noch mehr Teilnehmer verdient -vor allemmehr, die nicht selbst in irgendeiner Innungsfunktion tätig sind.
Neben den Vortragenden aus den Reihen der Sponsoren -Garanta, Castrol
und Birner -wurde vor allem das Referat von Dr. Jürgen Creutzig,
Präsident der Kfz-Gewerbevereinigung CECRA, gespannt erwartet. Die
Zuhörer erhofften sich handfeste Prognosen zur Kfz-GVO, doch Creutzig
musste bedauernd abwinken.
Auf verlorenem Posten?
Die Rauchzeichen aus Brüssel signalisieren für den Kfz-Handel nichts
Gutes. Die neue kartellrechtliche Freistellung ermöglicht den
Herstellern die Abschaffung des bisher erlaubten
Mehrmarkenvertriebes, der Niederlassungsfreiheit und des freien
Unternehmensverkaufes an Markenkollegen. Die Folge ist eine massive
Entwertung der bestehenden Händlerverträge und damit der
Markenbetriebe. Wie weit diese negativen Prognosen auch für das
Service-und Reparaturgeschäft gelten, lässt sich laut Creutzig noch
nicht abschätzen. Er hofft, dass es mit der Ablösung der
Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes doch noch zu einemUmschwung in
Richtung einer Verlängerung der Kfz-GVO kommt.
Vor allem für freie Werkstätten ist dieses Festklammern an
Markenverträgen nicht ganz nachvollziehbar, zumal im Neuwagenhandel
derzeit bekannterweise nichts zu verdienen ist. Die Hersteller sind
auf den Verkauf durch die Markenbetriebe angewiesen -und nicht
umgekehrt! Den ungebundenen Werkstätten geht es vor allem um den
freien und wirtschaftlich vertretbaren Zugang zu technischen
Informationen. Dabei haben sie die volle Unterstützung der
Autofahrerverbände, die Millionen Konsumenten hinter sich versammeln.
Aus Sicht der Politiker in Brüssel hat das mehr Gewicht als all die
bisherigen Argumente der bedrohten Autohändler.
Globalisierung ohne Händler
Der Zukunftsforscher Matthias Horx hatte es mit seinen globalen
Analysen bis zum Jahr 2050 leichter als Creutzig, dessen Prognosen
für 2010 schon in kürzester Zeit überprüfbar sein werden. Laut seinen
"Megatrends" sind neue Verkehrssysteme ebenso wahrscheinlich wie die
Globalisierung des auch in Zukunft bestehenden Bedürfnisses nach
individueller Mobilität - allerdings mit dem Unterschied von zwei
Milliarden neuen Konsumenten in Asien, Afrika und Südamerika. Dem
europäischen Autohandel bleibt im Gegensatz zur Industrie wenig
Spielraum: Er muss auch in Zukunft verkaufen, was ihm von den
Herstellern vorgesetzt wird.
Woher nehmen?
Die Grenzen der Globalisierung legte Dipl.-Ing. Wolfgang Wister
praxisnah dar. Als technischrechtlicher Berater von Magna weiß er,
wie die einzelnen Regierungen ihre Märkte abschotten. Mit Umwelt-und
Sicherheitsstandards lässt es sich dabei in der EU genauso trefflich
punkten wie in den USA. So wird in Kalifornien mit dem Schlagwort
"zero emission" dem Elektroauto der Weg geebnet: Angesichts der
starken Lobby der dortheimischen Elektronikindustrie eine
naheliegende Entscheidung. Woher allerdings der nötige Strom in die
Steckdosen kommen soll -dafür hatte auch Wister keine Lösung parat.