Nach Beendigung des Russland-Abenteuers hat Vredestein nun in Indien
ihre neuen Eigentümer gefunden. Thomas Körpert besuchte die Zentrale,
um die neue Ausrichtung zu erfahren.
Mit geradezu entwaffnender Höflichkeit empfing die Familie Kanwar,
Eigentümer der Apollo Tyres India, das unter CEO Rob Oudshoorn
komplett aufgebotene Führungsund Vertriebsteam ihrer jüngsten
Neuerwerbung Vredestein in der Nähe von New Delhi und vermittelte
Einblicke in ihre Firmen-und Denkstrukturen. Der niederländischeReifenerzeuger hatte zuvor im Eigentum der russischen
Amtel-Investorengruppe ein Desaster durchlebt. "Jetzt befahren wir
wieder ruhigere Gewässer", freut sich Vredestein-Österreich-Chef
Thomas Körpert mit Apollo auf seine im Sommer 2010 beginnende
Mehrmarkenmission. "Apollo-Reifen werden über unsere Organisation ab
Sommer im Markt platziert", erklärt Körpert die Neuausrichtung unter
der Vredestein-Flagge. Die ursprüngliche Schweizer Reifenmarke Maloya
im Vredestein-Vertrieb verbleibt weiterhin exklusiv bei Forstinger.
"Apollo-Reifen werden preislich auf Augenhöhe mit Marken wie
Semperit, Fulda oder Firestone vermarktet", zeigt sich Körpert im
Wissen bestärkt, dass "pure Vredestein-Fertigungstechnologie"
dahinter steckt.
Anfangs bis 19 Zoll-Größen
Zunächst avisiert Körpert unter dem indischen Markennamen Apollo die
Verfügbarkeit von 12 bis 19-Zoll-Pkw-Sommerreifen und Winterpneus bis
16 Zoll -ergänzt mit LLkw-Rädern. Die Reifen werden im
Vredestein-Stammwerk Enschede und mit der Technologie der
Niederländer in diversen indischen Werken hergestellt. Das im
ungarischen Gyöngyös geplant gewesene Werk ist hinfällig geworden.
Nach einer Anlaufphase sei unter der Vertriebshoheit von Vredestein
ab 2011 mit weiteren Brands aus dem Apollo-Angebot in Europa zu
rechnen, erläutert Oudshoorn künftige Vermarktungsabsichten der
Inder. "Ziel unserer neuen Eigentümer ist es, bis 2012 unter die zehn
größten Reifenproduzenten der Welt aufzusteigen."
Gegenbewegung
Dahinter steckt klar definiert die Gegenbewegung der Inder, sich
jener Märkte zu bedienen, die von etablierten Reifenherstellern auf
ihrem neuen Expansionsweg über Indien nach Asien in Europa
vernachlässigt werden. Die Wünsche und Hoffnungen, die jedes Streben
nach Erfolg begleiten, mögen unterschiedlich sein, der Angebotsdruck
wird dadurch nicht geringer. Der Reifenhandel wird damit
zurechtkommen.
Indisch-niederländisches Dream Team
Im europäischen Ersatzbedarfsgeschäft rasch Fuß fassen, lautet der
klare Auftrag von Apollo Tyres India an die Landesgeschäftsführer von
Vredestein. Dieses Ziel soll mit der niederländischen Renommiermarke
umgesetzt werden, weshalb auch Marc Luyten von Neeraj Kanvar das
globale Marketing für Apollo Tyres übertragen bekommen hat. Damit
soll neben der Marke Apollo die Einführung weiterer Brands aus dem
Apollo-Portfolio vorangetrieben werden. Österreichs
Apollo-Vredestein-Niederlassung hat die Vorbereitungen zur
Angebotserweiterung aufgenommen. Alles vor dem Hintergrund, bei VW
und Ford nächstens auch in Europa zu den Erstausrüstern zählen zu
dürfen.