Paul Janacek ist ein gern gesehener Gast bei allen möglichen Veranstaltungen, gilt der Flottendirektor der Österreichischen Post doch als Mann der offenen Worte. Das war auch Anfang März so, als die Tageszeitung „Die Presse“ gemeinsam mit Stellantis zu einer Diskussion zum Thema „Fuhrpark im Wandel“ geladen hatte. Janacek, unter dessen Leitung die Post etwa 1.000 Elektroautos pro Jahr kauft und bis 2030 fertig sein will: „Obwohl die Umstellung noch nicht abgeschlossen ist, fahren wir bereits die Ernte ein.“
Denn während früher bei Dieselmotoren und vor allem bei Getrieben aufgrund von durchschnittlich 200 Starts und Stopps pro Tag massive Eingriffe durch die Werkstätten notwendig gewesen seien, „greifen wir die Fahrzeuge jetzt kaum noch an: Das ist wie einer Carrera-Rennbahn, die 20 Jahre auf dem Dachboden liegt: Man steckt sie an und die Fahrzeuge fahren wieder.“
Bei Elektroautos habe die Post rund 50 Prozent weniger Kosten im Betrieb. Ein Zustellfahrzeug verbrauche durch den häufigen Start/Stopp-Verkehr im Schnitt 10,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer, bei den E-Autos sei man auch im Winter nun bei maximal 25-35 kWh. Außerdem könnten die Elektroautos länger genützt werden: „Verbrenner sind nach 6 bis 8 Jahren am Ende, sonst sind sie Dauerbesucher in der Werkstätte. Bei den Elektroautos sehen wir selbst im 11. Jahr der ersten großen Anschaffung von 120 Fahrzeugen, dass die Batterie nicht kollabiert, sondern -maximal 30 Prozent Leistungsverlust hat.“
Autohändler können Strom verkaufen
Mag. Markus Wildeis, Stellantis-Chef in Österreich, sieht seine Organisation (mit den großen Marken Peugeot, Citroën, Opel und Fiat sowie 10 kleineren Herstellern) gut aufgestellt: „Unser Schlüssel zum Erfolg sind die Multi-Energy-Plattformen.“ Ihm pflichtete Opel-Österreich-Chefin Mag. Judith Porstner bei. Eine genaue Bedarfsanalyse werde immer wichtiger. „Man darf aber niemandem etwas einreden, nur weil man es selbst für richtig findet.“
Marcella Kral, E-Mobilitäts-Expertin des ÖAMTC, riet Autohändlern, durch den Verkauf von selbst erzeugtem Strom ein neues Geschäftsfeld zu erschließen: „Während Kunden das Fahrzeug laden, können sie die neuen Autos im Schauraum ansehen.“ Jede Firma könne „die Tankstelle der Zukunft sein“.