Reifendepots oder Reifenhotels gehören seit Jahren zur Ausstattung eines guten Betriebes, sei es nun ein Reifenfachhändler, eine freie Werkstatt oder ein Markenbetrieb samt Werkstatt. Denn für den Kunden bietet die Einlagerung einen enormen Servicevorteil. Und in Zeiten, in denen die Reifen immer größer und schwerer werden, macht sich dieser Servicevorteil doppelt bezahlt. „Wir haben in den vergangenen Jahren einen Zuwachs um etwa 20 Prozent an Reifenvolumen gesehen. Das heißt, ein Komplettrad wiegt oft schon über 40 Kilogramm. Das will und kann der Kunde oftmals gar nicht mehr einfach so transportieren“, erzählt Michael Peschek-Tomasi, Geschäftsführer von point-S. Aus diesem Grund erfreuen sich Reifenhotels immer größerer Beliebtheit. 

Dabei ist die reine Einlagerung nur die Spitze des Eisbergs, wie auch Florian Kunert, Automotive Business Coach, erklärt: „Durch den Reifenwechsel habe ich den Kunden mindestens zwei Mal pro Jahr im Betrieb. Dementsprechend ist es dann an dem Unternehmer, dem Kunden zu diesem Zeitpunkt auch entsprechende Zusatz- und Serviceprodukte zu verkaufen.“

Planbarkeit für den Betrieb

Zudem bietet ein gut strukturiertes Reifenhotel eine große Möglichkeit der Planbarkeit für Betriebe. „Wenn der Kunde seine Reifen nur zu Hause hat, kann sich der Händler nicht vorbereiten. Eine gute Saisonvorbereitung steht und fällt also mit einem guten Depot, welches im Idealfall auch zusätzliche Daten generiert“, so Peschek-Tomasi. Jene Daten beziehen sich dabei zum Beispiel auf Beschädigungen am Reifen oder auch eine unsymmetrische Spur. „Damit kann ich dem Kunden schon frühzeitig sagen, dass er neue Reifen oder zum Beispiel eine Achsvermessung braucht.“ Das sind nicht nur planbare Einnahmen, sondern erleichtert dem Betrieb auch die Organisation von Wechselterminen. „So kann man frühzeitig mit der Planung beginnen und hat dann auch die entsprechenden Mitarbeiter im Haus und vor allem effizient ausgelastet. Denn einem Firmenkunden wird der ‚Reifen-Umsteck-Samstag‘ wohl nichts bringen, während Private eher diesen nutzen werden. Das hilft alles dabei, den Betrieb effizient zu organisieren.“

Für richtige Größe und System entscheiden

Organisation ist beim Reifenhotel wohl der wichtigste Punkt. Denn bereits im Vorfeld muss sich der Betrieb darüber im Klaren sein, welche Größe sein Reifenhotel haben soll und vor allem, wie viel Platz er dafür vor Ort zur Verfügung hat. Entscheidend ist dabei nicht nur das Regalsystem, sondern auch die Halle, die meist gebaut oder umgebaut werden muss. Vor allem beim Einbau in bestehende Gebäude sind kompetente und maßgeschneidert Lösungen gefragt. Umfassende Referenzen kann hier etwa Grabner Stahlbau aufweisen: „Wir führen auch Sanierungen und Revitalisierungen im Stahlbau durch, können auch sehr gut im Bestand dazubauen“, erklärt Grabner-Vertriebsleiter Alexander Fink.

Die Möglichkeiten eines Reifenhotels gehen dabei von einer klassischen Halle mit Regalsystemen bis hin zu modularen Lagersystemen, die im Prinzip die Grundmauern der Halle gleich in das Lagersystem integrieren. „Wir haben zum Beispiel ein System, wo die Regale bereits die Grundstruktur der Halle darstellen und danach werden mit Sandwich-Paneelen die Außenwände und das Dach verkleidet. Diese Variante ist attraktiv, da sie schnell aufgestellt ist, der Planungsprozess schnell funktioniert und man im Prinzip nur eine Bodenplatte braucht. Der Rest kommt als Systemlösung“, erklärt Florian Andrä, Verkaufsleiter Investitionsgüter bei Würth. Danach gibt es noch die Entscheidung, ob das Lagersystem automatisch mit Regalbediengeräten ausgestattet werden soll oder aber Zwischenebenen eingezogen werden, wo Mitarbeiter händisch die Reifen aus den Regalen holen. „Das ist natürlich eine Frage der Investitionskosten, was wiederum mit der Organisation im Unternehmen zu tun hat“, so Andrä, der mit seinen Kunden im Vorfeld immer auch die Prozesse im Betrieb durchleuchtet, um das passende System für den Kunden zu finden. „Wenn man weiß, wie viel Platz zur Verfügung steht, dann kann sich jeder das passende Lagersystem für seinen Betrieb zulegen.“

Technische Möglichkeiten 

Neben den technischen Möglichkeiten bei der Lagerhaltung gibt es noch eine Reihe von Lösungen, die bis zu einer automatisierten Teststraße führen können. Egal, wie weit man sein Reifenhotel bringen will, Daten, mit denen der Betrieb arbeiten kann, gibt es fast immer. Und diese sollten auch genutzt werden, wissen die Unternehmensberater Jessica Perauer und Dieter Kornfehl: „Denn in diesen Daten ist das Geld versteckt. Daraus kann man neben der Abnutzung der Reifen auch den generellen Zustand des Fahrzeuges ablesen.“ Und neben den Daten des Fahrzeugs sind vor allem die digitalen Terminvereinbarungsmöglichkeiten dabei besonders wichtig, sind sich die Experten einig: „Man muss es dem Kunden so einfach wie möglich machen, neue Reifen zu bekommen.“