Das Gute am modernen Arbeiten ist, dass man es (zumindest in manchen Berufsgruppen) auch von unterwegs erledigen kann: Und so schreibe ich diese Zeilen heute in der Wachau auf der Rückfahrt von einem Interview. Es ist Freitagnachmittag, und die Zeitung muss fertig werden, damit Sie wissen, was in der Branche vorgeht. Vor mir das Plätschern der Donau. Die Bank, auf der ich sitze, war im September 2024 beim Hochwasser überflutet – die Spuren sieht man heute noch. Über mir die Vögel, die ihre Frühlingsgefühle hörbar vernehmen lassen. Hinter mir die blühenden Marillenbäume.
Warum ich das schreibe? Weil ich beim Herfahren vor wenigen Minuten im Radio gehört habe, dass ab Samstag oder Sonntag Frost droht. Für die Bauern wird quasi über Nacht alles anders sein. Versprechen die weiß blühenden Bäume heute noch reichliche Ernte für den Juli/August, so kämpfen die Landwirte in weniger als 48 Stunden um ihr Dasein. Wir kennen ja die (nicht sehr umweltfreundlichen) Feuer in den Obstgärten, die mittlerweile fast Jahr für Jahr über die TV-Schirme flimmern. Aber diese Flammen können Erträge retten, weil die den Frost abhalten.
Was das mit der Autobranche zu tun hat? Viel, wie ich meine: Denn die Marillenbäume wurden mit genau ausgewählten Sorten zu einer Zeit gepflanzt, in der die Wetterkapriolen noch nicht so dramatisch waren wie jetzt – auch wenn das nur 20, 30 Jahre her sein mag. Damals gab es noch keine (oder zumindest weniger) Wärmeperioden im Februar/März, die die Bäume austreiben ließen, nur um sie dann vom Frost um die Blüten dieses Jahres zu bringen.
Auch viele Autohäuser wurden vor 20, 30 Jahren errichtet: Einige sind „in die Zeit gekommen“, auch wenn immer wieder investiert wurde – und nicht alle werden überleben. Und wie bei den Bauern der viel zitierte „Wettergott“ (falls er existiert) gibt und auch wieder nimmt, müssen auch die Verantwortlichen in den Autohäusern, bei den Werkstätten und im Rest der Branche mit ständigen Veränderungen rechnen. Da wären einmal die politischen: Mit Förderungen (egal ob für Elektroautos oder für PV-Anlagen) hat es noch vor wenigen Wochen viel besser ausgesehen als jetzt. Und was aus Amerika auf uns zukommt, weiß nur der verhaltensauffällige Mann im Weißen Haus mit seiner außer Rand und Band geratenen Entourage.
Doch sind wir sicher, dass chinesische Hersteller auch in einigen Jahren noch relativ günstige Autos nach Europa liefern werden? Oder nicht irgendwann an der Preisschraube (nach oben) drehen werden? Wissen wir, was die Europäische Union an Vorschlägen bringt, die die Autoindustrie auf unserem Kontinent beeinflussen werden?
Eben! Und so sind wir, wie der Marillenbauer mit seinen Gärten hinter der Bank, auf der ich jetzt sitze, ständigen Veränderungen ausgesetzt. Wir müssen flexibel sein. Wer stur seinen Weg fortsetzt und abwartet, ist der Erste, der scheitert! So hoffe ich auf frostfreie Nächte, auf verständnisvolle Politiker und auf viel Flexibilität unter unseren Lesern und Leserinnen!