Das mit vielen Infos, Best-Practice-Reportagen und spannenden Interviews gespickte „Jahres-Sonderheft“ war längst versandt, die einzelnen Beiträge online und auf Social Media abrufbar, als das Webinar unter dem Titel „Willkommen im E-Autohaus!“ noch einmal dichtgedrängte Informationen zu Fragen der Branche in puncto Mobilitätswende anbot. Über 40 Teilnehmer lauschten den Experten und stellten online ihre Fragen.  Als Fachexperten referierten Philipp Wieser, MSc., Teamleiter der Österreichischen Leitstelle Elektromobilität – OLÉ in der Austria Tech GmbH, Mag. Thomas Haid, Geschäftsführer der Saubermacher Battery Services GmbH, sowie Dr. Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer der Stuttgarter Meinungsforschungsfirma UScale GmbH. Gleich vorweg: Alle Vorträge als Video sowie die Präsentationsunterlagen als PDF-Datei stehen auf www.autoundwirtschaft.at/e-autohaus zur Verfügung.
Den Einstieg beim Webinar machte Wieser mit -einem kurzen Zahlen-Exkurs zur aktuellen Lage der Ladeinfrastruktur in Österreich. „In den vergangenen 2 Jahren hat sich viel getan hat“, so sein Fazit. 

Sicherheit durch Zahlen, Daten und Fakten

Denn während man im August 2022 noch mit 357 Megawatt Leistung in ganz Österreich laden konnte, waren es im August 2024 bereits 1.052 MW. „Vor allem die Zahl der Schnell- und Ultraschnell-Ladepunkte hat sich stark erhöht. Wir haben also nicht nur an Quantität, sondern auch an Qualität gewonnen.“ 

Sozusagen druckfrisch mit dabei hatte Wieser auch die neue Ladepunkt-Daten-Verordnung des Bundes. Diese soll mehr Klarheit in die Daten des Ladenetzes bringen. „Es ist damit erstmals vorgeschrieben, dass Ladeinfrastruktur über viel mehr Daten verfügen und diese auch zur Verfügung stellen muss. Da geht es von der Verfügbarkeit, die Funktion, die Leistung bis hin zum Preis“, so der Experte, der sich einmal mehr zur klar faktenbasierten Kommunikation bekannte. Und er richtete einen Appell an Betriebe, die über als Ladestellen geeignete Grundstücke verfügen, sich doch bei „Ladegrund.at“ einzutragen, um möglicherweise einen Charge Point Operator auf sich aufmerksam zu machen. 

Keine Angst vor Unfall-E-Autos

Der Umgang mit verunfallten E-Fahrzeugen ist nach wie vor ein großer Unsicherheitsfaktor bei Kfz-Betrieben. Die Problematik inklusive Lösungsangebot umriss Haid in seinem Referat: Saubermacher Battery Services GmbH bietet als Joint Venture mit Porsche Holding und Denzel ein Servicepaket an – und bereitet Traktionsbatterien für das Recycling vor. Er skizzierte die rechtlichen Grundlagen, denn auch bei Behördenwegen und Genehmigungsverfahren steht das Unternehmen seinen Kunden beratend zur Seite.
Haid rät Betrieben davon ab, selbst Quarantäne-Container vorrätig zu halten: „Das braucht man vielleicht einmal im Jahr und wäre mit enormen Kosten verbunden. Wir bieten eine Mietlösung für Container an. Wenn also ein verunfalltes E-Fahrzeug auf ihrem Gelände steht und dieses möglicherweise zu brennen beginnt, dann liefern wir österreichweit rund um die Uhr innerhalb von 4 Stunden einen Quarantänecontainer, in dem das Auto kontrolliert gekühlt werden kann.“
Saubermacher Battery Services hat auf einem Gelände in Premstätten auch begonnen, Batterien für das Recycling vorzubereiten. Dort werden Traktionsbatterien aller Hersteller entladen, demontiert, verpackt und dann schließlich zu deutschen Partnerunternehmen verfrachtet, wo das Recycling stattfindet. Mit dem amerikanischen Unternehmen Redwood hat man einen strategischen Partner an Bord geholt, welcher an einer echten Kreislaufwirtschaft mit Batterien arbeitet. Damit könne sich Europa in Sachen kritischer Rohstoffe von Drittmärkten unabhängig machen, so Haid.
Dass der Autohandel weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird, betonte Sprenger, der aus dem neuesten „EV Retail Survey 2024“ zitierte. „In der BEV-Welt hat Online zwar stark zugenommen, aber viele wollen dennoch zum Händler gehen und sich beraten lassen“, erklärt Sprenger. Gefahr und Chance gleichzeitig sei die festgestellte Veränderung bei der Markenloyalität, die beim Verbrenner bei etwa 50 Prozent, bei E-Autos mit 28 Prozent deutlich niedriger liege. 

Auf die Frage nach der Schlüssel-Kompetenz für den E-Autohändler meinte Sprenger: „Fahren Sie selbst elektrisch, und lassen Sie Ihre Mitarbeiter E-Auto fahren! Nur so verstehen Sie die Eigenheiten der Technik und können sie dem Kunden vermitteln.“