Vertrauen: Das hat man in Wolfsburg, auch zu den Vertretern der schreibenden Zunft. Wie sonst ist es zu erklären, dass ein großer Autokonzern schon am Abend vor der Präsentation der Zahlen zu einem Treffen einlädt, bei dem man als Journalist die Spitzenvertreter des Konzerns alles, wirklich alles fragen kann – und man darauf auch Antworten erhält. Einzige Bedingung: Was an diesem Abend gesagt wird, ist vertraulich – und nur als Hintergrundinformation, jedoch nicht zur Veröffentlichung gedacht (auch wenn es noch so schwerfallen mag, das alles nicht in einen Text einfließen zu lassen, Anm.).
Doch versprochen ist versprochen: Zum Schreiben gab es nach der Bilanzpressekonferenz am nächsten Morgen ohnedies genug. Nach den Veränderungen, die im Vorjahr im gesamten Konzern verhandelt und eingeleitet worden seien, werde 2025 jenes Jahr werden, in dem die neue Kraft des Konzerns sichtbar, spürbar und erlebbar werde, sagte Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns: „Die gesetzten Maßnahmen geben uns nun jene Stabilität, um klug in die Zukunft zu investieren.“ Man werde diszipliniert weiterarbeiten, die Qualität weiter steigern, die Kosten optimieren und die Profitabilität erhöhen, so Blume. 2025 werde das Jahr sein, in dem der Konzern wieder beschleunigen werde. Bis 2034 wolle der Konzern globaler automotiver Technologietreiber sein.
In Nordamerika spüre man nach der Präsentation der neu belebten Pick-up-Marke Scout großes Interesse von Kunden, es gebe mittlerweile 80.000 Vorbestellungen mit Anzahlungen auf die künftigen beiden Modelle. In den USA setze man laut Finanzvorstand Arno Antlitz „auf die richtigen Produkte in den richtigen Segmenten“: „Pick-ups und SUVs sind in den USA nur ein Drittel der Fahrzeuge, machen aber die Hälfte des Umsatzes aus.“
Heftige Diskussionen um VW-Zukunft
Doch noch einmal zurück zu 2024: Also in jenes Jahr, in dem es im Herbst heftige Diskussionen um die Zukunftsfähigkeit der Kernmarke VW gegeben hatte, die schlussendlich mit einer Einigung über den Abbau Tausender Arbeitskräfte in Deutschland in den kommenden Jahren endete.
Dies sei Voraussetzung dafür gewesen, nun wieder uneingeschränkt an der Zukunft arbeiten zu können, so Blume: „Wir sind weiterhin mit großem Tempo in allen Regionen unterwegs.“ Im vergangenen Jahr wurden vom Konzern weltweit etwas mehr als 9 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren um 2,3 Prozent weniger als 2023. Die Zahl der weltweit Beschäftigten des Konzerns sank im Jahresvergleich um 0,7 Prozent auf 679.500 Personen.
Restrukturierungen wirken sich aus
Weitere wichtige Kennzahlen: Bei den Umsatzerlösen gab es im Vorjahr ein Plus um 0,7 Prozent auf 324.656 Millionen Euro. Aufgrund von Restrukturierungen, Umbauarbeiten und Produktanläufen (30 neue Modelle bei allen Marken) sank das operative Ergebnis um 15,4 Prozent. Die Investitionsquote wurde mit 14,3 Prozent angegeben (nach 13,5 Prozent 2023).
Während der Volkswagen Konzern in Nord- und Südamerika zum Teil deutliche Zuwächse erreichte, war das Geschäft in China 2024 sehr wettbewerbsintensiv. Die logische Folge: Der Volkswagen Konzern stellte sich in China im Vorjahr neu auf. Sichtbarer Ausdruck sind jene Fahrzeuge, die man gemeinsam mit XPeng auf den Markt bringen will. Sie sollen besser auf die Bedürfnisse der chinesischen Kunden zugeschnitten sein als die aktuelle Modellpalette.
Allerdings sind in China auch heuer noch Verluste bis zu einer Milliarde Euro zu erwarten: Ab 2026 soll es aber wieder aufwärts gehen – unter anderem mit den neuen Fahrzeugen von Audi, die gemeinsam mit SAIC entwickelt und produziert werden. „In China spricht nichts dagegen, wieder an jene Erfolge anzuknüpfen, wie wir sie mit den Verbrennern und den Hybriden kennen“, so Blume. Man sei mit den neu entwickelten E-Autos auf dem richtigen Kostenniveau und habe bald Produkte, wie sie auch die chinesischen Mitbewerber hätten.
Was passiert in den USA?
Standortwechsel: Eine Verlagerung der Produktion aus Mexiko in die USA sei angesichts der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle momentan nicht geplant, hieß es bei der Bilanzpresskonferenz in Wolfsburg: „Zuerst muss etwas Konkretes am Tisch liegen, dann werden wir Gespräche aufnehmen, wenn die Rahmenbedingungen klar sind“, sagte Blume.
Von der Entwicklung in den USA werde es auch abhängen, ob die Marke Cupra wie bisher geplant in den Vereinigten Staaten angeboten werde bzw. wo diese Fahrzeuge produziert werden, meinte Blume. „Wir stehen aber dazu, dass wir mit Cupra in die USA kommen wollen.“ Anfangs werde man aber sicher Fahrzeuge exportieren und nicht dort produzieren.