Nicht nur allein aufgrund der Hinwendung zur Nachhaltigkeit nimmt das Thema Reparatur statt Teiletausch aktuell weiter Fahrt auf. Handwerkliches Geschick liegt wieder im Trend: Einerseits schont das die Umwelt, andererseits kann damit auch hohen Ersatzteilpreisen ein Schnippchen geschlagen werden. Denn Letztgenannte haben sich in den vergangenen Jahren, im Sog globaler Krisen, deutlich erhöht.

Ersatzteilpreise zeigen stark nach oben

Der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) hat bereits im Herbst 2024 gemeinsam mit dem Kompetenz Center (KC) Lack und Karosserie in der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik die Kosten für Ersatzteile detailliert aufgeschlüsselt – darüber gibt die Tabelle auf der nächsten Seite umfassend Aufschluss. Beim VVO hat man die Entwicklung bis ins Jahr 2024 hinein beobachtet. Betrachtet man die Top-5-Ersatzteile bei 15 relevanten Bestandsmarken, so liegen die Steigerungen bei den Ersatzteilpreisen im Schnitt zwischen 30 und 35 Prozent. In Einzelfällen, so VVO-Chefsachverständiger Alexander Bayer, wurden einzelne Komponenten gar um 70 Prozent teurer. Dass das Auswirkungen hat, liegt auf der Hand: „Nicht nur die Reparatur, auch die Versicherung muss leistbar bleiben“, so Bayer. Das sieht auch Franz Ofer, derzeit noch Leiter des KC Lack und Karosserie, ähnlich: „Unsere Kunden müssen sich die Reparatur auch leisten können.“ 

Reparaturkosten vs. Versicherungsprämien

Zwischen 2021 und 2024 sind die Reparaturkosten um 20 Prozent gestiegen, bis dato hat die Versicherungswirtschaft darauf nicht im gleichen Ausmaß reagiert: „Wir wollen die Prämien nicht nach oben treiben“, so Bayer. Für den VVO-Chefsachverständigen ist klar, dass eine professionelle Reparatur die Versicherung in vielen Fällen teurer kommt als die Verwendung von Ersatzteilen. Genau aus diesem Grund liebäugelt die Versicherungsseite auch mit der Verwendung von Gebrauchtteilen. „Wir leben hier in Österreich im gelobten Land, denn wir verbauen Neuteile auch an älteren Fahrzeugen“, so Bayer. Durch den konsensualen Weg der Zusammenarbeit zwischen Versicherungs- und Reparaturwirtschaft bleiben rund 3 Milliarden Euro Wertschöpfung bei den Betrieben. „Unsere Art, in Österreich Schäden zu reparieren und abzurechnen, dazu stehe ich“, hält Ofer fest.

Wenig Freude mit gebrauchten Ersatzteilen

Gebrauchte Ersatzteile kommen allerdings in der heimischen Branche eher nicht so gut an. Einer, der damit wenig Freude hat, ist Österreichs oberster Branchenvertreter der Karosseriebautechniker und Lackierer, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter Manfred Kubik. Bei der Verwendung von wiederverwerteten Teilen rät er generell zur Vorsicht: Meist kennt man weder deren Herkunft noch den konkreten Zustand. Für Kubik ergibt es auch wenig Sinn, gebrauchte Ersatzteile über weite Strecken zu transportieren – vor allem im Hinblick auf die verstärkten Bemühungen um die Nachhaltigkeit.

Reparatur reduziert CO2-Ausstoß

Stichwort Nachhaltigkeit: Dass Reparieren statt Ersetzen nachhaltig CO2-Emissionen in der Fahrzeuginstandsetzung einsparen kann, hat das renommierte Fraunhofer-Institut gemeinsam mit der Innovation Group und dem Lackhersteller Axalta bereits 2023 in einer Studie herausgearbeitet. Die Kernaussage: „Reparaturen verursachen zwischen 40 und 60 Prozent weniger CO2-Emissionen als der Austausch von Teilen.“ In der Unfallreparatur sorgt neben dem eigentlichen Reparaturvorgang – und dort vorrangig die Bereitstellung von Strom und Wärme in der Werkstatt – besonders die Herstellung der Ersatzteile für einen signifikanten CO2-Fußabdruck. Hinzu kommt die Umweltbelastung durch die Entsorgung der Altteile. Mit Recycling-Lösungen lässt sich hier allerdings gegensteuern: Die Wiederverwertung der ersetzten Teile kann den CO2-Einfluss deutlich reduzieren – im Falles eines Stoßdämpfers um rund 30 Prozent, wie sich der Studie entnehmen lässt. Auch die Verwendung von Leichtbauteilen kann sich positiv auswirken: Diese reduzieren die Emissionen in manchen Fällen bis zu 20 Prozent.