A&W: Wie bilanzieren Sie die ersten 3 Quartale des Jahres 2024?
Mag. Hannes Maurer: Wir sind überaus zufrieden, da wir unsere führende Position im Finanzdienstleistungssektor weiter ausgebaut haben. Die Penetration aller Neuwagen im Volkswagen Konzern liegt in Österreich und in den anderen von uns betreuten Ländern im Schnitt zwischen 47 und 48 Prozent.
Ist dieser Wert im Vergleich zu den vergangenen Jahren weiter gestiegen?
Maurer: Ja, 2023 waren wir bei einer Penetration von durchschnittlich 45 Prozent. Insgesamt haben wir rund 1,5 Millionen Gesamt-Verträge im In- und Ausland im Bestand.
Wo sehen Sie die Gründe für diese Entwicklung?
Maurer: Die Vorteile von Autofinanzierungen kommen bei den Kunden immer stärker an: Es ist vor allem das Restwertthema, das für die Kunden immer wichtiger wird. Vor allem bei Elektroautos liegen wir dementsprechend bei einer Penetration von etwa zwei Drittel. Während wir bei einem Benziner und Diesel relativ genau wissen, wie viel ein Auto nach einiger Zeit wert sein wird, haben wir bei Elektroautos noch weniger Erfahrungswerte.
Besteht da nicht ein gewisses Risiko für Sie als Finanzierer?
Maurer: Natürlich gibt es eine gewisse Unsicherheit. Es ist eine Chance und ein Risiko, keine Frage. Aber ein Restwert ist keine Schätzung von uns, sondern wird systematisch prognostiziert. Dafür haben wir Fachleute, die sich mit dem Gebrauchtwagenmarkt und dessen Entwicklung genau auskennen und die für jedes Auto den Restwert nach 3 Jahren berechnen. Alles darüber hinaus wird von diesem Wert abgeleitet. Und das Risiko wird mit jedem Auto, das wir verkaufen, kleiner.
In welchen Sparten läuft es momentan am besten?
Maurer: Das Finanzierungsgeschäft ist unsere Hauptsparte und läuft seit vielen Jahren auf hohem Niveau. Aber auch die New-Mobility-Produkte entwickeln sich positiv. Beim Autoabo haben wir bereits mehr als 1.000 Kunden in Österreich und 1.200 Autos im Bestand, den Großteil in Österreich. Die Kunden schätzen es, dass man damit völlig flexibel ist.
Gibt es beim Autoabo mehr Privatkunden oder Flottenkunden?
Maurer: Unser Ziel ist es, unseren Kunden und Kundinnen Fahrzeuge von Minuten bis Jahre anzubieten. Das Ganze machen wir unter der Marke „sharetoo“. sharetoo Autoabo wird sowohl im Privat- als auch im Flottensegment gut angenommen. Wir bieten damit die ideale Lösung für Mobilitätsbedürfnisse von drei Monaten bis zu zwei Jahren. Der hohe Elektroanteil unserer Flotte spricht speziell Unternehmerkunden an, die die Fahrzeuge zur Überbrückung nutzen. Viele private Kunden nutzen die flexible Abo-Lösung auch, um Elektromobilität auszutesten. Mit unserem weiteren Produkt sharetoo Carsharing im öffentlichen Bereich sprechen wir vor allem private Kunden an, die kurzfristigen Mobilitätsbedarf haben. Ein Beispiel hierfür ist „WienMobil“: Bereits 70.000 User nutzen die 105 Fahrzeuge, die von ein paar Stunden bis zu drei Tagen gebucht werden können. Öffentliches Carsharing gibt es auch in vielen anderen Gemeinden. Insbesondere in Kombination mit Wohnbauträgern, die Mietern und Mieterinnen ein Mobilitätsangebot bieten wollen, steigt die Nachfrage stetig. Im Firmenkundenbereich ist Carsharing bereits ein voller Erfolg. Ein Beispiel ist die Post AG: Über 50 Fahrzeuge werden hier bereits voll digital gesteuert – von der Buchung über das Öffnen und Schließen des Autos bis hin zur Abrechnung.
Wie sieht es bei den Finanzierungen von Gebrauchtwagen aus?
Maurer: Wir haben uns hier im Vergleich zu 2023 um 21 Prozent gesteigert, das sind mehr als 10.000 neue Verträge in den ersten drei Quartalen 2024. Der Bestand in Österreich ist auf mehr als 45.000 Verträge gestiegen.
Gibt es Unterschiede im Prozentsatz der Finanzierungen zwischen Österreich und den anderen -Ländern, wo die Porsche Bank tätig ist?
Maurer: Wir haben im Ausland im Schnitt eine Penetrationsrate von 47 Prozent: In manchen Ländern ist der Anteil sogar höher als in Österreich, wie zum Beispiel in Rumänien oder Slowenien mit 53 Prozent und in Chile sogar mit 57 Prozent. Bei den Gebraucht-wagen ist es leicht unter dem Anteil in Österreich.
In wie vielen Ländern ist die Porsche Bank derzeit aktiv? Planen Sie einen Einstieg in weitere Märkte?
Maurer: Derzeit sind es 15 Länder. 2025 werden wir auch mehr Verantwortung in der Slowakei übernehmen. Grundsätzlich gibt es die eine oder andere zusätzliche Idee.
Welche Auswirkungen hatten die hohen Zinsen in den vergangenen Jahren auf Ihre Arbeit?
Maurer: Wir haben es alle bei den Gesamt-Auslieferungen des Automarktes gemerkt, und auch jetzt liegen die Auslieferungen unter den Vor-Corona-Jahren. Damit wurde unsere Basis geringer, und die hohen Zinsen haben die Investitionen für manche Kunden schwieriger gemacht. Doch jetzt merken wir eine Entspannung, die Auftragseingänge steigen wieder an. Wir sind zufrieden und liegen über dem Niveau des Vorjahres, sowohl im Verkauf wie auch bei den Finanzierungen.
Wie wird es mit den Zinsen weitergehen?
Maurer: Wir atmen mit der Zinsentwicklung mit. Es hat vor Kurzem eine Senkung des Basispunktes um ein Viertelprozent gegeben, und wir erwarten auch im 1. Quartal 2025 eine weitere Zinssenkung.
Wie viele Kunden schließen zu Fixzinsen ab?
Maurer: Über 90 Prozent haben zu einem fixen Zinssatz abgeschlossen, da derzeit die Zinsen bei einer langfristigen Finanzierung, also von drei bis vier Jahre, günstiger sind als bei einer variablen Finanzierung.
Wie sieht es im Servicebereich aus? Gibt es Steigerungen bei den Service- und Werkstatt-Paketen, die zu fixen monatlichen Kosten angeboten werden?
Maurer: Bei den Firmen, wo es ja ohnehin schon ein sehr hohes Niveau gibt, haben wir heuer ein Plus von 13 Prozent. Bei den Privatkunden sowie den klein- und mittelständischen Unternehmen sind wir sogar um 46 Prozent gewachsen. Insgesamt haben wir in Österreich bereits mehr als 78.000 Wartungsverträge im Portfolio. Wichtig ist für die Kunden die Planbarkeit. Wir fördern das sehr und setzen Anreize gemeinsam mit unseren Marken: Wir wollen ja, dass die Fahrzeuge sauber gewartet werden, weil sich das auch positiv auf den Restwert auswirkt, wenn die Fahrzeuge nach drei, vier oder fünf Jahren aus dem Leasing zurückkommen.
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