Sie mögen ein wenig anachronistisch wirken, ein wenig aus der Zeit gefallen sein: Die Rede ist von Messen, die es gerade durch die bekannten Ereignisse in den vergangenen vier Jahren nicht einfach hatten. In diesem Zeitraum hat sich nicht nur der Zulauf zu Publikums- und Fachmessen reduziert, sondern auch Messeveranstalter haben sich neu aufgestellt und Angebote aus dem Programm genommen – die Vienna Autoshow dient da als nur ein Beispiel. Immerhin versucht der Wiener Fahrzeughandel, mit einem eigenen Mobilitätsformat Anfang 2025 in der Bundeshauptstadt dem entgegenzusteuern.
Was Fachmessen anbelangt, hat sich auch hier ein Wandel vollzogen. Die Weltleitmesse für den automotiven Aftersales-Sektor, die Automechanika in Frankfurt am Main – früher durchaus auch eine Ordermesse – hat zumindest in diesem Jahr nichts an Internationalität eingebüßt und „ordentlich performt“, wie man es modern ausdrückt. Allerdings rücken auch dort das Netzwerken und der informelle Austausch immer mehr in den Fokus – und das ist auch gut so. Denn nirgends lassen sich so gut Geschäfte anbahnen wie in informativer und angenehmer Atmosphäre. Ebenfalls positiv zu werten ist, dass in einzelnen Bereichen, vorrangig im Lackier- und Karosserieumfeld, einige Aussteller nach Jahrzehnten der Abwesenheit wieder nach Frankfurt kamen. Das hat der Messe eindeutig gutgetan und lässt für die nächste Ausgabe im September 2026 auf einen weiteren Aufschwung hoffen.
Fachmessen können aber nur dann „performen“, wenn die (Kfz-)Branche ein gewisses Interesse zeigt. Das hat im Juni in Köln (The Tire Cologne) und im September in Frankfurt (Automechanika) ganz gut funktioniert. In Österreich beschleicht einen immer latent das Gefühl, dass in diesem Bereich mehr möglich wäre. Die KLS-Fachtage für Karosserie, Lackierung und Schadenmanagement in Wieselburg beispielsweise wollen und können eine wichtige Plattform für den österreichischen Markt sein – aber nur dann, wenn der Besucher gewillt ist, die Arbeit von Ausstellern und Messeveranstalter auch zu goutieren. Das hat in der niederösterreichischen Braustadt zuletzt nur in Ansätzen funktioniert, denn der Fachbesucherzustrom blieb überschaubar. Da nützt es wenig, wenn die Qualität stimmt, wie vielerorts mitgeteilt wurde, es braucht auch die notwendige Frequenz, um ein Veranstaltungsformat auf lange Sicht zu etablieren.
Bleiben wir in Österreich: Bis zur AutoZum im Jänner 2025 ist es nicht mehr lange, auch hier darf man gespannt sein, wie die Entwicklung mit neuer Messe-Eigentümerstruktur aussieht und wie die Nachfrage konkret ausgestaltet ist. Auch in Salzburg geht es um den Willen der Aussteller, sich mit Innovationen, Produkten und Dienstleistungen zu präsentieren, und den Willen der Fachbesucher, das Format auch anzunehmen.
Auf die Kfz-Betriebe, die zwischen hoher Auslastung und Fachkräftemangel derzeit in der Erfolgsspur fahren, könnten auch andere, schwierige Zeiten zukommen. Auf diese gilt es sich vorzubereiten und auf Fachveranstaltungen möglichst viel Input für das eigene Geschäft mitzunehmen. Messen jeder Art bieten dazu eine sinnvolle Möglichkeit!