Die globale Marktmacht auf den Absatzmärkten verschiebt sich durch den Markthochlauf der Elektromobilität. Die Elektroautoindustrie in China boomt und zeigt nach wie vor ein enormes Wachstumspotenzial, an dem jedoch immer stärker chinesische Autobauer partizipieren und europäische Auto-bauer nur zuschauen. Mit über 200 Start-ups, die eine Produktionszulassung erhalten haben, treibt China die Elektromobilität weiter voran. Jedes vierte Auto in China ist ein reines Elektrofahrzeug, während Plug-in-Hybride (PHEVs) mittlerweile auch 16 Prozent der Zulassungen ausmachen. In einem Monat können so 500.000 reine Elektroautos abgesetzt werden und damit mehr als im Gesamtjahr 2023 in großen europäischen Märkten wie Deutschland oder Frankreich.
Nicht nur die europäischen Autobauer haben Marktanteile im Elektroauto-Segment verloren, auch Tesla kämpft mit rückgängigen Verkäufen. Wobei Tesla nach wie vor auf einen globalen Marktanteil von 18 Prozent in Bezug auf reine Elektroautos kommt. Was beeindruckend ist, da europäische Hersteller diese Marktanteile noch nicht einmal auf den Heimatmärkten im Gesamtabsatz erreichen. Noch dazu kommt, dass Tesla dieses Volumen überwiegend mit seinen Weltautos Tesla Model Y und Tesla Model 3 erreicht, die mit einer geringen Variantenvielfalt angeboten werden und dadurch mit Kostenvorteilen bei der -Produktion verbunden sind.
Auch BYD hat hohe Kostenvorteile bei den E-Autos aufgrund einer hohen Integration der Wertschöpfungskette der Batterie und den hohen Stückzahlen bei der Produktion von Batterien auch für andere -Automobilhersteller wie eben auch Tesla. BYD ist dabei der zweitgrößte Anbieter für reine Elektroautos und versucht, Tesla die Poleposition streitig zu machen. Da BYD den Großteil des Absatzes noch auf dem chinesischen Markt generiert, besteht noch viel Wachstumspotenzial. Darüber hinaus ist BYD weltweit führend beim Verkauf von Plug-in-Hybriden, die in den letzten Monaten eine Renaissance erfahren. Aber die Wachstumsbestrebungen sind nicht ganz einfach umzusetzen, denn es gilt, neue Märkte dafür zu erschließen.
Herausforderungen beim Markteintritt in Europa
Der zweitgrößte Markt für Elektroautos ist die Europäische Union und damit ein beliebtes Ziel für die exportorientierten chinesischen Marken, die dem harten Wettbewerbsdruck auf dem Heimatmarkt mit dem starken Preiskampf entfliehen wollen. Der Marktanteil von reinen Elektroautos liegt derzeit bei 12,5 Prozent am Absatz innerhalb der Europäischen Union. Die USA sind aufgrund der hohen Einfuhrzölle von 100 Prozent auf chinesische Elektroautos nicht Ziel der neuen Autobauer, hier liegt der Anteil von Elektroautos am Absatz bei 8 Prozent.
Während die Verkäufe im größten europäischen Automobilmarkt Deutschland eingebrochen sind, im Mai zuletzt um 31 Prozent, stiegen die Neuzulassungen im zweitgrößten Elektroautomarkt -Frankreich um 5 Prozent und in Belgien an dritter Stelle um 45 Prozent weiter. In Frankreich wurden im 1. Quartal 2024 mehr Elektroautos verkauft als in Deutschland, was ein Novum darstellte. Grund für die Marktverschiebung bei den Elektroautos sind die marktindividuellen Förderprogramme, die in einigen Märkten mehrere Tausend Euro ausmachen und in Deutschland bereits Ende 2023 sowohl für Privat- als auch Gewerbekunden in Form der Umweltprämie ausgelaufen sind.
Der Anteil an Elektroautos aus China am Absatz in der EU steigt von Jahr zu Jahr und lag 2023 bei 21,7 Prozent. Jedoch handelt es sich hierbei nicht um chinesische Marken, sondern um nicht-chinesische Autobauer, so wird z. B. das Tesla Model 3 für den europäischen Markt in Shanghai produziert. Chinesische Marken wie BYD und MG kamen im Jahr 2023 zusammen auf einen Marktanteil von 7,3 Prozent am EU-Absatz. Doch diese Exportstrategie steht nicht nur aufgrund von Strafzöllen einigen Herausforderungen gegenüber. Ein zentrales Problem ist der Aufbau eines funktionierenden Vertriebsnetzes. Die Logistik ist komplex, und es fehlen oft die notwendigen Leasingpartner. Diese Schwierigkeiten führen zu Verzögerungen und Staus an europäischen Häfen, nicht zuletzt auch, da die Logistikunternehmen eher große Kunden bevorzugen.
Aber nicht nur vertriebliche Herausforderungen führen dazu, dass neue Elektroautobauer hinter ihren Erwartungen zurückbleiben, auch eine zunehmende Skepsis der Kunden gegenüber Elektroautos ist in Europa zu beobachten. Der größte Hemmschuh ist der hohe Preisunterschied zwischen Elektroautos und vergleichbaren Verbrennern von mehreren Tausend Euro, der gerade im Kleinwagensegment am höchsten ist und mit Größe und höherer Fahrzeugklasse abnimmt. Kunden setzen auf sinkende Preise und warten daher erst einmal ab.
Es ist aber leider ein Trugschluss, dass die Preise im Jahr 2024 nachgegeben haben. Zum Beispiel sind die Listenpreise für die 30 Top-Seller-Elektroautos im Jahr 2024 bis Mai um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Deutschland gestiegen. Nur Tesla hat als Ausnahme flächendeckend die Preise im gleichen Zeitraum um 5 Prozent reduziert.
Mit Einführung der Strafzölle besteht das Risiko, dass nicht nur chinesische Marken ihre Preise in Europa anheben, sondern eben auch die Elektromodelle von Tesla, Mini, Smart oder Dacia für die Kunden teurer werden.
Ein weiterer großer Entscheidungsfaktor ist die Praktikabilität des Ladens. Die Kunden, die heute ein Elektroauto fahren, haben zum großen Teil die Möglichkeit, das Auto zu Hause oder im Unternehmen zu laden. Der Ausbau öffentlicher Ladepunkte stockt innerhalb der EU, und der Anteil der Elektroautos steigt schneller als der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die meisten öffentlichen Ladepunkte stehen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. In diesen drei Ländern sind 61 Prozent der Ladepunkte innerhalb der EU anzutreffen.
Fazit
In Europa zeigt sich ein gemischtes Bild. Während Länder wie Frankreich und Belgien steigende Zulassungszahlen von Elektroautos verzeichnen, kämpft der deutsche Markt mit Einbrüchen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit flexibler und attraktiver Programme, um die Elektromobilität zu fördern.
Die Listenpreise für Elektroautos sind im Jahr 2024 tendenziell gestiegen. Zudem bleibt der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine zentrale Aufgabe, um die Praktikabilität von Elektro-autos für den täglichen Gebrauch zu erhöhen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern.