Eines vorweg: Die Veranstalter der Wiener Elektro Tage werden sich in den kommenden Jahren vermutlich schwertun, wieder eine so hochkarätige Besetzung zusammenzustellen: Denn mit Renault-Chef Luca de Meo (der zuvor bei Audi gearbeitet und Seat geleitet hat), Audi-Chef Gernot Döllner und MAN-CEO Alexander Vlaskamp sprachen gleich 3 wichtige europäische Automanager; dazu kam mit Hans Dieter Pötsch, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Volkswagen AG und anderer Unternehmen, auch ein prominenter Österreicher.
Pötsch machte den Anfang und sagte, dass die Politik der Industrie die Umstellung auf die Elektromobilität vorgegeben habe, ohne dass die Infrastruktur vorhanden gewesen wäre: Die aktuelle Situation zeige, dass der Umstieg hinter den Erwartungen bleibe und mehr Zeit brauchen werde. „Daher müssen auch die von der EU vorgegebenen CO2-Ziele adjustiert und den Gegebenheiten angepasst werden. Ein rasches Gegensteuern ist wichtig: Wir benötigen einen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft.“
Die Chinesen sind deutlich schneller …
Laut de Meo, der derzeit auch Präsident des europäischen Herstellerverbands ACEA ist, ist die Autoindustrie mit mehr als einer Million Arbeitsplätzen und einem Anteil von 8 Prozent „eine tragende Säule des Wohlstands“ in Europa: „Denken Sie sich die Autoindustrie weg, dann rauscht die europäische Handelsbilanz in ein strukturelles Defizit.“ Europa habe allerdings bei den Elektroautos momentan keine Führungsrolle mehr. „In China dauert es nur 2 Jahre, bis ein neues Auto entwickelt ist, während bei uns der Durchschnitt zwischen 3 und 5 Jahren liegt. Der Wettlauf ins emissionsfreie Fahren wird also kein Spaziergang“, so de Meo.
Döllner will bei seinen Elektroautos nicht nur die Ladezeiten auf weniger als 15 Minuten (10–80 Prozent) verkürzen, sondern diese Fahrzeuge noch effizienter machen: „Wenn wir zum Beispiel von aktuell 14 Kilowattstunden auf 100 Kilometer in Richtung 11 kWh kommen, kann die Batterie deutlich kleiner werden, um dieselbe Strecke zurückzulegen.“ Dadurch spare man nicht nur Gewicht, sondern die Autos würden auch günstiger.
Bei MAN gibt es ganz andere Herausforderungen: Der bereits fertig gestellte Truck soll eine Tagesreichweite von 800 Kilometern ermöglichen: Die 3–6 Batteriepacks, die entlang des Rahmens angebracht sind, sollen während der Ruhezeiten des Fahrers mit maximal 534 kWh geladen werden, so Vlaskamp. „Auch Berge sind kein Hindernis: Die Rückgewinnung der Energie beim Bergabfahren geht zu einem Großteil wieder in die Batterie.“