Es sind Zahlen aus Deutschland, aber die Lage ist der hiesigen wohl ähnlich: Während 9 von 10 E-Autobesitzern, die im Einfamilienhaus wohnen, dort auch laden, haben nur 53 Prozent der Strom-Fahrer im Mehrparteienwohnbau diese Möglichkeit. Dies erhebt das Stuttgarter Marktforschungs-Institut UScale auf Basis einer Nutzerbefragung.
Mit offiziellen Daten untermauern lässt sich die Lücke nicht: Denn amtliche Zahlen zum Status quo privater Lademöglichkeiten gibt es aufgrund fehlender Meldepflichten nicht, sagt Philipp Wieser, MSc., Leiter der Österreichischen Leitstelle Elektromobilität. Die Leitstelle stehe in Kontakt zu zahlreichen Betreibern und bekomme zu dem Thema auch viele Anfragen von Privatpersonen.
Kein Recht auf Laden
Woran es also hapert: Einerseits, so Wieser, an problematischen Rahmenbedingungen. So fehlt etwa bei Mietwohnungen, etwa im Genossenschaftswohnbau, nach wie vor ein „right to plug“ (also ein Recht darauf, eine Lademöglichkeit herstellen zu lassen). Oft läuft der Parkplatz auch über einen separaten Mietvertrag, sodass es für eine Ladestation unter Umständen einen zweiten Zähler bräuchte - bei entsprechenden Zusatzkosten. Auch die nach wie vor weit verbreiteten Mythen und Ängste wirkten hemmend, so Wieser.
Buwog: Nur vereinzelte Lademöglichkeiten
Die Errichter und Betreiber von Mehrparteienwohnhäusern seien zum Teil recht engagiert, berichtet Wieser. Wir fragten nach bei der Buwog Group, einem der größten österreichischen Entwickler von Neubauprojekten, aber auch Vermieter von Bestandswohnungen. Im Bestand seien in den letzten Jahren nur vereinzelt Parkplätze mit Wallboxen ausgestattet worden. Zahlen für Mieter, die sich eigenständig mit Wallboxen versorgten, lägen nicht vor, heißt es auf unsere Anfrage.
Im Neubau werde standardmäßig die vorgeschriebene Leerverrohrung eingezogen und darüberhinaus eine „im Verhältnis zur Projektgröße stehende Anzahl an allgemeinen Ladeplätzen mit zugehöriger Ladeinfrastruktur für alle Garagennutzer als Basis-Ausstattung“. Um mehr zu machen, brauche es „eine deutliche Zunahme an E-Autos“, die man bei der Buwog derzeit nicht sieht. Auch in puncto Netzinfrastruktur sieht man eine Lücke. Im Bestand sei es „verfrüht, großflächig Lastenmanagement-Systeme in den Objekten zu installieren, grundsätzlich gäbe es aber Lösungen, auf denen sich größere Systeme aufbauen lassen.“
Hennen die auf Eier warten...
Auswege aus der Henne-Ei-Pattsituation sind gefragt. Für die nächste Zeit sieht die Buwog nicht Ladeinfrastruktur auf jedem Stellplatz, sondern gemeinschaftlich genutzte Ladepunkte als Königsweg.
Die OLÉ empfiehlt privaten Interessenten: "Tun Sie sich mit Nachbarn zusammen, die ebenfalls Interesse an einer Lademöglichkeit haben, und suchen Sie dann gemeinsam das Gespräch mit der Hausverwaltung."
UScale-Studienleiter Dr. Axel Sprenger meint: „Es gibt quasi keine Lösung, die sich schrittweise ausbauen lässt, ohne zu Beginn Kosten für Noch-nicht-EV-Fahrer erzeugen. Eine schnelle Lösung ist hier nicht in Sicht."