Daher wird an der Formulierung der Botschaften gefeilt, die Wortwahl im Vorfeld kritisch hinterfragt. Was letztlich tatsächlich so ankommt, steht auf einem anderen Papier. Denn die Empfänger haben gelernt, auch zwischen den Zeilen zu lesen. 

Früher war es eine Domäne der Politiker, durch die Kunst des ausschweifenden Nichtssagens zu brillieren. Heute gehört dies bereits zum Standardrepertoire der vierten bis fünften Konzernebene, auf der sich die Geschäftsführer der heimischen Konzernniederlassungen tummeln. Die sich darum bemühen, nur ja nirgends ins Fettnäpfchen zu treten und gleichzeitig bei ihren Partnern den Anschein von hausinterner Kompetenz zu vermitteln. Künftig ist dank KI noch Schlimmeres zu erwarten. Die kann dafür eingesetzt werden, inhaltsleere Botschaften so zu verbrämen, dass deren nichtssagender Inhalt kaum noch wahrnehmbar wird. Es ist nicht anzunehmen, dass sich die kommunikative Güte dieser Botschaften damit verbessern wird. Ganz im Gegenteil: Aufgrund latenter Angst vor allzu heftigen Reaktionen tritt an Stelle handfester Aussagen mit zunehmender Häufigkeit nur inhaltsloses Gewäsch. 

Wenn es bei haarigen Angelegenheiten nach solchen Null-Meldungen Nachfragen hagelt, gehört es dazu, in Deckung zu gehen. Mit ab- oder stummgeschalteten Smartphones und überquellenden Mailboxen wird danach getrachtet, solche Situationen auszusitzen. Sollte der eine oder andere doch noch versuchen, Rückgrat zu zeigen und sich schwierigen Situationen erhobenen Hauptes zu stellen, dann passiert das oft so „patschert“, dass dieser Versuch letztlich als Rohrkrepierer endet. Was die meisten anderen veranlasst, solche Versuche gar nicht erst zu wagen.

Daraus resultieren zwei problematische Aspekte: Schwindende Authentizität als entscheidender Faktor für die eigene Glaubwürdigkeit. Und ein regelrechtes Informationsdilemma bei jenen, an die sich die Botschaften richten. Die gerade in den derzeitigen Umbruchzeiten nach ehrlichen Informationen aus erster Hand lechzen und nicht mit hohlen Phrasen abgespeist werden wollen. Ehrliche Kommunikation sollte daher ein Grundpfeiler jeder Strategie sein und liegt im Interesse aller Beteiligten – auch in dem der Konzerne selbst, unabhängig davon, auf welcher hierarchischen Ebene diese Kommunikation passiert.

Natürlich ist es nicht einfach, Kündigungen, Qualitätsprobleme oder Standortschließungen, geänderte Geschäftsmodelle, neue spezifische Vertriebs-konzepte oder Ähnliches so zu transportieren, dass deren Auswirkungen für die Betroffenen halbwegs erträglich sind – oder ihnen zumindest erträglich erscheinen. Aber vom Schönreden wird die Situation keinesfalls besser – lediglich der letzte Rest an Glaubwürdigkeit geht damit den Bach runter. Spätestens dann, wenn sich die mit viel Brimborium dargestellte künftige Realität als Illusion herausstellt.

Verblüffend ist, wie die Muttergesellschaften ihre lokalen Niederlassungen und deren Führungsriege durch Unkenntnis der örtlichen Sonderheiten in die Bredouille bringen. Langsam müssen auch die Konzernzentralen zur Kenntnis nehmen, dass insbesondere der österreichi-sche Markt etwas anders tickt als jener der Nachbarstaaten. Das wettbewerbsrechtliche Peugeot-Urteil mit der 15 Millionen teuren Stellantis-Verurteilung war dafür ein deutliches Signal. Wie in den Asterix-Erzählungen könnten sich die Alpenrepublikaner als jenes gallische Dorf erweisen, das den Vereinheitlichungsbestrebungen der Konzern-zentralen und ihrer globalen Strategien erfolgreich trotzt. Statt ihre Ressourcen in sinnlosen lokalen Scharmützeln zu verschleißen, sollten diese ihre partnerschaftliche Zusammenarbeit attraktiver gestalten.

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