Es sorgt für große Aufregung, wenn DAS deutsche Vorzeigeunternehmen, die automobile Identität der Deutschen, erklärt, dass es so nicht weitergehen kann. Vermutlich ist das ein notwendiger Weckruf, selbst wenn selbiger unterschiedlich interpretiert wird. Denn einige Kommentatoren meinen, dass das (in der Form gar nicht vorhandene) Verbrenner-Aus und die CO2-Gesetzgebung daran Schuld seien. Dabei ist das Gegenteil der Fall, der politische unterstützte Wechsel zur E-Mobilität wäre hilfreich.

Wir befinden uns mitten in der größten Transformation der Automobilgeschichte: Batterieelektrischer Antrieb, software-defined-vehicle, autonomes Fahren sowie Effizienzsteigerung und Vereinfachung in der Produktion (etwa durch Megacasting) sind die Megatrends in der Automobilindustrie. Und alle 4 Entwicklungen sind eng miteinander verbunden, alle müssen bewältigt werden.

Zweigleisigkeit während der Transformation   
Die Transformation, speziell hin zur Elektromobilität, ist eine gewaltige Herausforderung, weil in der Übergangsphase zweigleisig gefahren werden muss. Einerseits müssen sich die bisherigen Investments noch rechnen, andererseits tun es die Neuen noch nicht.

Dabei ist man mit Wettbewerbern konfrontiert, die keine „Altlasten“ zu tragen haben, wie Tesla oder – zu einem großen Teil – die chinesischen Hersteller. Modelle, Produkte, Produktionen und Mitarbeiter, die über Jahrzehnte großartig funktioniert haben und gute Erträge eingebracht haben, müssen bei den etablierten Konzernen „transformiert“ werden. Verlockend ist dabei, dass mit diesen „Altlasten“, fertig entwickelte und zu einem guten Teil abgeschriebene Produkte und Produktionsstätten, ja noch sehr gutes Geld verdient werden kann, während das „Neue“ anfangs nur Geld kostet.

Unaufhaltbare Entwicklung  
Fakt ist, dass diese Transformation unaufhaltbar ist: Niemand in der deutschen Autoindustrie zweifelt daran, dass die Zukunft in allen großen Weltmärkten elektrisch ist, getrieben von China. Denn während der vielgescholtene Herbert Diess und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel noch den Plan hatten, die deutsche Autoindustrie zum Weltmarktführer in der Elektromobilität zu machen, ist man mittlerweile hinter China zurückgefallen.

Fakt ist: Die hohen Gewinne in China (großteils aus Verbrennern) brechen bei Volkswagen ein, die Stückzahlen in Europa liegen deutlich unter Vorkrisen-Niveau und werden die früheren Höhen nicht mehr erreichen. Die deutschen Autokonzerne, allen voran VW, müssen also Volumen- und Ertrags-Rückgänge verkraften UND Milliarden in neue Technologien investieren.

Jetzt könnte man natürlich noch einige Jahre mit dem Verbrenner Geld verdienen. Das wird von einigen Seiten gefordert, darunter bestimmt auch zahlreiche Aktionäre. Das würde noch ein paar Jahre funktionieren, längstens bis sich das E-Auto so weit entwickelt hat, dass es auch den letzten Skeptiker überzeugt. In Mitteleuropa wird das noch vor 2035 der Fall sein.

Doch mit diesem Weg würden in ein paar Jahren nur noch die chinesischen Hersteller überzeugen, die deutsche Autoindustrie wäre am Ende. Soweit ist es freilich noch lange nicht und soweit muss es auch nicht kommen. Das Beispiel BMW zeigt, wie unauffällig – und in der politischen Aussage auch gegenteilig – die Transformation bewältigen werden kann. Erstmals wurden im Juli in Europa mehr vollelektrische BMW-Modelle als Tesla verkauft.

Aber auch Mercedes-Benz, VW mit seinen Derivaten, Porsche und Audi mit der neuen 800-Volt-Plattform zeigen, dass sie beim E-Auto vorne dabei sein können. Nun braucht es vollen Fokus auf die neuen Trends, es braucht vor allem dringend die Skalierung, um mit den neuen Technologien auch Geld zu verdienen, und es wird auch Einschnitte brauchen, um die deutsche Autoindustrie, mit der die österreichische Zulieferindustrie eng verbunden ist, konkurrenzfähig zu halten.

Die Politik ist mit ihrem Schlingerkurs viel mehr das Problem als die Lösung. Denn eine erfolgreiche Transformation schafft man nur durch konsequente Orientierung am „Neuen“, nicht mit möglichst langem Festhalten am „Alten“.   

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