A&W: Die Wirtschaftskammer-Wahl hat für das Landesgremium Wien eine Mehrheit für den Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV) gebracht. Was waren die Gründe und welchen Anteil hat Ihre Person daran?

Emin Yilmaz: Ich bin seit rund 25 Jahren in der Kfz-Branche verankert, zunächst auf Industrieseite im Bereich der Fahrzeugchemie und seit 2018 als -Eigentümer von Reifen2000 (EY KFZ TEC & Reifen Zweitausend GmbH). Ich konnte in den Jahrzehnten viele Verbindungen in der Wirtschaft knüpfen und damit das Vertrauen der Unternehmen in die Wirtschaftskammer erhöhen. Viele Branchenteilnehmer kennen mich persönlich. Schon 2020 wurde mir die Listenführung des SWV für die Fahrzeugtechnik angeboten, ich habe damals abgelehnt, um die Strukturen in der Wirtschaftskammer noch besser kennenzulernen. Zwischen 2020 und 2024 war ich Stellvertreter von Marko Fischer, im Anschluss Listenführer. Eigentlich wollte ich nie Innungsmeister werden, aber ich bin jemand, der sich für die Betriebe engagiert, Probleme erkennt und annimmt und konkret unterstützen will.

Welche Schwerpunkte definieren Sie für die aktuelle Funktionsperiode?

Yilmaz: In der Vergangenheit sind einige Themen verloren gegangen. Nun braucht es eine verstärkte Kommunikation mit den Berufsschulen, die Betriebe sollten generell mehr Lehrlinge ausbilden. Es geht um die Unterstützung von Ausbildungszentren, damit die Kfz-Branche aus dem vorhandenen Fachkräftepool umfassend Gebrauch machen kann.

Wie sieht die Mitgliederstruktur in Wien aus?

Yilmaz: In Wien gibt es im Bereich Kfz-Technik rund 730 Betriebe, diese Zahl ist seit Jahren konstant. Allerdings steigt die Anzahl der Servicestationen, die aktuell bei rund 1.200 liegt, von Jahr zu Jahr. In diesen Servicestationen, oftmals Ein-Personen-Unternehmen, werden nur ausgewählte Arbeiten durchgeführt, die allerdings nicht immer rechtlich einwandfrei abgerechnet werden. Wenn das Personal in den Servicestationen einer Arbeit regulär nachginge, hätten wir keinen Fachkräftemangel. Hier wollen wir gemeinsam mit den Behörden gegen Schwarzarbeit vorgehen. Es ist aber ebenso wichtig, genügend qualifizierte Asylwerber für den Arbeitsmarkt freizugeben. Hier sind die Hürden in Österreich sehr hoch.

Wie bewerten Sie die kürzlich angekündigte Neuregelung der Intervalle für die §57a-Überprüfung?

Yilmaz: Der neue Vorschlag 4-2-2-2-1 der Politik ignoriert ein bestehendes, gut funktionierendes System. Österreich verfügt zu zwei Drittel über bergige und hügelige Regionen. Wenn Fahrzeuge erst nach 4 Jahren zur Begutachtung kommen, könnte bei vielen bereits Gefahr im Verzug sein, denn vorrangig Fahrwerk, Bremsen und Reifen werden hierzulande stark beansprucht. Es wirft sich auch die Frage auf, wer für eventuelle Schäden haftet. Denn eine Kfz-Fachkraft kann nur auf Schäden hinweisen, wenn ein Fahrzeug kontinuierlich in die Werkstatt kommt. Die geplante Neuregelung macht den Bürgern und den Betrieben das Leben schwer. Besser wäre es, eine kilometermäßige Regelung anzudenken, um den Verschleiß bestmöglich festzustellen. •