Es muss etwa in den 1990er-Jahren gewesen sein, da wurde der Zugang zu den immer komplexeren Fahrzeugen zunehmend schwierig. Damals haben manche Branchenteilnehmer vermutet, dass es für freie Werkstätten schwierig bis unmöglich werden wird, Autos ohne Markenvertrag zu betreuen. Dann kam die Kehrtwende und in den vergangenen 20 Jahren war es, dank moderner Systeme von Werkstatt-Ausrüstern und OE-Lieferanten, ein überschaubares Problem. Nun scheint es wieder schwieriger zu werden.
Markenbetriebe gut versorgt
Dabei ist das Thema Datenzugang, Diagnose und Programmierung in der Praxis in verschiedene Ebenen zu unterteilen.
„Markennahe bzw. von Marken kommende Betriebe sind gut aufgestellt und haben sich mit den Herausforderungen gut arrangiert“, berichtet Franz Lettner, Geschäftsführer von Auto-bedarf Birner. Für ganz freie Betriebe war es bisher gewohnte Praxis, dass Teile-Lieferanten, Werkstatt-Ausrüster oder Diagnose-Geräte-Anbieter eine weitgehend einheitliche Lösung angeboten haben. „Das ist jetzt nicht mehr so einfach“, berichtet Lettner.
„Es gibt drei Stufen: Bei den Reparaturinformationen kommen die Betriebe mit Lösungen wie Haynes Pro, Tec-RMI oder – neuer und umfassender – Alldata gut zurecht“, so Lettner. Auch Lösungen von DAT, Audatex und Eurotax sind speziell im Karosseriebereich essenziell und hilfreich.
Die zweite Stufe betrifft die digitalen Service-Einträge: „Auch da gibt es Anbieter und Lösungen für die Werkstätten, auch wenn hier der -Aufwand zunimmt.“
Schwierig wird es nun in Stufe 3, bei Diagnose und Programmierung. Bislang ist das über die Teilegroßhändler oder die renommierten Diagnosehersteller gelaufen. Mit zunehmender Komplexität der Fahrzeuge und der Datensicherheit wird es nun schwieriger „Hier wird es mit SERMI eine Lösung geben, aber es gibt noch sehr große Unsicherheiten und noch zu wenig Klarheit. Für eine sichere Zukunft fehlt hier noch einiges“, analysiert Lettner. Der Betrieb braucht nun mehrere Zugänge und mehrere Anbieter. „Das macht es komplizierter“, weiß Lettner. „Die Frage lautet: Wie kann ich den Prozess möglichst rund gestalten, damit ich nicht auf 10 verschiedene Hersteller zugreifen kann.“
Umsonst ist nichts
„Mit Datenzugängen der diversen Anbieter – in meinem Betrieb etwa Alldata und diverse Testerhersteller – kommen die Betriebe an sich gut über die Runden“, berichtet Elmar Schmarl, selbst Inhaber eines Lack- und Karosseriebetriebs und Tiroler -Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik.
„Die Kosten sind allerdings nicht zu unterschätzen, aus der eigenen Erfahrung muss man sich als Betrieb halt darauf einstellen. Ich sehe das als notwendige EDV-Kosten, das gehört heute dazu.“
Mindestens ein starker Partner nötig
„Von deutschen Interessenvertretern gibt es dazu die Empfehlung, sich auf einige ‚Hausmarken‘ zu konzentrieren, wo man gegebenenfalls auch den OEM-Tester kauft“, erklärt MMMst. Gerald Kisser, seit 1. Jänner Landesinnungsmeister der -Fahrzeugtechnik Niederösterreich.
Kisser selbst nutzt in seinem Betrieb eine Lösung mit Remote Diagnose. „Das ist eine gute Lösung. Einen starken Partner für Reparaturinfos und Diagnose braucht es auf jeden Fall“, so Kisser. Es sei tendenziell schwieriger geworden, Daten in akzeptabler Zeit zu bekommen.
Auch Branchenkollegen rasch auszuhelfen sei kaum mehr möglich. „In ein paar Minuten etwas herauszufinden geht nicht mehr, weil das zu komplex geworden ist“, so Kisser. „Man braucht ein gutes Netzwerk. Und man braucht sehr viel Hintergrundwissen, damit man mit dem richtigen Wissen im richtigen System nachsieht.“
Das beginne schon bei den aktuellen Software-Ständen der Steuergeräte. „Manchmal muss man trotz guter Aftermarket-Systeme direkt zum Autohersteller gehen.“