Was ist wichtiger? Die Freude über das Zulassungsplus von 11,2 Prozent aus dem Vorjahr? Oder der Blick in die Gegenwart samt naher Zukunft, wo eher triste Aussichten den Neuwagenmarkt beherrschen? Diesen Spagat musste das Podium, das die Neuzulassungszahlen von 2023 am 11. Jänner im „Haus der Industrie“ präsentierte, beherrschen.
Am leichtesten taten sich noch Peter Laimer und Brigitte Allex von der Statistik Austria, die die Details zu den Daten des Vorjahres präsentierten: Die 239.150 Pkws entsprechen fast dem Niveau von 2021 (239.803), sodass das katastrophale Jahr 2022 mit 215.050 Einheiten endgültig Geschichte ist. Bei den Gebrauchtwagen gab es ein leichtes Plus von 0,9 Prozent auf 757.981 Stück, der Pkw-Fahrzeug-bestand stieg um 0,7 Prozent auf 5,19 Millionen.
So weit die wichtigsten Zahlen: „Wir können nicht von einer Trendumkehr sprechen, aber zumindest ist der Abwärtstrend gestoppt“, erklärte Günther -Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimpor-teure, in seinem Statement. 2023 sei von einer extremen Teuerungswelle geprägt gewesen, die zu großen Verunsicherungen geführt habe. „Die extreme Kauf-zurückhaltung führt zu einer weiteren Veralterung des Fahrzeugbestands.“ Daher seien die Aussichten auf 2024 auch eher verhalten: Im ersten Halbjahr würden noch die Auftragsbestände aus dem Vorjahr abgebaut, das zweite Halbjahr werde von Produktneuheiten und Maßnahmen für die Absatzbelebung geprägt sein. Aufgrund dieser Voraussetzungen rechnet Kerle für 2024 mit ähnlichen Neuzulassungszahlen wie 2023 – also rund 240.000 Pkws.
Auch Komm.-Rat Ing. Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, sagte, dass man die knapp 240.000 Neuzulassungen von 2023 relativ sehen müsse: „Es sind um 27,4 Prozent weniger als 2019, dem letzten Jahr vor Corona und den Krisen, die danach gefolgt sind. Diese Zahl sagt schon einiges aus über die wahre Situation im Fahrzeughandel!“
Er meinte, dass die Situation immer schwieriger werde: „Im Agentursystem wird man – wie versprochen – nach einiger Zeit evaluieren müssen, ob die Margen ausreichend für die Händler sind, um überleben zu können. Ist das nicht der Fall, wird es zu Anpassungen kommen müssen.“ Positiv sei allerdings, dass die Händler im Bereich der Neuwagenhaltung entlastet worden seien, so Edelsbrunner: „Ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der aktuell hohen Zinsbelastung!“