Vor knapp 50 Jahren erhielt ich vom Masterfood Konzern den Auftrag, sein Hunde- und Katzenfutter zu promoten. Ich hatte die damals innovative PR-Idee, dafür den „Verein für verantwortungsbewusste Heimtierpflege“ zu gründen. Das Konzept funktionierte: Alle Anliegen, die mein Kunde hatte, ließen sich damit – aufgeputzt mit selbst in Auftrag gegebenen Marktforschungen und Studien – Medien, Behörden und sonstigen Meinungsmachern wertneutral unterjubeln.
15 Jahre später waren derartige Vereinsgründungen bereits PR-Standard. Auch für die ÖBB, um sich solch eines PR-Vereins als Deckmantel für die eigenen strategischen Anliegen zu bedienen. Der „Verkehrsclub Österreich“ wurde aus der Taufe gehoben und feierte im Vorjahr sein 35-Jahr-Jubiläum. Vom Start weg hat der VCÖ mit „neutralen“ Systemvergleichen die tödliche Gefahr des Autoverkehrs in den Vordergrund gerückt. Die Arie mit Verkehrstoten und -verletzten wurde rauf und runter gespielt. Mit selbst erstellten astronomischen Folgekostenberechnungen und einem daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Einsparungspotenzial wurde – im Sinne des Auftraggebers – der notwendige Wechsel vom Auto zur Schiene bewiesen. Gleichzeitig natürlich auch die „eigentliche“ Rentabilität der ÖBB.
Die VCÖ-Verteufelung des Straßenverkehrs landete 2014 im Parlament. Der Abgeordnete Dipl.-Ing. Gerhard Deimek sah im ausufernden Sponsoring des VCÖ durch die ÖBB eine Zumutung gegenüber dem Steuerzahler. 2015 betrug das VCÖ-Budget 1,3 Millionen Euro; davon kamen wieder zwei Drittel von nicht näher spezifizierten Spendern sowie Projektförderungen der öffentlichen Hand. 2017 wollte der Abgeordnete Mag. Roman Haider (FPÖ) daher vom Finanzminister wissen, wie viel Zuschüsse und Subventionen von Ministerien stammen. Zuletzt (2022) lag das VCÖ-Budget bei 1,4 Millionen, an der -Finanzierungsstruktur hat sich nichts geändert.
Immer bessere Kfz-Sicherheitssysteme führten zu immer weniger Verkehrstoten. Damit ließen sich keine spektakulären Schlagzeilen mehr erzielen. Der VCÖ musste umsatteln. Der „Klimaschutz“ wurde zur neuen Waffe gegen den motorisierten Individualverkehr. Die Zielsetzung des jubilierenden Vereins blieb gleich: Die Schiene als „Mobilitätschance“ strahlen zu lassen und die Straßen-Konkurrenz als „Stinker“ und „Klimamörder“ zu diskreditieren. Als das Verkehrsministerium unter der Leitung eines NGO-Profis zu einer Klima-Government-Organisation mutierte, wurde aus dem als „Verkehrsclub“ getarnten ÖBB-Undercover-Agenten ein ideologisches Sprachrohr der Klima-Bewegung. Dabei es geht nur sekundär um den Wechsel vom Benzin- zum Elektroantrieb. Aus der Sicht des „Verkehrsverhinderungsvereins“ sollte das Auto als Verkehrsträger so weit wie möglich überhaupt verschwinden.
Als alter Medienprofi muss ich der Lobby-Arbeit des ÖBB-Vereins Respekt zollen: Die PR-Klaviatur beherrscht er ausgezeichnet! Die vom VCÖ verbreiteten Botschaften aus dem Dunstkreis der Verkehrsministerin werden ungefiltert von staatsnahen Medien übernommen. Importeurssprecher Günther Kerle hat das auf den Punkt gebracht: Das Auto „wurde zum erklärten Feindbild einer kleinen, dafür lauten Minderheit“.
Für mich ist klar: Es muss weiterhin eine individuelle motorisierte Mobilität geben. Für alle, und nicht nur für jene, die es sich leisten können! Das Auto ist nicht die Melkkuh der Nation – eine demokratische Gesellschaft braucht die Freiheit des Autos! Es liegt auch in der Verantwortung der Autohändler, diese Botschaft laut und deutlich zu verkünden. Kontinuierlich sinkende Zulassungszahlen sollten ihnen ein deutliches -Warnsignal sein.
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