A&W: Monsieur Labaye, mit Dacia sind Sie im heurigen Händlerradar Aufsteiger des Jahres. Was kennzeichnet für Sie ein gutes Verhältnis zwischen Importeur und Händler?
Martin Labaye: Ganz kurz gesagt, der Dialog. Wir verfolgen alle ein gemeinsames Ziel, den gemeinsamen Erfolg. Um das Ziel zu erreichen, müssen wir zunächst verstehen, dass wir unterschiedliche Perspektiven einnehmen, und wir haben unterschiedliche Schwierigkeiten zu meistern. Der Schlüssel ist, das gemeinsame Ziel im Blick zu behalten, um den Kunden bestmöglich zu bedienen. Und wir müssen immer daran denken, dass wir Menschen sind, die mit Menschen zu tun haben. Unser Geschäft fußt auf Partnerschaften zwischen unseren Teams und den Teams in den Autohäusern.
Leistbare Mobilität ist das Schlagwort der Stunde. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Dacia wird von den Händlern besser beurteilt als bei jeder anderen Marke. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Labaye: Früher war die Markenpositionierung von Dacia vielleicht noch nicht so klar, jetzt ist sie ganz geschärft. Mittlerweile haben wir unser „brand territory“ abgesteckt, es ist ganz leicht zu erklären, wofür Dacia steht. Wir sind die „smart buy“-Marke für Leute, die selbstbewusst sagen: Ich kaufe, was ich brauche, nicht mehr.
Am schlechtesten schnitt Dacia bei der Lieferfähigkeit von Teilen ab – sind die Schwierigkeiten gelöst?
Labaye: Da gab es in der Tat Schwierigkeiten bei einigen Zulieferern, zunächst in der Fertigung, dann auch beim Transport. Wir versuchten, entsprechende Maßnahmen zu setzen, etwa die Bereitstellung von Ersatzwagen. Die Situation hat sich bereits etwas entspannt, aber wir spüren die Auswirkungen immer noch.
Die Zukunftsfähigkeit von Dacia beurteilt die Händlerschaft sehr positiv – trotz hauptsächlich konventioneller Antriebe.
Werden Ihnen die BEV nicht bald fehlen?
Labaye: Unsere Strategie für den Hochlauf der Elektromobilität kommunizieren wir sehr klar. Wir bereiten uns vor und werden bereit sein, wenn die Zeit kommt – sowohl in der Produktion als auch in Handel und Service.
Der Spring als BEV und der Jogger in der HEV-Variante sind die ersten Schritte, davon werden noch mehr kommen, und der „große Bruder“ Renault geht im Konzern in Sachen alternative Antriebe voraus. Die Umstellung wird sicher eine Herausforderung, aber Dacia wird dafür bereit sein.
Mit ihren Einzugsgebieten sind die Händler sehr zufrieden, was tut sich beim Händlernetz?
Labaye: Wir haben eine gute Abdeckung in Österreich und planen nicht, das Händlernetz zu erweitern.
Nicht ganz zufrieden äußern sich Händler zu Margen und Boni im Neuwagengeschäft, beurteilen die Verkaufsunterstützung aber positiv. Wie sehen Sie das?
Labaye: Wir haben ein recht einzigartiges Geschäftsmodell, das ohne Rabatte auskommt und dadurch das Verhältnis zum Endkunden von vornherein leichter macht. Es ist umso wichtiger, dass sich das Volumen und die Umsätze gut entwickeln. Ich erwarte mir, was das betrifft, eine positive Entwicklung durch den neuen Duster, der 2024 kommen wird und die Situation auch in diesem Punkt aus Sicht der Händler verbessern sollte. Wir versuchen bei Dacia grundsätzlich, die Dinge sehr einfach und klar zu halten, das beginnt beim übersichtlichen Bestellvorgang, der ohne eine Vielzahl von hunderten Optionen auskommt.
Auch die Gebrauchtwagensituation ist für die Händler nicht voll zufriedenstellend ...
Labaye: Die Leute behalten derzeit ihre Autos länger, und Dacia-Gebrauchtwagen werden stark auch privat gehandelt. Unser Ziel ist es, die Neuwagenkunden noch stärker ans Autohaus zu binden und in unserem Ökosystem zu halten. Im Grunde ist der gute Werterhalt der Fahrzeuge ein großer Vorteil.
Dacia-Händler attestieren ihrem Importeur, dass er erreichbare Ziele vorgibt, würden aber gern stärker in Entscheidungen eingebunden werden. Können Sie das nachvollziehen?
Labaye: Der Dialog und die Verbindung mit den Händlern wird sich noch weiter verbessern, je mehr wir beim Importeur mit einem dezidierten Dacia-Team arbeiten, da bin ich sehr sicher. Dacia will Dinge ein bisschen anders machen, unkonventionell und einfach sein. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, Dinge einfach mal auszuprobieren. Mit dieser Herangehensweise haben wir uns unsere Einzigartigkeit erarbeitet, und die wollen wir beibehalten und noch ausbauen.